Fluchtursache
UN: Wasser muss einen höheren Stellenwert bekommen
2,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Laut dem neuen UN-Weltwasserbericht wird der weltweite Verbrauch weiter steigen - und die Ressourcen werden knapper. Das führt zu Flucht und Migration. Entwicklungsminister warnt: Wasserproblem in Pandemie nicht vergessen.
Dienstag, 23.03.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 22.03.2021, 15:51 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Wasser wird nach Ansicht der Vereinten Nationen zu oft privatisiert, verschmutzt und verschwendet. Der Zugang zu frischem Wasser müsse einen höheren Stellenwert bekommen, auch für politische Entscheidungen, erklärte die Deutsche Unesco-Kommission am Montag in Bonn bei der Veröffentlichung des UN-Weltwasserberichts. Weltweit haben laut dem Bericht „Wasser bewerten und wertschätzen“ 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. 4,2 Milliarden Menschen haben zudem keine sicheren Sanitäranlagen.
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) warnte davor, die Katastrophe der Wasserknappheit wegen der Corona-Pandemie aus dem Blick zu verlieren, und forderte mehr internationales Engagement. Zu den akuten Fluchtauslösern wie Krieg, Verfolgung oder Gewalt zählen auch Lebensbedingungen wie Wassermangel. Mangelnde Wasser- und Sanitärversorgung ist laut Entwicklungsministerium inzwischen „eine häufige Ursache für Armut und damit für Migration.“
Der UN-Bericht verzeichnet den Angaben zufolge einen jährlichen Anstieg des globalen Wasserverbrauchs um etwa ein Prozent. Ursachen seien Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum und veränderte Konsumgewohnheiten. Im weltweiten Mittel verbrauche die Landwirtschaft 69 Prozent der Wasservorräte von Flüssen und Seen sowie Grundwasser. Bei unveränderten Trends werde der Anteil der Landwirtschaft bis 2050 nochmals um die Hälfte steigen. Dafür fehle aber das Wasser. Die Landwirtschaft brauche eine deutlich effizientere Wassernutzung. In Deutschland machten Energieversorgung, Bergbau und verarbeitendes Gewerbe 77 Prozent des Wasserverbrauchs aus, hieß es weiter.
Unesco fordert mehr als „Sonntagsreden“
Müller sagte der Düsseldorfer „Rheinischen Post“, die Weltgemeinschaft müsse sich noch stärker engagieren und bis 2030 allen Menschen Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen. Laut der UN-Agenda für nachhaltige Entwicklung soll bis 2030 für alle Menschen der Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen sichergestellt sein. Doch folgen laut der Unesco „aus diesen Erkenntnissen zu wenig Konsequenzen“.
„In Sonntagsreden sind wir uns über den Wert des Wassers einig“, sagte Ulla Burchardt aus dem Vorstand der Deutschen Unesco-Kommission. Im Alltag werde er jedoch vergessen. Die Bedeutung von Wasser könne nicht mit dem Preis der Bereitstellung für Industrie, Landwirtschaft und Haushalte gleichgesetzt werden. Es müsse vor allem der Wert von Wasser für Ökosysteme und damit als menschliche Lebensgrundlage berücksichtigt werden, mahnte Burchardt.
Jedes fünfte Kind hat nicht genug Wasser
Entwicklungsminister Müller erklärte: „450 Millionen Kinder haben weltweit laut Unicef nicht genügend Wasser – jedes fünfte Kind. In der Corona-Krise, in der Händewaschen noch wichtiger ist als sonst, ist das eine zusätzliche Gefahr.“ Besonders in Flüchtlingslagern sei der Zugang zu sauberem Wasser wichtig. „Im Krisenbogen um Syrien, wo Wasser ein knappes Gut ist, ist die Verteilung und Bewirtschaftung des Trinkwassers zentral, um Konflikten vorzubeugen.“
Auch die UNO-Flüchtlingshilfe bemängelt, dass Besonders für Menschen auf der Flucht keine ausreichende Versorgung mit sauberem Trinkwasser nicht gewährleistet ist. „Ihre Lebenssituation ist schon schwierig genug. Häufig in soziale Randbereiche abgedrängt, müssen sie um ihre Gesundheit kämpfen. Werden diese fundamentalen Rechte nicht beachtet, sind auch andere Menschenrechte und ein Leben in Würde gefährdet“, betont Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe.
Der Weltwasserbericht der Vereinten Nationen wird jährlich zum Weltwassertag am 22. März durch die Unesco und deren World Water Assessment Programme erstellt. Dazu arbeiten 31 UN-Organisationen mit der Unesco zusammen. (epd/mig) Aktuell Panorama
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