Integrationsmonitor 2020
Corona trifft Migranten auf dem Arbeitsmarkt besonders hart
Die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in Hessen macht Fortschritte – emotional, in der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt. Die Folgen der Corona-Pandemie könnten Migranten auf dem Arbeitsmarkt allerdings zurückwerfen.
Freitag, 29.05.2020, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 28.05.2020, 16:38 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Zahl der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Hessen ist in den vergangenen 15 Jahren um 650.000 auf 2,1 Millionen Personen gestiegen. Das entspricht einem Anteil von 34 Prozent. Damit rangiert Hessen im bundesweiten Vergleich auf Platz zwei. Das geht aus dem Integrationsmonitor 2020 hervor, den der Hessische Minister für Soziales und Integration, Kai Klose, vorgestellt hat.
Er geht von einem weiteren Anstieg aus: „Aufgrund der Zuwanderung, des im Durchschnitt jüngeren Alters der Migrationsbevölkerung und eines abweichenden Geburtenverhaltens wird der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund auch in Zukunft weiter steigen.“ Den Angaben zufolge hat die Hälfte der unter 18jährigen in Hessen einen Migrationshintergrund.
Corona wird Migranten treffen
Auch der Blick auf die Arbeitsmarktdaten zeigt, dass der Anteil der erwerbstätigen Menschen mit Migrationshintergrund gestiegen ist (von 58 Prozent in 2005 auf 66 Prozent in 2017), die „Lücke“ zu Personen ohne Migrationshintergrund beträgt jedoch 13 Prozentpunkte. Allerdings zählen 14 Prozent der Erwerbstätigen mit Migrationshintergrund zu den sogenannten „Working Poor“, die trotz Arbeit armutsgefährdet sind. Demgegenüber sind sechs Prozent der Erwerbstätigen ohne Migrationshintergrund armutsgefährdet.
Analog zur zunehmenden Erwerbstätigkeit sinkt die Arbeitslosenquote ausländischer Personen 2019 auf 10,6 Prozent (2018: 11,3). Sie bleibt jedoch im Vergleich zu deutschen Erwerbstätigen hoch. „Es steht zu befürchten, dass die Arbeitslosenzahlen in Folge der Corona-Krise deutschlandweit stark ansteigen werden und hierbei Menschen mit Migrationshintergrund besonders betroffen sind“, heißt es in einer Mitteilung des Integrationsministeriums.
Mehr Gymnasiasten, mehr Angst
In Bezug auf Bildung gibt es der Erhebung zufolge strukturelle Unterschieden zwischen den Bevölkerungsgruppen mit und ohne Migrationshintergrund. Allerdings sind positive Tendenzen sichtbar: So geht etwa aus dem Monitor hervor, dass immer mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund das Gymnasium besuchen und das Abitur ablegen, das sind etwa ein Viertel aller Schulabsolventen mit Migrationshintergrund. Der Anteil an Hauptschulabsolventen ist leicht rückläufig, wenngleich noch fast doppelt so hoch wie bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund.
Wie aus dem Integrationsmonitor weiter hervorgeht, fühlen sich knapp zwei Drittel der Migranten vor allem mit Deutschland verbunden. Jeder Dritte (31 Prozent) fühlt sich mit Deutschland und dem Herkunftsland gleichermaßen verbunden. Zugleich sorgen sich die hessischen Bürger – unabhängig vom Migrationsstatus – wieder zunehmend um Fremdenfeindlichkeit: 78 Prozent der Menschen mit und 89 Prozent der Menschen ohne Migrationshintergrund machten sich 2017 Sorgen über Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass, dies sind 10 bzw. 13 Prozentpunkte mehr als 2013.
Klose: Kein Platz für Rassismus
Dennoch fühlen sich 96 Prozent aller Menschen mit Migrationshintergrund wohl oder sogar sehr wohl in Hessen. „Wir müssen weiterhin alles daran setzen, dass alle Menschen in Hessen sicher und willkommen sind. Für Rassismus ist in unserem Land kein Platz“, erklärte Klose.
Zusammenfassend offenbart der Integrationsmonitor, dass in vielen Kategorien von Bildung über Einkommen bis zur Wohnsituation deutliche Unterschiede zwischen der Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund bestehen. Diese werden zwar kleiner, sind aber immer noch deutlich sichtbar. Laut Minister Klose ist dies in einer Einwanderungsgesellschaft nicht überraschend. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel
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