Nordrhein-Westfalen

Integrationsminister appelliert an liberale Muslime in Ditib

NRW-Integrationsminister Stamp appelliert an Ditib-Mitglieder, Veränderungen bei der größten islamischen Religionsgemeinschaft in Deutschland herbeizuführen - gemeint ist die enge Verbindung der Ditib mit der türkischen Religionsbehörde in Ankara.

Dienstag, 02.07.2019, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 03.07.2019, 15:48 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) dringt auf umfassende Veränderungen innerhalb des größten deutschen Islamverbands, der türkisch-islamischen Union Ditib. Vor einem Kongress zum muslimischen Engagement und der Gründung einer Koordinierungsstelle im Düsseldorfer Integrationsministerium am Montag forderte Stamp den Islamverband zur Unabhängigkeit vom türkischen Staat auf.

Die Ditib sei ein heterogenes Gebilde, sagte der Minister der Bielefelder „Neuen Westfälischen“. Manche Mitglieder und Gemeinden sehnten Veränderungen in ihrem Verband herbei. „Wir hoffen auf eine Graswurzelbewegung innerhalb der Ditib und setzen auf Vielfalt.“

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Die Ditib ist der größte Islamverband in Deutschland. Bundesweit gehören rund 900 Moscheen zu dem Dachverband, der sich als religiöse Heimat vor allem für türkischstämmige Muslime sieht. Die Ditib ist eng angebunden an die türkische Religionsbehörde Diyanet. In Deutschland predigende Imame werden aus der Türkei entsandt. Seit dem Putschversuch 2016 in der Türkei ist die Anbindung an Ankara zu einem Problem geworden. Der Generalbundesanwalt ermittelte gegen Ditib-Imame, denen vorgeworfen wurde, Anhänger des Predigers Fetullah Gülen – und damit mutmaßliche Erdogan-Kritiker – ausspioniert zu haben.

Stamp appelliert an Ditib-Mitglieder

Die Ermittlungen wurden im Dezember 2017 zwar eingestellt, aber der Verdacht der Einflussnahme aus der Türkei blieb. Die Bundesregierung stellte die Förderung von Projekten in Trägerschaft der Ditib ein. In NRW ruht die Mitgliedschaft der Ditib in einem Beirat, der im Zusammenhang mit islamischem Unterricht an Schulen im Bundesland einberufen worden war.

Stamp ermutigte liberale Mitglieder der Ditib zu einer offenen Debatte über freiheitlich-demokratische Werte. „Wir wünschen uns weniger Doktrin aus Ankara“, sagte er der Zeitung. Der stellvertretende Ministerpräsident verwies beispielhaft auf den diesjährigen evangelischen Kirchentag im Juni in Dortmund. Der Kirchentag habe als gesellschaftliches Dialogforum gezeigt, wie ethische Fragen offen ausgetragen werden könnten, unabhängig von Parteipolitik, sagte Stamp. (epd/mig) Aktuell Politik

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