António Guterres, UN, Vereinte Nationen, UNO
António Guterres (Archivfoto) © Web Summit @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Der unermüdliche Mahner

UN-Generalsekretär António Guterres mit Karlspreis ausgezeichnet

Sein Engagement für die Zusammenarbeit in Europa und weltweit hat UN-Generalsekretär António Guterres den Karlspreis gebracht. Den Festakt am Donnerstag nutzte der unermüdliche Mahner zu einem flammenden Plädoyer für europäische Werte. Für Herausforderungen Migration und Klimawandel sei ein starkes Europa nötig.

Von Jan Dirk Herbermann Freitag, 31.05.2019, 5:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 03.06.2019, 21:27 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

UN-Generalsekretär António Guterres ist für seine Verdienste um den Zusammenhalt in Europa mit den Karlspreis geehrt worden. „Für mich als bekennender Europäer und als UN-Generalsekretär hat dieser Preis eine ganz besondere Bedeutung“, erklärte Guterres bei der Verleihung am Donnerstag in Aachen. In seiner Rede warnte er vor Populismus und Nationalismus und beschwor die europäische Zusammenarbeit. Der undotierte Aachener Karlspreis wird seit 1950 an Menschen und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben.

Der frühere portugiesische Ministerpräsident erhielt die Auszeichnung für eine Neubelebung und Festigung der multilateralen Zusammenarbeit auf Grundlage der Werte der EU. Der spanische König Felipe VI. würdigte Guterres in seiner Laudatio als großen Europäer und Weltbürger. Um die Herausforderungen der Menschheit wie die Situation von Flüchtlingen und den Klimawandel anzugehen, müsse Europa gemeinsam handeln, sagte Felipe. Guterres zeige, dass die Suche nach immer engerer Einheit zwischen Völkern und Staaten Europas und das Wohl der Menschheit zusammengehörten.

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Demokratie unter Beschuss

Guterres lobte die europäische Wertegemeinschaft und rief Europa zugleich dazu auf, noch stärker gegen Nationalismus und Demokratiefeindlichkeit vorzugehen. „Die Grundsätze der Demokratie sind unter Beschuss, die Rechtsstaatlichkeit wird untergraben“, warnte er. Für eine wirklich multilaterale Weltordnung „brauchen wir unbedingt die vereinten Staaten von Europa“, unterstrich der 70-jährige Preisträger. Die großen Herausforderungen wie Klimawandel, Migration, der Aufbruch in ein digitales Zeitalter sowie Jugendarbeitslosigkeit könnten nur gemeinsam angegangen werden.

Das Ziel einer Klimaneutralität bis 2050 sei nur zu erreichen, wenn sich die Politik ändere, mahnte Guterres. Energiepolitik, Ernährung und das Management des Fortschritts müssten auf den Prüfstand gestellt werden. Der Preisträger warb für eine ökologische Steuer: Eine Steuer auf Umweltverschmutzung sei sinnvoller als auf Arbeit. Der UN-Generalsekretär beschwor zudem die Solidarität der europäischen Gemeinschaft: „Migranten zu Sündenböcken zu machen und unsere Türen für Asylsuchende zu schließen, ist kein Schutz, sondern eine Schande für das europäische Erbe.“

61. Preisträger

Der 1949 in Lissabon geborene Guterres ist der 61. Preisträger des undotierten Karlspreises. Der studierte Ingenieur trat nach der Nelken-Revolution in Portugal 1974 der Sozialistischen Partei bei. 1995 wurde er zum Ministerpräsidenten gewählt. 2005 wurde er zum UN-Hochkommissar für Flüchtlinge ernannt und übte dieses Amt bis 2015 aus. Nach seiner Wahl durch die UN-Vollversammlung trat Guterres 2017 die Nachfolge von Ban Ki Moon als Generalsekretär an.

Ehrengäste der Feierstunde in Aachen waren unter anderem der EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Zu den früheren Preisträgern gehören der französische Präsident Emmanuel Macron, Papst Franziskus, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der ehemalige US-Präsident Bill Clinton. Mit dem Jugendkarlspreis wurden bereits am Dienstag ein italienisches Radioprojekt von Studenten über das Funktionieren der Europäischen Union und das Europäische Jugendparlament Finnlands ausgezeichnet. (epd/mig) Aktuell Panorama

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  1. A.F:B. sagt:

    In der christlich geprägten Welt wird Karl der Große immer noch als positive Persönlichkeit angesehen. Man blendet gern aus, daß er 4500 Sachsen hinrichten ließ, weil sie sich weigerten, sich taufen und zu Christen machen zu lassen. Er führte einen Kriegszug gegen das muslimische Spanien, und wir können nur vermuten, was er mit den Muslimen in den von ihm dabei eroberten Gebieten gemacht hätte, hätte er diesen Feldzug wegen des Aufstands der Sachsen nicht abbrechen müssen. Die verrückte Idee, sein Reich nach seinem Ableben unter seinen drei Söhnen wie das Erbe von Privatbesitz aufzuteilen, sorgte über Jahrhunderte für Spannungen und Kriege zwischen Frankreich und Deutschland.
    Ein im Namen dieser zweifelhaften historischen Persönlichkeit verliehener Preis sollte demnach ebenfalls als zweifelhaft angesehen werden.