Streiter für Werte
Guterres erhält Karlspreis für Pluralismus, Toleranz und Dialog
Das Credo des António Guterres ist eindeutig: Kein Staat kann alleine die großen Herausforderungen wie den Klimawandel oder Flucht meistern. Nur in enger Kooperation hat die Welt eine Chance.
Von Jan Dirk Herbermann Freitag, 01.02.2019, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 05.02.2019, 23:29 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Große Ehre für den Generalsekretär der Vereinten Nationen: António Guterres wird mit dem diesjährigen Karlspreis ausgezeichnet. Das teilte das Karlspreisdirektorium in Aachen mit. Der frühere portugiesische Ministerpräsident (69) erhält den begehrten Preis für eine Neubelebung und Festigung der multilateralen Zusammenarbeit auf der Grundlage der Werte der EU und der Vereinten Nationen. Der Festakt wird am 30. Mai im Krönungssaal des Aachener Rathauses stattfinden.
Das Karlspreisdirektorium würdigte Guterres als einen herausragenden Streiter für das europäische Gesellschaftsmodell, also für „Pluralismus, Toleranz und Dialog, für offene und solidarische Gesellschaften, für eine Stärkung und Festigung der multilateralen Zusammenarbeit und für eine Staatengemeinschaft, die den existenziellen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wirksam begegnet“.
„Kein Land kann es alleine schaffen“
Wie stark ihm die Zusammenarbeit der Nationen am Herzen liegt, betont Guterres immer wieder. Egal ob er zu den Staats- und Regierungschefs in der UN-Vollversammlung in New York spricht oder ob er auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos das Wort ergreift. Seine Appelle richten sich an verunsicherte Politiker, die im Zeitalter eines wachsenden Populismus und Nationalismus den Glauben an die Kooperation nicht verlieren sollen.
Andererseits versucht Guterres auch den Feinden des Multilateralismus ins Gewissen zu reden: Von US-Präsident Donald Trump über Ungarns Regierungschef Viktor Orban bis hin zu Brasiliens Präsidenten Jair Bolsonaro. „Kein Land kann es alleine schaffen“, lautet das Credo des António Guterres. „Heute brauchen wir Multilateralismus mehr als jemals zuvor.“
Migrations- und Flüchtlingspakt
Der neunte UN-Generalsekretär drängt vor allem auf eine entschlossene Antwort der Staaten auf den Treibhauseffekt. Laut seinen Warnungen droht die Welt das „Rennen gegen den immer schneller werdenden Klimawandel“ zu verlieren. Nur wenn alle Länder konsequent auf erneuerbare Energien setzten, könnte die Menschheit den Klimawandel noch schlagen, sagt er.
Auch die anderen globalen Herausforderungen vom Terrorismus über den Kampf gegen den Hunger bis hin zur Lösung der vielen bewaffneten Konflikte können aus seiner Sicht nur gemeinsam gelöst werden. Gerne verweist Guterres auf zwei wegweisende UN-Abkommen, die in seiner Amtszeit zustande kamen: Der heftig diskutierte UN-Migrationspakt und der UN-Flüchtlingspakt. Diese Vereinbarungen sollen das Los der Migranten und Flüchtlinge verbessern – sie sollen aber auch den Multilateralismus stärken.
Signal gegen die ‚Mein-Land-First‘-Haltung
Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU), erklärte, die Karlspreis-Entscheidung für Guterres sei ein klares Signal gegen die ‚Mein-Land-First‘-Haltung mancher Regierungen und Staaten.
Guterres, geboren 1949 in Santos-o-Velhos, Lissabon, ist der 61. Preisträger des undotierten Karlspreises. Der studierte Ingenieur trat nach der Nelken-Revolution in Portugal 1974 der Sozialistischen Partei bei. 1976 errang er erstmals ein Mandat im Lissabonner Parlament. 1995 wurde er zum Ministerpräsidenten gewählt und wurde 1999 im Amt bestätigt. Nach der Niederlage der Sozialistischen Partei bei den Kommunalwahlen 2001 trat er von seinem Amt zurück.
Karlspreis seit 1950
Er vermittelte in den Konflikten um Osttimor und in Angola. 2005 wurde er zum UN-Hochkommissar für Flüchtlinge ernannt und übte dieses Amt bis 2015 aus. Nach seiner Wahl durch die UN-Vollversammlung trat Guterres 2017 die Nachfolge von Ban Ki Moon als Generalsekretär an.
Der Aachener Karlspreis wird seit 1950 an Menschen und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Zu den früheren Preisträgern gehören der französische Präsident Emmanuel Macron, Papst Franziskus, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der damalige US-Präsident Bill Clinton. (epd/mig) Aktuell Feuilleton
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