Mehrheit der Muslime säkular
Experte: „Markt für islamisches Bankwesen ist begrenzt“
In Großbritannien ist das islamische Bankwesen erfolgreich. Ökonom Matthias Casper glaubt aber nicht, dass sich dieses Modell auch in Deutschland durchsetzt. Grund: die meisten Muslime in Deutschland kommen aus der säkular geprägten Türkei.
Von Jana-Sophie Brüntjen Dienstag, 19.02.2019, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 21.02.2019, 16:19 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Ökonom und Rechtswissenschaftler Matthias Casper glaubt nicht, dass das islamische Bankwesen in Deutschland so erfolgreich sein wird wie beispielweise in Großbritannien. „Der Markt für Islamic Banking ist begrenzt“, sagte er dem „Evangelischen Pressedienst“ in Münster. Zum einen gebe es hierzulande nicht so viele Muslime wie zum Beispiel in Großbritannien, zum anderen stamme ein Großteil der in Deutschland lebenden Muslime aus der säkular geprägten Türkei.
Die einzige islamische Bank in Deutschland habe etwa so viele Kunden wie eine kleine bis mittlere Volksbank, sagte Casper, der an der Universität Münster lehrt. Islamische Banken betreiben nur Geschäfte, die mit dem islamischen Recht, der Scharia, übereinstimmen. Das islamkonforme Bankwesen beruht laut Casper auf drei Säulen: dem Verbot von Zinsen (Riba), dem Verbot aller Geschäfte mit Glücksspielcharakter (Maysir) und dem Verbot der Spekulation und Unsicherheit (Gharar). „Was genau unter islamkonforme Bankgeschäfte fällt, ist aber umstritten“, sagte Casper. Islamic Banking sei von verschiedenen Rechtschulen mit unterschiedlichen Auslegungen geprägt – wie die gesamte Religion.
Zwei große Denkfabriken
Um sicherzugehen, dass islamische Banken nur islamkonforme Finanzprodukte anbieten, orientierten sie sich meist an den Leitlinien zweier großer Denkfabriken, einer eher konservativen aus Bahrain und einer liberaleren aus Malaysia. Dazu habe jede islamische Bank eine Art Scharia-Rat aus islamischen Rechtsgelehrten, der die einzelnen Produkte überprüfe.
Besonders das Verbot der Unsicherheit werde unterschiedlich streng ausgelegt, sagte Experte Casper. „Ein gewisses Restrisiko wird aber akzeptiert.“ Das Zinsverbot werde derweil durch eine Art Parallelkauf (Murabaha) umgangen: Die Bank kauft dafür zum Beispiel ein Auto zum normalen Marktpreis. Danach verkauft sie es mit einem vorher vereinbarten Aufschlag an den Kunden, der den Preis in Raten zurückzahlt.
Ethische Investitionen
Ein anderes Finanzprodukt islamischer Banken seien sogenannte Partizipationskonten, sagte Casper. Wollen Kunden Geld anlegen, investieren die Banken das Geld in – aus islamischer Sicht – ethische Unternehmen. „Verboten sind zum Beispiel Rüstungsunternehmen oder Firmen, die in der Schweinefleisch-, Alkohol- oder Rotlicht-Branche aktiv sind.“ Die Unternehmen beteiligen die Bank an ihren Gewinnen. Die Bank schüttet diesen Gewinn dann wiederum an ihre Kunden aus.
„Diese islamkonformen Finanzprodukte sind in der Regel etwas teurer, weil sie umständlich sind“, sagte Casper. Dass islamische Banken für andere Menschen als religiöse Muslime interessant sind, hält er für unwahrscheinlich. Für Menschen, die nicht in die Rüstungsindustrie oder hochriskante Anlagen investieren wollen, gebe es genug andere Angebote im Bereich des sogenannten Ethical Bankings. Anders sehe es zum Beispiel im stark muslimisch geprägten Malaysia aus: Dort seien auch viele ethnische Chinesen Kunden islamischer Banken. (epd/mig) Aktuell Wirtschaft
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Lohnt sich eine Replik? Nein. Allenfalls ein paar glasklare Bemerkungen zum hier zitierten Professor aus Münster. „Der Ökonom und Rechtswissenschaftler Matthias Caspar glaubt nicht … dass sich Islam Banking in Deutschland durchsetzt.“ Glauben Sie bitte an unseren Herrgott, Herr Caspar und nicht an evangelikale Wunschträume. Und legen Sie uns als Wissenschaftler bitte eine empirische Untersuchung vor. Haben Sie nicht? Das dachte ich mir. Bei Ihrem Naheverhältnis zur Evangelischen Landeskirche und der verbundenen Presseagentur epd liegt der Verdacht nahe, dass evangelikal-nationale Kreise bei Ihnen in der Provinz von Westfalen dieses Negativinterview bestellt haben. Derzeit wird in diesen Kreisen ja heftigst missioniert wie wir Muslime sehr wohl wissen. Der Grand Imam von Al Azhar in Kairo hat dies mehrfach erwähnt. Während jedoch der Vatikan nach dem Abtreten des „deutschen Papstes“ dem Islam Banking gegenüber wieder sehr aufgeschlossen gegenüber auftritt, haben sich die Evangelikalen wieder in den Mief von Martin Luther zurückgezogen.
Professor Caspar, ich bestreite Ihnen als Consultant für die Halal-Wirtschaft und als Gründer von halal.li und als Muslim schlicht die Kompetenz für Ihr Urteil, wobei die im epd-Bericht erwähnten Fakten im Übrigen in wenigen Minuten zu googeln sind. Als Islamwissenschaftler und als Fachmann für Islamic Finance sind Sie bisher nicht aufgefallen. Möchten Sie jetzt mit Hilfe der epd-Missionare ebenfalls auf den Zug islamphober Publizisten aufspringen und womöglich für Ihre Erkenntnisse auch noch Geld verdienen? Oder geht es Ihnen darum, sich beim obersten Dienstherrn in Düsseldorf beliebt zu machen?
Woher stammen eigentlich Ihre Erkenntnisse über die türkische Community in Deutschland? Sie langweilen uns mit der Erkenntnis „die meisten Muslime in Deutschland kommen aus der säkular geprägten Türkei“. Hört, hört! Keine Rede von „Sultan“ Erdogan? Wie wir alle wissen sind die Türkinnen und Türken vom Islam geprägt und nehmen die Gebote der Religion sehr ernst. Sie mögen nicht jeden Freitag die Moschee besuchen und nicht fünfmal am Tag beten, aber die Speisegebote, den Ramadan, das Opferfest und das Alkoholverbot halten mehr als dreiviertel der Türken ein. Sie würden auch das Zinsverbot einhalten, gäbe es für islamische Finanzregeln angepasste Gesetze wie in Grossbritannien. Ich habe auf Facebook rund 10`000 meist türkischstämmige Freunde und Abonnenten. Für die meisten von ihnen sind Ihre Schlussfolgerungen Unsinn und allenfalls beleidigend.
Dass islamische Banken für andere Menschen als religiöse Muslime interessant sind, halten Sie, Herr Caspar, „für unwahrscheinlich“. Haben Sie hier eine Wetterprognose für Westfalen abgegeben oder in die Glaskugel geschaut? Geben Sie uns bloss keine Börsentipps, die taugen dann wohl ebenso wenig wie Ihre Prognose zum Islam Banking.
LeserInnnen meines Kommentars mögen sich bei der ersten islamkonformen Bank Deutschlands, der KT Bank informieren. https://www.kt-bank.de/ Sie hat inzwischen in Frankfurt, Berlin, Köln und Mannheim Filialen. Hinter der KT Bank ( Abkürzung für Kuveyt-Türkiye) steht Kapital und Knowhow aus Kuwait und natürlich auch aus der Türkei – ihr Ruf ist also für die meisten Deutschtürken weitaus vertrauenserweckender als gegenwärtig das miese Image der Deutschen Bank. Und auch dies: in einer Zeit des wachsenden Türkenhasses, der unbewältigenden NSU-Morde und täglicher rechtsradikaler Übergriffe auf Türken, ist ein türkisches Finanzprodukte wie jene der KT BANK gefragter denn je. Sorgen Sie, Professor Caspar, gefälligst dafür, dass diese Finanzprodukte vom Gesetzgeber nicht weiter diskriminiert werden. Salam.
Obwohl die „islamische“ KT-Bank vermutlich – aus den im Beitrag genannten Gründen – daran interessiert wäre, möglichst viele Kunden zu bekommen, um ihr Kapital zu erhöhen, verweigert sie „aus geschäftspolitischen Gründen“ einem potentiellen Kunden die Eröffnung eines Kontos in ihrem Hause. Was sich hinter diesen „geschäftspolitischen Gründen“ vermutlich verbirgt, geht aus der Mitteilung eines Bankfachmanns hervor: „Europäische Banken haben oft bei KYC, Know your client, ein Problem, wenn Google Reizthemen ausspricht. Der Kunde muß Vermögensherkunft und moderate Ansichten beweisen, sonst wird die Bank belangt. Eine indirekte Außerkraftsetzung von Grundrechten.“
Selbstverständlich hat der betroffene potentielle Kunde kein – wie von ihm erwartet – Verständnis für eine solche Behandlung. Er wurde weder dazu aufgefordert, seine Vermögensherkunft noch moderate Ansichten nachzweisen, vermutlich – sollte die genannte Vermutung zutreffen – haben der Geschäftsführung die Angaben genügt, die sie über ihren potentiellen Kunden ergoogelt haben, gleich sie den Tatsachen entsprechen oder nicht. Nun wird der potentielle Kunde wohl versuchen, sein Vermögen ins Ausland zu transferieren, um es dort auf andere Weise schari´a-konform anzulegen. Die KT-Bank wird er dann jedoch nicht weiterempfehlen, sondern ihr Verhalten als den islamischen Verhaltensregeln widersprechend kritisieren.