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Eine traurige Frau (Symbolfoto) © ukg.photographer @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Stellungnahme

Forscher fordern mehr Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge

Viele Flüchtlinge werden auf der Flucht traumatisiert. Führende Wissenschaftler schlagen jetzt Alarm. Sie fordern schnelle Hilfe und differenzierte Behandlungskonzepte.

Mittwoch, 25.04.2018, 6:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 25.04.2018, 17:10 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Führende Wissenschaftler haben sich für eine bessere Versorgung von traumatisierten Flüchtlingen ausgesprochen. Eine schnelle Identifizierung sowie passende Hilfs- und Therapiemaßnamen könnten eine gelungene Integration in die Gesellschaft befördern, heißt es in einer am Dienstag in Halle und Berlin veröffentlichten Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina sowie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Die Forscher empfehlen deshalb differenzierte Begleit- und Behandlungskonzepte.

„Flüchtlinge erleben häufig vor und während der Flucht ein immenses Ausmaß an Gewalt und lebensbedrohlichen Situationen oder wurden Zeugen von solchen traumatisierenden Ereignissen“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Bei vielen Betroffenen führten diese Erfahrungen zu psychischem und körperlichem Leid. Ein Teil der Flüchtlinge sei dadurch nicht in der Lage, den Alltag zu bewältigen, soziale Beziehungen einzugehen oder eine neue Sprache zu erlernen.

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Traumatische Belastungen könnten zudem negative Folgen für die nachfolgenden Generationen der Betroffenen haben. Die Forscher sprechen sich dafür aus, allen Flüchtlingen direkt nach der Aufnahme in kommunalen Unterkünften ein Screening anzubieten, um einen möglichen Behandlungsbedarf zu erkennen.

Wissenschaftler für differenziertes Versorgungsmodell

Allerdings benötigten nicht alle traumatisierten Flüchtlinge eine vollumfängliche Psychotherapie. Die Wissenschaftler empfehlen ein „differenziertes Unterstützungs- und Versorgungsmodell“, das niederschwellige Unterstützungsmaßnahmen und professionelle psychotherapeutische Angebot miteinander verbinde. Sogenannte Peer-Berater, die den kulturellen Hintergrund und die Sprache mit den Betroffenen teilen, aber auch mit den Gegebenheiten in Deutschland vertraut sind, sollten dabei eine zentrale Rolle spielen. Schwer traumatisierte Flüchtlinge dagegen benötigten eine psychotherapeutische Behandlung durch approbierte Therapeuten.

„Die vorgeschlagenen Maßnahmen können dazu beitragen, dass die psychische Integrität der Betroffenen wiederhergestellt wird und dass negative Folgen für die Kinder der Betroffenen sowie für die Gesellschaft als Ganzes vermindert oder vermieden werden“, betonten die Forscher weiter. Zur Umsetzung der Vorschläge müssten die entsprechenden Akteure in Länder und Kommunen auch finanziell dazu in die Lage versetzt werden. (epd/mig) Aktuell Panorama

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