Skandal
Diskussion um NS-Symbolik in sächsischem Polizeifahrzeug
Einen Sturm der Entrüstung hat die sächsische Polizei im Internet ausgelöst. Sie präsentierte ein Anti-Terror-Panzerfahrzeuge, auf deren Sitzen Logo-Stickereien und eine frakturähnliche Schrift an NS-Symbolik erinnert. Die Grünen verlangen Aufklärung.
Dienstag, 19.12.2017, 6:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 14.01.2018, 22:07 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
In Sachsen sorgt ein Schriftzug auf den Sitzen eines neuen Panzerfahrzeugs zur Terrorabwehr für Aufsehen. Ein Sprecher des Landeskriminalamts (LKA) in Dresden wies am Montag Vorwürfe zurück, wonach das Logo in dem Fahrzeug an NS-Symbolik erinnere. „Das ist weder gesetzeswidrig, noch hat das Logo etwas mit Rechtsradikalismus zu tun“, sagte er der Leipziger Volkszeitung. Das betreffende Logo des Spezialeinsatzkommandos (SEK) gebe es bereits seit 1991, man habe die Bestickung so in Auftrag gegeben, fügte er hinzu. Jedoch werde man angesichts der aufgekommenen Kritik „die Sache noch einmal neu bewerten“.
Der umstrittene Schriftzug „Spezialeinsatzkommando Sachsen“, der in Frakturschrift gehalten ist und durch einen Lorbeerkranz komplettiert wird, ziert die Sitze des Panzerfahrzeugs „Survivor R“. Der Rüstungskonzern Rheinmetall hatte das Fahrzeug am Freitag an die sächsische Polizei übergeben, ein zweites soll folgen.
Da bestellt die sächsische Polizei zwei Panzerfahrzeuge bei #Rheinmeltall und bekommt die Sitze so bestickt… Im Jahr 2017 … #Sachsen #FroheWeihnachten pic.twitter.com/Mw5p5i5CWd
— Konstantin v. Notz (@KonstantinNotz) 18. Dezember 2017
Landeskriminalamt: „Hier ist nichts Schlechtes passiert“
Der Grünen-Politiker und langjährige Bundestagsabgeordnete Volker Beck forderte das sächsische Innenministerium wegen des Schriftzugs in der Nacht zu Montag auf Twitter dazu auf, die Bestelldokumente für das Fahrzeug öffentlich zu machen. Die Grünen im sächsischen Landtag stellen eine kleine Anfrage an die Dresdner Landesregierung, um in Erfahrung zu bringen, wer die Bestickung der Sitze veranlasst hat.
Ich hätte da mal ein paar Fragen zum "Survivor R" der Polizei #Sachsen an @SMIsachsen und bin auf die Antworten gespannt pic.twitter.com/NQ8dxWAc6s
— Valentin Lippmann (@VaLippmann) 17. Dezember 2017
„Hier ist nichts Schlechtes passiert“, sagte der LKA-Sprecher der LVZ: „Das ist eine Eigenkreation und nichts aus der Vergangenheit.“ Die Krone über dem sächsischen Wappen stehe für den internen Funkruf-Namen des SEK, die beiden Löwen innerhalb des Lorbeerkranzes gehörten zur Stadt Leipzig, wo das Kommando beheimatet ist, sagte er weiter.
Ministerium weist Vorwürfe zurück
Das Logo sei nach der Wende „quasi als Aufbauhilfe von den Kollegen aus Baden-Württemberg mitgebracht“ worden, fügte der Sprecher hinzu. In ähnlicher Form werde es auch von Einheiten in anderen Bundesländern verwendet.
Das sächsische Innenministerium hatte bereits am Sonntag Vorwürfe wegen des Schriftzugs zurückgewiesen. Das Fahrzeug sei mit „dieser Bestickung der Sitze vom Hersteller so ausgeliefert“ worden, twitterte das Ministerium. „Auch wenn die vom Hersteller gewählte Schriftart nicht dem Markenhandbuch entspricht: Darin ein Indiz für rechte Attitüde zu sehen, weisen wir entschieden zurück“, schrieb die Behörde. (epd/mig)
Seit gestern erreicht uns und die @PolizeiSachsen viel Kritik nach Übergabe des sondergeschützten Fahrzeugs #SurvivorR, vor allem wegen eines auf die Sitze gestickten SEK-Logos. Inzwischen haben wir den Sachverhalt mit allen Beteiligten nachvollziehen können: pic.twitter.com/gjijtixAat
— SMI Sachsen (@SMIsachsen) 18. Dezember 2017
Was soll man da auch machen? @SMISachsen #Sachsen #SEK #Survivor pic.twitter.com/KRHSbLcWq1
— extra3 (@extra3) 18. Dezember 2017
Leitartikel Panorama
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Meine Wenigkeit selbst ist noch mit in den Schriftarten Fraktur und Schwabacher gedruckten Büchern aufgewachsen. Deren Gebrauch läßt mich weniger an die NS-Zeit denn an die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg denken. Im Gegenteil: Wie es heißt, wollte Adolf Hitler diese Schriftarten zuletzt abschaffen lassen, da er sie irrtümlich für eine Erfindung der Juden hielt. Zu beanstanden habe ich an dem umstrittenen Schriftzug „Spezialeinsatzkommando Sachsen“ nicht, daß er in Fraktur gehalten, ist, sondern daß darin stilwidrig das runde anstelle des langen s (ſ) verwendet wird: „Spezialeinſatzkommando Sachſen“. Ansonsten wäre es durchaus begrüßenswert, diese im Spätmittelalter entstandene Schriftart wieder häufiger zu verwenden, da die meisten heutigen Deutschen sie nicht oder nur mit Mühe zu entziffern vermögen und dadurch zwischen ihnen und ihrem schriftlichen kulturellen Erbe ein Hindernis steht, wenn sie in Bibliotheken ältere Bücher lesen wollen. Will man schon Fraktur und Schwabacher wieder verwenden, so sollte man das mit etwas längeren Texten tun, damit die Leute besser Gelegenheit haben, sich darin zu üben und daran zu gewöhnen.
Doch was sollen die beiden stilisierten Flügel in diesem Emblem? Sie erinnern an die Flügel des von den Nazis zweckentfremdeten römischen Adlers. In sächsischen Wappen kommt allenfalls ein Löwe vor, aber kein Adler, und warum soll der Lobeerkranz mit dem sächsischen Landeswappen darin geflügelt sein?
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