Besser Schneider heißen

Jobcenter benachteiligen Menschen mit ausländischen Namen

Ausländer werden in Jobcentern schlechter behandelt als Deutsche. Bei Anfragen erhalten sie häufiger unzureichende Informationen. Das haben Wissenschaftler in einem Experiment herausgefunden.

Mittwoch, 13.09.2017, 4:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:43 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Mitarbeiter von Behörden neigen zur Diskriminierung, wenn sie Anfragen von Menschen mit ausländischen Namen erhalten. Das haben Wissenschaftler vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung in einem Experiment herausgefunden. Sie verschickten E-Mails an alle deutschen Jobcenter und stellten Fragen zum Thema Hartz IV. Dabei erhielten Menschen mit türkischen oder rumänischen Namen qualitativ schlechtere Auskünfte als Menschen mit deutschen Namen.

In dem Experiment haben die Forscher in den Jahren 2014 und 2015 fiktive E-Mails an 408 Jobcenter geschickt. Die Forscher verwendeten sechs deutsch, türkisch und rumänisch klingende Namen. Die Mails variierten unter anderem in Berufsbezeichnung, Geschlecht und Sprachstil.

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Ausländer erhalten weniger Infos

In den Mails fragten die potenziellen Antragsteller, welche Unterlagen für eine Antragstellung beim Arbeitslosengeld II benötigt würden und ob auch Unterlagen von Familienangehörigen für den Antrag wichtig seien. Im Nachgang analysierten die Wissenschaftler die Antworten der Jobcenter.

Das Ergebnis zeigt: Die Jobcenter beantworteten unabhängig vom Namen alle Mails, aber die Fragesteller mit ausländischen Namen erhielten häufiger unzureichende und weniger detaillierte Informationen. Das Informationsdefizit hätte sie davon abhalten können, einen Antrag auf eine Grundsicherung nach Hartz IV zu stellen.

Migranten werden schlechter behandelt

Jobcenter unter kommunaler Verwaltung schnitten dabei deutlich schlechter ab als Jobcenter, die direkt der Bundesagentur für Arbeit unterstellt sind. Gleichermaßen schnitten westdeutsche Behörden schlechter ab als ostdeutsche Behörden.

Welche Arbeitsagentur welche E-Mail erhielt, wurde in dem Forschungsprojekt zufällig festgelegt. Somit konnten die Autoren sicherstellen, dass nur die Namen (und nicht andere Faktoren) erklären, warum Menschen mit Migrationshintergrund anders behandelt werden.

Die Studie von Anselm Rink (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) und Johannes Hemker (zum Zeitpunkt der Studie an der Columbia University) wurde unter dem Titel „Multiple dimensions of bureaucratic discrimination: Evidence from German welfare offices“ im American Journal of Political Science veröffentlicht. (es Leitartikel Panorama Studien

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