Flüchtlingsheim, Flüchtlingsunterkunft, Asylbewerber, Berlin, Hellersdorf
Eine Flüchtlingsunterkunft in Berlin Hellersdorf (Archiv) © Thomas Rossi Rassloff @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Forschungsbericht

Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen kaum erforscht

Welche Konflikte entstehen bei der Aufnahme und Unterbringung von Geflüchteten? Wie gehen Kommunen mit damit um? Wie verhindern sie ihre Entstehung? Ein neuer Bericht zeigt Aufgaben und Strategien.

Mittwoch, 09.08.2017, 4:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:43 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

In den vergangenen Jahren haben Kommunen große Anstrengungen unternommen, um neu angekommene Flüchtlinge unterzubringen, ein friedvolles Zusammenleben zu ermöglichen und gute Startvoraussetzungen für die lokale Integration zu schaffen. Dennoch ist die Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen nicht frei von Konflikten geblieben. In einigen Städten haben sich bereits vorhandene Konflikte, zum Beispiel um Wohnraum oder um soziale Angebote, deutlich verschärft. An anderen Orten sind ganz neue Konflikte aufgetreten – innerhalb von Gemeinschaftsunterkünften und um die Einrichtung von Flüchtlingsunterkünften im lokalen Umfeld.

Wie Kommunen mit diesen Konflikten umgehen und wie sie ihre Entstehung verhindern haben das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück (IMIS) und das Internationale Konversionszentrum Bonn (BICC) untersucht. Für den Forschungsbericht wurden wissenschaftliche Publikationen aus diversen Disziplinen, in denen verschiedene Konfliktkonstellationen untersucht werden, ausgewertet und zusammengefasst.

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Kompetenzen müssen aufgebaut werden

„Aktuelle Studien zeigen, dass zahlreiche Akteure an Konflikten um die Unterbringung von Flüchtlingen beteiligt sind , neben den Geflüchteten selbst auch Anwohner, Betreiber von Unterkünften, Lokalpolitiker oder auch Verwaltungsmitarbeiter, und dass eine nicht ausreichende Kommunikation konfliktfördernd wirkt“, erklärt Isabella Bauer, Friedenswissenschaftlerin und Autorin des Forschungsberichtes. Daher sei es besonders wichtig, dass Kommunen frühzeitig Methoden der Bürgerbeteiligung, Gewaltprävention und Konfliktmediation einsetzen, um Konflikten vor Ort vorzubeugen und ihnen angemessen begegnen zu können.

Download: Der Forschungsbericht „Unterbringung von Flüchtlingen in deutschen Kommunen: Konfliktmediation und lokale Beteiligung“ ist auf der Website des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes „Flucht: Forschung und Transfer“ abrufbar.

Aus den Erkenntnissen der Forschung leitet die Autorin auch konkrete Handlungsempfehlungen für die Kommunalpolitik ab. „Sind in einer Kommune keine ausreichenden Kompetenzen der Gewaltprävention und konfliktsensitiven Flüchtlingsarbeit vorhanden, so sollten sie diese dringend durch Schulungen aufbauen oder externe Konfliktberater von außen hinzuziehen“, so Bauer. Zudem sollten im Umfeld von Flüchtlingsunterkünften dauerhafte Konfliktmediationsstrukturen wie Beschwerdestellen, Ombudsleute oder Konfliktlotsen, aber auch Begegnungsmöglichkeiten eingerichtet werden.

Forschung äußerst lückenhaft

Laut Bericht ist die Forschung zu diesem Thema in Deutschland bisher äußerst lückenhaft. Die Sichtweisen und Handlungsstrategien von Flüchtlingen im Kontext dieser Konflikte seien bislang überhaupt nicht untersucht worden. Die im Bericht zusammengefassten Ergebnisse bildeten daher einen Ausgangspunkt weiterer interdisziplinärer Forschung.

„Umfassende und langfristig angelegte Forschungsvorhaben sind notwendig, um vertiefte Erkenntnisse über Konfliktkonstellationen, lokale Dynamiken und die Wirkung von Gewaltprävention und Konfliktbearbeitung zu erzielen. Erst auf dieser Grundlage können kommunale Politik und Praxis der Flüchtlingsarbeit angemessen beraten werden“, erläutert Conrad Schetter, Direktor des BICC und Mitherausgeber der Studie. Leitartikel Panorama Studien

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