Schwarz-weiße Verdachtsmomente

Polizeiforscher: Bei Ermittlungen gibt es Rassismus – manchmal auch ungewollt

Personenkontrollen wegen der Hautfarbe sind verboten und trotzdem Alltag, berichten Betroffene. Auch Polizeiforscher gehen davon aus, dass es das sogenannte Racial Profiling immer wieder gibt - auch wenn Beamte nicht gezielt diskriminieren wollen.

Von Miriam Bunjes Dienstag, 24.01.2017, 4:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 29.01.2017, 12:37 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Sandyha Kambhambati wurde schon 23 Mal polizeilich kontrolliert, seit die US-amerikanische Journalistin vor neun Monaten mit einem Stipendium nach Berlin kam. Beim Joggen im Park, „während ich mit einer Gruppe weißer Freunde herumstehe“, wird sie von Polizisten herausgepickt: Ausweiskontrolle. „Warum ich?“ fragt sie jetzt in einem Online-Beitrag.

23 Kontrollen überzeugen die Tochter indischer Eltern: Es ist ihre Hautfarbe. Die Journalistin ärgert diese Wahrnehmung als Verdächtige, sie recherchiert über Racial Profiling bei der deutschen Polizei. „Gibt es nicht, weil es illegal ist“, wird ihr mitgeteilt. Ihr Fazit ist jedoch: „Ich habe es anders erlebt. Und ich bin nicht die einzige.“

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Racial Profiling – Fahndung allein aufgrund des Äußeren – ist diskriminierend und deshalb verboten, entschieden Gerichte. Es muss für Polizeimaßnahmen andere Erkenntnisse geben: Verhalten, eine Gefahrensituation. Kontrollen ohne konkreten Verdacht sind zur Verhinderung illegaler Einwanderung und an als gefährlich eingestuften Orten rechtmäßig.

„Natürlich gibt es hier racial profiling“

„Das bietet natürlich einen Nährboden für Ungleichbehandlung“, sagt Soziologe Rafael Behr von der Akademie der Polizei Hamburg. Und könne zu „sich selbst bestätigender Verdachtsschöpfung“ führen: „Eine Gruppe, die schon einmal erfolgreich kontrolliert wurde, wird verstärkt kontrolliert – und schon der Hinweis, dass es einen Eintrag in der Datenbank gab, bestätigt den Erfolg der erneuten Kontrolle.“ Das bestärke Vorurteile.

Kontrollen – und damit Verdacht – erleben Menschen mit dunkler Haut immer wieder, sagt Tahir Della von der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD). „Natürlich gibt es hier racial profiling, viele Bürger erleben es ja.“ Anlasslose Kontrollen nehmen nach der Einschätzung von ISD zu, „Statistiken dazu werden ja leider nicht geführt.“ Die ISD fordert Änderungen im Polizeigesetz und unabhängige Beschwerde- und Dokumentationsstellen: Warum wurde kontrolliert? Was ist dabei herausgekommen? „Sich damit kritisch auseinanderzusetzen, würde Polizeiarbeit schon verändern“, glaubt Della.

Polizeiberuf anfällig für Diskriminierung

Auch Polizeiausbilder Behr sieht den Beruf anfällig für Diskriminierung. „Offener Rassismus ist aber nicht institutionell gestützt.“ Der Blick auf Menschen könne sich im Beruf verengen. Wer ständig Erfahrungen mit problematischen Personen macht – in bestimmten Vierteln mit Migranten, Süchtigen oder ärmeren Menschen – laufe Gefahr, Menschen pauschal nach ethnischen oder sozialen Merkmalen Taten zuzuordnen. Das wirke diskriminierend – auch wenn das nicht das Ziel war. „Welche Fehler dann geschehen können, zeigen die NSU-Morde, bei denen sich alle Ermittler auf Migranten als Täter festlegten und die Rechtsextremisten übersahen.“ Racial Profiling finde im Alltag statt, ist Behr überzeugt.

Bei der Polizei sollte Racial Profiling...
    verboten sein. (46%)
    erlaubt sein. (37%)
    nur ausnahmsweise zulässig sein. (17%)
     
    Wird geladen ... Wird geladen ...

    In der Ausbildung werde diese selektive Wahrnehmung thematisiert, im Berufsalltag dann viel zu wenig, sagt Daniela Hunold von der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster. Die Kriminologin hörte bei ihrer Forschung über Polizeiarbeit in multiethnischen Städten Beamte Delikte häufig ethnisch zuordnen – vor allem im Gespräch untereinander.

    Kaum Forschung zu Racial Profiling

    „Im Umgang mit den Bürgern war das aber weitestgehend unsichtbar.“ Und: Je besser die Beamten die Bewohner eines Viertels kannten, desto differenzierter handelten sie. Aber: Im Alltag müssten Polizisten Menschen in Kategorien wie „gefährlich-ungefährlich“ und „verdächtig-unverdächtig“ sortieren – oft unter Zeitdruck. Und gleichzeitig nicht diskriminieren. „Das ist schwierig, deshalb ist eine Fehlerkultur bei der Polizei enorm wichtig.“

    Dass sie fehlt, werde beim Umgang mit dem Thema Racial Profiling deutlich. Kritik werde schnell zurückgewiesen, es gebe auch kaum Forschung und Daten. Entsprechend wenig werde an Mechanismen im Arbeitsablauf gearbeitet, die Diskriminierung vorbeugen. „Die Polizei muss selbstkritisch mit dem Thema umgehen“, fordert auch der Soziologe Behr. (epd/mig) Leitartikel Panorama

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    1. Zoran Trajanovski sagt:

      In Deutschland will man darüber nicht Reden oder sucht man ausdrucke die Rassisten nicht verletzen soll?
      Wo Leben wir den eigentlich?
      In Deutschland wurde über alles berichtet nur die Opfer Polizeiliche und Juristische Gewalt durfen sich nicht zu Wort melden. Warum eigentlich nicht?
      Die Würde des Opfers ist nicht unantastbar.
      Deshalb kolektiwes schweigen in BRD. Ist das Demokratisch?

    2. Zoran Trajanovski sagt:

      Ich bin Opfer von Strukturele Rassismus bei der Polizei in Zollernalbkreis und Justizie in Hechingen.
      Aber mein Leiden, Erniedrigung, Demütigung, die ich auf mein Leib und Seele einnemen müssen interesirt in BRD keinen. Man will darüber nicht berichten weil der Opfer ein Migrant ist.
      Umgekehrt wäre das ganz anders. Verfilmunge für Banalitäten nicht ausgeschlossen. Das hat mit Egoismus und Kulturelle haltung von Deutschen zum tun. Partizipation in Macht.O. von Migr. nicht erwuscht.

    3. Zoran Trajanovski sagt:

      In die Öffentlichkeit will man über Strukturelen Rassismus bei der Polizei und Justizien und anderen Sicherheits Behörden nicht reden.
      Es geht dabei um Elementaren Menschenrechtsverletzungen höchste Grade.
      Die jenige die nicht gefoltert sind können nicht wiessen
      zu welchi Methoden die Mächtigen greifen und Menschen für Rest seins Leben zu vernichten.
      In einen zunehmende Rassistisch Herschend Zeitgeist
      muss man offen Diskutieren können.

    4. Zoran Trajanovski sagt:

      Angezogen wie ein Geschäfts Mann, lautete der Fazit von Kriminalpolizei.
      Mit große Wahrscheinlichkeit ist ein Kunsthändler-besagte ARGE. Menschenhändler, Falschgeld,…….
      Für Rassistische Herschende Zeitgeist alles Gewohnheit. Noch eine trauf damit die Kriminelle Energie von Mächtige Bande vertuscht und verheimlicht wird. Wem Interessiert ein Migrant? Was mit vorurteile begonnen hatte bekam Lebensbedroheliche zustände.
      Im Grunde war nur Politisch Denkende Mensch.