Ditib schweigt
Zentralrat der Muslime verteidigt Imame aus der Türkei
Der Streit um die Bezahlung von Imamen aus dem Ausland hält an. Jetzt hat der Zentralrat der Muslime die Forderung zurückgewiesen, den Import von Imamen zu stoppen. Gewisse Änderungen seien zwar nötig, das gehe aber nicht "par odre du mufti aus Bayern".
Mittwoch, 27.04.2016, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 29.04.2016, 9:27 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat die Forderung zurückgewiesen, den Import von Imamen zu stoppen. Diese Forderung sei „verfassungswidrig, von Doppelmoral durchzogen und nicht zielführend, weil sie Fanatiker stärkt“, sagte der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek der Neuen Osnabrücker Zeitung.
In der Kritik steht der türkisch-islamische Dachverband Ditib, der zahlreiche Moscheen in Deutschland betreibt und Hunderte von Imamen in die Bundesrepublik entsandt hat. Mazyek betonte: „Die Ditib-Imame sind verfassungstreu, predigen einen gemäßigten Islam.“ Sie trügen so wesentlich zum „Bollwerk gegen Fanatiker und Radikale“ bei. Würde man diese Imame jetzt alternativlos absetzen, würde das die Extremisten stärken.
Entsprechende Forderungen diskreditierten die muslimischen Gemeinden, sagte Mazyek. „Das stellt eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Religion dar.“ Schließlich gebe es Hunderte von Gemeinden anderer Religionsgemeinschaften in Deutschland, die selbstverständlich ausländische Priester und Rabbiner hätten.
Mazyek versicherte, der Zentralrat der Muslime in Deutschland setze sich für die notwendige Verbesserung der Sprachkenntnisse und Ausbildung der Imame ein. „Das geht aber nur mit den Verbänden zusammen und nicht par ordre du mufti aus Bayern.“
CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer verlangt, die Finanzierung von Moscheen oder islamischen Kindergärten aus dem Ausland, darunter aus der Türkei und Saudi-Arabien, müsse beendet werden. Alle Imame sollten in Deutschland ausgebildet sein und die Werte des Grundgesetzes teilen. (epd/mig)
Aktuell PolitikUpdate: In einer ersten Version dieses Artikels stand, dass sich die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) zu den Vorwürfen nicht geäußert hat. Das hat sie mit Erklärung vom 26.4.2016 getan.
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Wie der deutsche Muslim Dr. Abdurrahman Reidegeld in einem Vortrag feststellt, kann niemand dazu gezwungen werden, die Werte anderer zu teilen oder zu übernehmen, solange dazu die gemeinsame Basis fehlt. Man kann die Einhaltung von Gesetzen fordern, nicht jedoch die Teilung darin enthaltener „Werte“. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuers Forderung nach „Teilung der Werte des Grundgesetzes durch die Imame“ muss also ins Leere gehen, soweit die Werte des GGs sich nicht ohnehin mit den islamischen decken.
Artikel 1 des GG lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Dieser Wert wird auch vom Islam vertreten, ist in dessen Quellentexten jedoch anders formuliert, und zwar in einer Weise, die die Verwirklichung dieses Wertes besser und umfassender sicherstellt als dies durch das GG der BRD geschieht, wenn man insbesondere an die Würde des Menschen im hohen Alter denkt, der in der islamischen Kultur nicht in ein Altenheim abgeschoben, sondern von den eigenen Kindern zu Hause liebevoll gepflegt wird, oder der Würde des Menschen als Kind, wenn man beobachtet, wie in der islamischen Kultur kleine Kinder umsorgt und liebevoll behandelt werden, oder die Würde des Menschen als Mutter usw.
Der CSU-Generalsekretär sollte sich besser erst einmal über den Islam informieren, bevor er solch abwegige Forderungen stellt.