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Altenpflege, Krankenpflege, Fluechtling, Praktikum, Ausbildung
Brahima Diallo, 30, aus Guinea macht ein Praktikum im Altersheim – und erhält aufgrund hervorragender Leistungen einen Ausbildungsplatz in der Altenpflege

Aus der Praxis

Flüchtende wollen kein Geld ohne Arbeit

Asylgegner unterstellen Flüchtlingen, sie kämen, um den Sozialstaat auszunutzen. Dabei wissen Flüchtende überhaupt nicht, wie das System funktioniert. Einmal erklärt, staunen sie über unsere soziale Absicherung und machen sich Sorgen - weil das System ausgenutzt werden könnte. Von Anja Tuchtenhagen

Von Mittwoch, 02.03.2016, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 02.03.2016, 17:45 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Im Jahr 2015 stellten 442.000 Menschen einen Asylantrag, so viele wie nie zuvor. Weil die Ämter überfordert sind, beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf eine Entscheidung über den Asylantrag acht Monate. Für den Neuankömmling bedeutet das vor allem eines: Zwang zur Passivität.

Solange der Asylantrag nicht bewilligt ist, hat der Schutzsuchende keinen Zugang zum Arbeitsmarkt. In den ersten drei Monaten gilt für ihn generelles Arbeitsverbot. Bis zum 15. Monat hat er nur nachrangigen Arbeitsmarktzugang; er darf nur arbeiten, wenn die konkrete Stelle nicht von einem Deutschen, einem EU-Bürger oder einem Ausländer mit Arbeitserlaubnis besetzt werden kann. Dies gilt auch für betriebliche Praktika.

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Ein großes Hindernis ist in vielen Bundesländern außerdem, dass Integrations- und Sprachkurse für Teilnehmer mit bereits bewilligtem Asylantrag reserviert sind. Auch fehlen den meisten Eingewanderten die notwendigen Grundkenntnisse, um sich in Deutschland und auf dem Arbeitsmarkt zurechtzufinden, etwa Wissen über Anerkennung von Abschlüssen und Möglichkeiten zur Ausbildung ganz zu schweigen.

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Dennoch unterstellen Flüchtlingsgegner diesen Menschen, sie wüssten, wie das System „Sozialstaat“ funktioniert und nutzten es aus. Das Projekt „Perspektiven für Flüchtlinge“ der Euro-Schulen in Düsseldorf, die im Auftrag der Arbeitsagentur Flüchtenden eine „Erste Hilfe“ anbietet, belegt das Gegenteil. Dass ausgerechnet Menschen, die noch nie in einem Sozialstaat gelebt haben und keinerlei Erfahrung mitbringen, das System ausnutzen, ist für uns, die Mitarbeiter der Integrations-Maßnahme, realitätsfern.

Ziel des Programmes ist es, Flüchtlinge an den hiesigen Arbeits- und Ausbildungsmarkt heranzuführen, ihre Potenziale zu erkennen und ihnen berufliche Perspektiven aufzuzeigen. Hierfür vermitteln die Euro-Schulen ihre Teilnehmer als Praktikanten an die unterschiedlichsten Unternehmen. Noch bevor die Entscheidung über ihren Asylantrag fällt, lernen die Schüler den hiesigen Arbeitsmarkt, das Ausbildungs- und Schulsystem, sowie Kultur und Gesellschaft kennen. Mit auf dem Unterrichtsplan stehen der Sozialstaat und das deutsche Sozialversicherungssystem.

Tipp: Möchten Sie einem Flüchtling in Ihrem Unternehmen einen Praktikumsplatz im Raum Düsseldorf zur Verfügung stellen, wenden Sie sich an die Euro-Schulen Düsseldorf unter Tel. 0211-6877590

Regelmäßig staunen die Teilnehmer, vorwiegend junge Männer aus Ländern wie Irak, Syrien, Eritrea, Iran und einigen afrikanischen Staaten über die soziale Sicherheit, die das System zu bieten hat. Auf die Bewunderung für das ausgeklügelte System von Kranken- und Arbeitslosenversicherung folgen bei einigen Schülern regelmäßig Bedenken, dass der Sozialstaat dazu einlädt, ausgenutzt zu werden. Sie selbst finden das verwerflich.

Die anwesenden Teilnehmer sind freiwillig hier, wollen ihre Chance auf ein Praktikum noch vor der Bewilligung ihres Asylantrages nutzen. Möglichst schnell die Sprache zu erlernen und einer ordentlichen Arbeit nachzugehen, stehen für sie ganz oben auf der Prioritätenliste. Als Antwort auf die Frage, was sie bisher als die größte Schwierigkeit in Deutschland empfinden, erhalten die Betreuer an den Euro-Schulen regelmäßig die Antwort: „Keine Arbeitserlaubnis zu haben und das ewige Warten auf einen Sprachkurs“ – ihre Eintrittskarten in die deutsche Gesellschaft.

Diese Eintrittskarten gerecht, zeitnah und in angemessener Menge zu verteilen ist Zukunftsmusik – jedoch vielleicht nicht ganz so fern. Kürzlich machte die Kanzlerin in München noch einmal deutlich, dass sie die Integration von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt erleichtern möchte. Zuspruch erhält sie von Wirtschaftsverbänden und Unternehmen. Arbeitgeber fordern gar eine Verkürzung der Sperrfristen für Flüchtlinge. Nicht alle Geflüchteten sind beruflich oder schulisch qualifiziert, jedoch schätzte Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit, dass circa 70 Prozent der 2015 in Deutschland angekommenen Flüchtlinge mit Bleibeperspektive gut in den Arbeitsmarkt integrierbar sind. Man muss ihnen nur den Weg dorthin zeigen. Aktuell Gesellschaft Meinung

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  1. Nina sagt:

    Ich habe über diese Initiative zwei tolle Praktikanten bekommen. Einer von ihnen bekommt jetzt auch einen Arbeitsvertrag! Ich kann die Aussagen aus dem Artikel nur bestätigen. Und die Betreuung von der Euro schule war 1a! Ich danke!