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Niedersachsen

Muslima weisen Kritik von Frauenbeauftragten zurück

In Niedersachsen sorgen sich kommunale Gleichstellungsbeauftragte um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in islamischen Religionsgemeinschaften. Jetzt kontern Muslima, sie bräuchten keine Interessenvertreter.

Freitag, 12.02.2016, 8:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 14.02.2016, 20:18 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

In Niedersachsen streiten kommunale Gleichstellungsbeauftragte und muslimische Vertreterinnen über den geplanten Rahmenvertrag des Landes mit Islam-Verbänden. In einem Brief an Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) äußern die Gleichstellungsbeauftragten Zweifel, ob „die ausgewählten Vertragspartner wirklich die Gleichberechtigung von Frauen und Männern zum Ziel haben“ und fordern, den Vertrag „auf Eis zu legen“. Die Verbände Schura und Ditib Niedersachsen reagierten am Mittwoch mit Unverständnis.

Es sei eine „riesengroße Frechheit, wenn Einrichtungen, die die Interessen von Frauen vertreten, uns muslimische Frauen einfach entmündigen wollen“, sagte Annett Abdelrahman vom Schura-Vorstand dem Evangelischen Pressedienst.

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Emine Oğuz vom Vorstand der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) bemängelte, die Gleichstellungsbeauftragten hätten sich zunächst an die muslimischen Frauen wenden sollen. Die Kritik entbehre überdies jeder Grundlage. In den Verhandlungen mit dem Land seien Frauen von Schura und Ditib beteiligt gewesen. „Dieses Vorgehen stigmatisiert wieder einmal uns muslimische Frauen als unterdrückte Frauen.“

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Seit gut zwei Jahren verhandelt die rot-grüne Landesregierung mit den muslimischen Verbänden. Dabei geht es um Themen wie den islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, Seelsorge an Gefangenen, den Bau und Betrieb von Moscheen, Feiertagsregelungen und die Teilhabe an Gremien wie Rundfunkräten.

Die Frauenbüros kritisieren zudem die im Vertragsentwurf vorgesehenen Gebetsmöglichkeiten an öffentlichen Schulen für Muslime: Diese „fördern aus unserer Sicht nicht die Integration“. Die Muslime hätten nie einen solchen Raum gefordert und es werde ihn auch nicht geben, sagte Schura-Sprecher Firouz Vladi. Es sei ausschließlich darum gegangen, den muslimischen Schülern eine Möglichkeit zu geben, ihre Gebete zu verrichten. „Das kann auch ein Klassenraum sein, der gerade frei ist.“ Natürlich könnten dort auch Christen beten, wenn sie wollten. Das sei ein freiwilliges Angebot, kein Muslim werde zum Gebet genötigt, wenn er nicht wolle. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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  1. Silvia sagt:

    Vielen Dank für diesen Artikel!
    Nur ein kleiner sprachlicher Hinweis: „Muslima“ ist zwar mittlerweile ebenso ein eingedeutschtes Wort wie „Muslimin“, aber nur für den Singular (der Plural ist laut Duden „Muslimas“, was mir persönlich überhautpt nicht gefällt). Da -in und -innen die üblichen deutschen Endungen für die weibliche Form sind, plädiere ich für ihre Benutzung (also Muslimin und Musliminnen), da das eine Form der sprachlichen Beheimatung des Islams ist und weniger Fremdheit evoziert.

  2. Michael sagt:

    Genau ! Da kommt doch jeder durcheinander: Moslem, Muslim, Muslimin, Moslimas, Musliminnen …
    Eine noch bessere Beheimatung des Islam in sprachlicher Hinsicht wäre allerdings die Bezeichnung nach dem Begründer dieser Glaubensrichtung „Mohammedaner“ oder „Mohammedanerin“, so wie es im Deutschen üblich ist. Auch Goethe sprach schlicht und klar von „Mohammedanern“.

    Die Ableitung ist im Deutschen üblich, sie ist einleuchtend und völlig wertneutral; sie steht in einer Reihe mit den Freudianern (Menschen, die der Lehre Freuds folgen), den Konfuzianern, (die der Leher des Konfuzius anhängen), den Christen, (die Jesus von Nazarth nachfolgen) ,den Buddhisten, (denen die Lehre Buddhas wichtig ist) etc. etc.

  3. Volker K. sagt:

    Ich kenne den Entwurf diese Vertrages nicht, aber die Punkte die im Artikel Erwähnung finden lassen nicht viel gutes erwarten. Es ist meines Erachtens falsch überhaupt „Vertragspartner“ auszuwählen von denen einer eine 100%ige Tochter des türkischen Religionsministeriums ist und der andere aus über 90 Mitgliedsvereinen besteht bei denen nicht jeder eine astreine Reputation besitzt. Von daher begrüße ich zumindest die Zweifel der Gleichstellungsbeauftragten und immerhin wird sie damit ihrer Funktion als Kontroll- und Überwachungsorgan gerecht. Warten wir ab wie Ministerpräsident Weil reagieren wird.

  4. Pingback: Analyse: Der Islam-Vertrag in Niedersachsen