Statistik für 2015
Zahl der Abschiebungen hat sich verdoppelt
Im Vergangenen Jahr wurden dem Bundesinnenministerium zufolge fast 21.000 Menschen abgeschoben und über 37.000 sind freiwillig ausgereist. Die meisten Abschiebungen wurden in NRW und Bayern vorgenommen. Derweil stellt ein Selbstmordversuch die Abschiebepraxis in Frage.
Donnerstag, 21.01.2016, 8:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 21.01.2016, 17:58 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Fast 21.000 Ausländer sind im vergangenen Jahr aus Deutschland abgeschoben worden. Das sind nahezu doppelt so viele wie im Jahr zuvor, wie aus einer am Mittwoch bekanntgewordenen Statistik des Bundesinnenministeriums hervorgeht. Aus den 16 Bundesländern sowie unter der Verantwortung der Bundespolizei wurden demnach insgesamt 20.888 Ausländer abgeschoben. 2014 gab es 10.884 Abschiebungen.
Wie die Sächsische Zeitung berichtete, sind weit mehr Menschen, die zum Verlassen Deutschlands aufgefordert wurden, freiwillig ausgereist. Das Bundesinnenministerium erfasste in der Statistik fast 37.220 freiwillige Ausreisen. Fast 90 Prozent davon kamen aus Albanien, dem Kosovo, Serbien und anderen Ländern des westlichen Balkans.
Zudem sei eine unbekannte Zahl ausreisepflichtiger Ausländer fortgezogen, ohne sich förmlich abzumelden. Diese Zahl ist nach Angaben des Innenministeriums „nicht valide erfassbar“.
Die meisten Abschiebungen nahm nach Angaben des Bundesinnenministeriums Nordrhein-Westfalen vor (4.395), gefolgt von Bayern (4.195), Hessen (2.651) und Baden-Württemberg (2.431).
Flüchtling springt kurz vor Abschiebung aus dem Fenster
Derweil stellt ein Selbstmordversuch eines abgelehnten Asylbewerbers die harte Abschiebepraxis der Behörden in Frage. Kurz vor seiner geplanten Abschiebung hat sich im sachsen-anhaltischen Halle ein Flüchtling aus dem Fenster gestürzt und ist dabei schwer verletzt worden. Der Kosovare sei vor Verzweiflung aus dem Fenster gesprungen, als die Polizei in sein Zimmer eingedrungen sei, berichtete der Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt am Mittwoch in Magdeburg. Der Mann sei mit schweren Knochenbrüchen ins Krankenhaus gekommen. Eine Sprecherin des Innenministeriums bestätigte den Vorfall, ohne jedoch Details zu nennen.
Die Tat in Halle zeige, wie groß die Verzweiflung der Menschen ist, die in angeblich sichere Herkunftsstaaten abgeschoben werden, sagte eine Sprecherin des Flüchtlingsrates. Dabei sei die Menschenrechtslage in den Balkan-Ländern desolat. Minderheiten würden systematisch ausgegrenzt und diskriminiert. Die Praxis unangekündigter Nacht- und Nebel-Abschiebungen verschärfe die Gefahr von Folgetraumatisierungen und Suizid-Versuchen. (epd/mig) Aktuell Politik
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