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Kölner Hauptbahnhof © shankar s. @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Neue deutsche Medienmacher

Wenn, dann die Religionszugehörigkeit aller Straftäter nennen

Seit den Kölner Silvester-Übergriffen wird darüber diskutiert, ob Herkunft und Religionszugehörigkeit von ausländischen Straftätern genannt werden sollen. Nun mahnen Journalisten mit Migrationshintergrund, den Pressekodex einzuhalten oder konsequent zu sein.

Dienstag, 19.01.2016, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 24.01.2016, 18:50 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Sollen Polizei und Medien die Herkunft und die Religionszugehörigkeit von ausländischen Straftätern nennen? Diese Frage hat nach den Silvester-Ausschreitungen in Köln erneut an Dynamik gewonnen. So sehr, dass sich nun die „Neuen Deutschen Medienmacher“, ein Zusammenschluss von Medienschaffenden mit und ohne Migrationshintergrund, mahnend zu Wort melden und die Einhaltung des Pressekodex fordern.

Danach sollen weder Herkunft noch Religion genannt werden, wenn kein unmittelbarer Zusammenhang mit der Tat besteht. Deshalb verzichten Medien und Polizeibehörden meist darauf. Die „Neuen deutschen Medienmacher“ plädieren dafür, an dieser Praxis festzuhalten. Begründung: Die Nennung können Vorurteile gegen Minderheiten befördern.

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„Das hat nichts mit einem Verschweigen oder Vertuschen unliebsamer Wahrheiten aufgrund von falscher Toleranz und übertriebener Political Correctness zu tun, wie manche Kollegen, aber vor allem rassistische Blogger und populistische Publizisten meinen. Es verhindert vielmehr eine Diskriminierung und Stigmatisierung von Minderheiten, die von genau diesen Kreisen in Sippenhaft genommen werden“, so die „Medienmacher“ in einer Stellungnahme.

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Es sei bekannt, dass bestimmte Gruppen in manchen Kriminalitätsbereichen zum Teil überrepräsentiert seien. Das habe viele, komplexe Gründe und lasse keine Rückschlüsse auf die Gesamtgruppe zu. „Dennoch nutzen rechte und rassistische Kreise diese Umstände, um einen Generalverdacht gegen Minderheiten zu schüren“, so die „Medienmacher“ weiter.

Wenn, dann ausnahmslos

Allen Medienschaffenden, die darauf beharren, die Herkunft von Straftätern zu thematisieren, empfiehlt der Zusammenschluss „im Sinne der ausgleichenden Gerechtigkeit“, dies bei ausnahmslos allen Tätern zu tun. Exemplarisch führen die „Medienmacher“ folgende Beispiele aus:

  • Die aus Köln stammende, evangelisch getaufte, mutmaßlich atheistische und 2011 wegen Verleumdung verurteilte deutsche Steuerhinterzieherin Alice Schwarzer.
  • Der 2014 verurteilte bayrische, katholisch sozialisierte, Steuerhinterzieher Uli Hoeneß.
  • Der 2009 verurteilte US-amerikanische, jüdische Anlagebetrüger Bernie Madoff.

„Am letzten Beispiel dürften historisch sensible Zeitgenossen erkennen, was an dieser Praxis problematisch ist“, so die „Neuen deutschen Medienmacher“. Erklärtes Ziel des Zusammenschlusses ist es, für mehr Vielfalt in den Medien einzutreten. (bk) Leitartikel Meinung

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  1. karakal sagt:

    Der Norweger Anders Behring Breivik ist nicht nur ein „Massenmörder“ – wie in den Medien meist angegeben –, sondern auch ein „christlicher“ Terrorist, der sich selbst als moderner Kreuzritter versteht. Wenn Muslime im missbrauchten Namen ihrer Religion irgendwelche terroristischen Straftaten begehen, dann werden sie von den Medien als „Dschihadisten“, „Gotteskrieger“ oder „Islamisten“ bezeichnet. Warum wird ihr christliches Gegenstück logischer- und gerechterweise dann nicht explizit als „christlicher – bzw. christistischer – Terrorist“ bezeichnet?

  2. Matthias sagt:

    @Karakal:

    Die Frage ist doch, ob es einen relevanten Zusammenhang zwischen dem religiösen Bekenntnis und der Tat gibt. Ich glaube Breivik war in einer christlich-konservaten Loge oder Bruderschaft. Das könnte durchaus so ein relevanter Zusammenhang sein. Ich fände das richtig von den Medien zu nennen.

    Die Beispiele im Text aber, sehe ich nicht als benennenswert an, da mir der Sachzusammenhang fehlt. Steuerhinterziehung von Höneß hat keinen direkten Zusammenhang zu seinem religilösen Bekenntnis.

    Genausowenig wäre es wichtig, bei einem ausländischen Dieb die Religion in den Medien zu veröffentlichen. Bei einem Bombenlegenden Saudi, der im Bekennerbotschaft seine Tat mit Sure XY rechtfertigt, sieht es schon wieder anders aus.

  3. Volker K. sagt:

    Im Artikel heißt es: „Das hat nichts mit einem Verschweigen oder Vertuschen unliebsamer Wahrheiten aufgrund von falscher Toleranz und übertriebener Political Correctness zu tun, wie manche Kollegen, aber vor allem rassistische Blogger und populistische Publizisten meinen.“
    Das charakterisiert die Medienmacher die diese Stellungnahme unterstützen ganz hervorragend. Es sind also manche Kollegen (die fehlgeleiteten), rassistische Blogger und populistische Publizisten die die Religionszugehörigkeit und die Herkunft erwähnenswert finden. Ich perönlich finde diese Erwähnung zwar nicht wahnsinnig wichtig, aber durchaus ein Mittel ein wenig Klarheit in die gesellschaftliche Diskussion zu bringen. Wie verlogen die Stellungnahme jedoch in Wirklichkeit ist entpuppt sich bei den 3 genannten Beispielen. Sie sind jeweils so gewählt, daß nicht Bezug genommen wird daß beispielsweise Alice Schwarzer (evangelisch getauft, mutmaßlich atheistisch) wegen Verleumdung und Steuerhinterziehung verurteilt wurde, sondern es ist gerade so gewählt daß aus der mutmaßlichen Atheistin schnell und im handumdrehen die Verleumderin und Steuerhinterzieherin wird. Das ist ein kleiner und feiner Unterschied. Schnell wird aus einem Straftatbestand somit ein Charakterzug, der übrigens nichts mehr mit der Forderung nach Nennung der Religionszugehörigkeit und der Herkunft zu tun hat. Warum haben die feinen Herren und Damen nicht zur Überspitzung noch die sexuellen Vorlieben mit erwähnt? Den Medienmachern ist das wohl bekannt und darauf zielen auch diese Beispiele. Diese Leute machen den ganzen Tag nichts anderes als ihre Worte so zu wählen daß diese gezielt gegen etwas oder für etwas eingesetzt werden. Kurzum, sie beherrschen die Kunst der Manipulation, es sind Profis. Und gerade die Tatsache daß sich Manipulationsprofis dort Elementen bedienen die vermeintlich zufällig vermischt werden, sich aber bei genauerem Hinsehen als ebenso simpel gestrickten Manipulationsversuch entlarven lassen zeigt wie unaufrichtig ihre Sorgen sind.
    Wenn man Informationen weitertransportiert so ist das ein Punkt an dem man immer überlegen sollte welche Inhalte Relevanz besitzen und welche absolut nebensächlich sind oder gar zu einer Stigmatisierung führen, so weit gebe ich ihnen recht. Bloß zeigt sich auch im Alltag all zu oft, daß erst das Sammeln großer Datenmengen es im Nachhinein zulassen die eventuell am Beginn verborgenen, wirklich relevanten Punkte aufzuzeigen. Wenn die rassistischen Blogger und populistischen Publizisten (um bei der Wortwahl zu bleiben) bemerken müßten daß eben nicht in erster Linie Minderheiten die meisten Straftaten begehen, sondern der katholische, evangelische oder atheistische „Ureinwohner“ die häufigste Erwähnung findet, dann nehmen wir ihnen schneller den Wind aus den Segeln als ihnen lieb ist. Lassen wir es doch drauf ankommen! Denn genau so müßte es doch dann laufen. Wer Angst davor hat, der hat etwas zu verschweigen, so viel steht nicht nur für die rassistischen Blogger fest. Oder muß ich annehmen daß die „Neuen Deutschen Medienmacher“ gar nicht so neu sind sondern sich den Mitteln bedienen die schon von ihren Altvorderen – zugegeben politisch ganz aus der anderen Ecke – benutzt worden? Es gilt festzustellen: Das Band des Vertrauens in den objektiven, investigativen Journalismus ist zerissen. Die Leser und Nachrichtenkonsumenten trauen den Medienmachern nicht mehr über den Weg. Hinter jeder Meldung wird inzwischen Propaganda oder zumindest ein Manipulationsversuch vermutet und zahlreiche Beispiele belegen das. Auf dem Boden dieses sehr rasant anwachsenden Mißtauens ist es wohl das Dümmste was man als Medienmacher tun kann, wenn man unverhohlen fordert wieder zum Business as usual zurückzukehren um so das Vertrauen neu zu gewinnen. Ich persönlich habe die Neuen Deutschen Medienmacher schon unter einer gewissen Kategorie abgespeichert. Und für mich ist Pressekodex mein perönliches Unwort des Jahres. Nur weiter so!

  4. surviver sagt:

    Einigen „Medienmachern“ in Deutschland kann man ehh nichts mehr glauben, da ihre Berichterstattung politisch Motiviert oder auf Manipulation der Meinungsbildung basiert.
    Nicht dass ich diese Vorfälle in Köln gut heisse, aber beim Münchner Oktoberfest sollen auch schon öfter Vorkommnisse dieser Art, wie z.B. unsittliche Angrabschungen der Kellnerinnen, ja sogar Vergewaltigungen, vorgekommen sein.
    Waren das auch Nordafrikaner?
    Es wird , wie immer, nur einseitig berichtet.