Studie
Engagierte in der Flüchtlingsarbeit sind weiblich, jung und gut gebildet
Die meisten Freiwilligen in der Flüchtlingsarbeit leben in Berlin, NRW und Bayern. Außerdem sind sie eher in Großstädten anzutreffen. Wie aus einer Studie hervorgeht, spielt die Konfession und Religiosität der Helfer keine Rolle.
Freitag, 15.05.2015, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 20.05.2015, 16:19 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
In Deutschland engagieren sich nach Ansicht von Forschern immer mehr Menschen ehrenamtlich für Flüchtlinge. Vereine und Initiativen hätten in diesem Bereich in den vergangen drei Jahren einen Zuwachs von durchschnittlich 70 Prozent verzeichnet, erklärten Serhat Karakayalı vom Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) und Olaf Kleist vom Refugee Studies Centre der Oxford University Mitte April in Berlin.
Beide präsentierten eine neue Studie zur ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit. Die Studie sei zwar nicht repräsentativ, aber einmalig. Es gibt gebe bundesweit bislang keine vergleichbaren Untersuchungen. Die neue Studie ist die erste dieser Art, betonte Kleist. Weitere Auswertungen sollten folgen.
Die Forscher hatten im Herbst 2014 insgesamt 466 Ehrenamtliche und mehr als 70 Organisationen in einer Online-Umfrage zu ihrem Engagement, Motiven und Organisationsformen befragt. Statistisch gesehen ist demnach der typische Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit weiblich, jung und gut gebildet.
Fast die Hälfte (48 Prozent) der Engagierten gab an, nicht religiös zu sein. Von den Freiwilligen mit Religionszugehörigkeit (47 Prozent) waren 52,3 Prozent evangelisch, 36 Prozent katholisch und 4,7 Prozent muslimisch. Fünf Prozent machten keine Angabe zum Thema Religion.
Unterschiede gibt es laut Studie in der regionalen Verteilung des Engagements für Flüchtlinge. Demnach lebten die meisten Engagierten in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Gemessen an der Bevölkerungszahl sei eine „unterdurchschnittliche ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit im ländlichen Raum und ein überproportionales Engagement in Großstädten“ zu verzeichnen, betonte Karakayalı.
Europaweit betrachtet gebe es aber in keinem anderen Land ein so starkes Engagement für Flüchtlinge wie in Deutschland. „In Deutschland ist die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit schon eine Bewegung“, sagte Kleist. Die Flüchtlingsarbeit habe bundesweit eine lange zivilgesellschaftliche Tradition, sie habe bereits mit der Hilfe für vietnamesische Boatpeople in den 70er Jahren begonnen.
Die Forscher betonten, dass ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit einen wichtigen Beitrag zur Etablierung einer Willkommensgesellschaft leiste. Kirchen, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände sowie lokale Vereine sollten kleinere Initiativen und Projekte bei der Flüchtlingsarbeit stärker unterstützen.
Karakayalı und Kleist kritisierten zudem, dass vor allem Behörden in Deutschland unzureichend auf den Umgang mit Flüchtlingen eingestellt seien. So machte die Hilfe bei Behördengängen den Hauptteil der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit (49,6 Prozent) aus. Danach folgen mit 43,7 Prozent Sprachunterricht, mit 36,2 Prozent Übersetzungen, mit 32,5 Prozent die Beziehung zu Behörden und mit 29 Prozent die Wohnungssuche. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel
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Eigenlob stinkt. Ich würde mal eher sagen, dass in den Großstädten öffentliche Mittel lockerer an Leute fließen, die nicht fest in Netzwerke eingebunden sind. Leute mit Abschluss haben da natürlich einen Vorteil
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