Studien decken sich
Drittel der Pegida-Anhänger rechtsradikal
Rund ein Drittel der Pegida-Anhänger sind rechtsnationale Fremdenfeinde. Die meisten Demonstranten seien jedoch unzufrieden mit Politik, Parteien und Medien. Das sind Ergebnisse einer weiteren nicht repräsentativen Pegida-Untersuchung.
Mittwoch, 04.02.2015, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 13.02.2015, 11:24 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
„Pegida“-Anhänger stehen einer neuen Dresdner Fallstudie zufolge rechts der politischen Mitte und setzen auf die AfD. Etwa jeder dritte Teilnehmer ist fremdenfeindlich eingestellt, bestätigt die neue Studie des Politikwissenschaftlers Werner Patzelt, die am Dienstag in Dresden vorgestellt wurde. Demnach gehört für mehr als 40 Prozent der „Islam, der so friedlich ist wie das heutige Christentum“ nicht zu Deutschland.
Zudem kommt auch Patzelt wie andere Wissenschaftler vor ihm zu dem Ergebnis: Das asyl- und islamkritische Bündnis vereint vor allem männliche, besorgte und empörte Bürger im mittleren Alter. Demnach sind die meisten der Teilnehmer Arbeiter oder Angestellte und haben mindestens einen Realschulabschluss.
Tendenz da
Die Ergebnisse stützen sich den Angaben zufolge auf teilnehmende verdeckte Beobachtung der Demonstrationen seit November 2014, auf eine Analyse der Berichterstattung über „Pegida“ und Befragungen der Demonstranten, darunter eine mit standardisiertem Fragebogen am 25. Januar auf dem Dresdner Theaterplatz. An letzterer nahmen 242 von 492 angesprochenen Teilnehmern der „Pegida“-Kundgebung teil. Insgesamt versammelten sich am 25. Januar in Dresden mehr als 17.000 „Pegida“-Demonstranten.
Die Studie sei „nicht wirklich repräsentativ“ und auch nicht unverzerrt, sagte Patzelt. Dennoch könne aus der Gesamtheit aller Faktoren eine Tendenz abgelesen werden. Patzelt hatte für die Untersuchung „Was und wie denken Pegida-Demonstranten?“ selbst an „Pegida“-Demonstrationen teilgenommen, war dafür als „Versteher“ der Bewegung in die Kritik geraten. Er betonte jedoch bei der Präsentation am Dienstag den wissenschaftlichen Ansatz der Studentengruppe, die die Daten erhoben hatte.
Jeder Dritte rechtsnational
Etwa ein Drittel der „Pegida“-Demonstranten seien „rechtsnationale Xenophoben“, sagte Patzelt. Auch damit folgt er bisherigen Studien etwa des Dresdner Politikwissenschaftlers Hans Vorländer und des Berliner Protestforschers Dieter Rucht. Allerdings spiegeln diese Studien die Bewegung vor der Spaltung. Die neue Situation mit eigenen Demonstrationen des in Gründung befindlichen Bündnisses „Direkte Demokratie für Europa“ und der restlichen „Pegida“-Bewegung ergibt möglicherweise ein anderes Bild.
Patzelt bescheinigte etwa einem Viertel seiner Befragten eine Konfessionszugehörigkeit. Das durchschnittliche Alter der Demonstranten bezifferte er auf 46 Jahre. Zudem hätten sie „auskömmliche Gehälter“. 40 Prozent der Befragten waren der Studie zufolge schon 1989 unter den Demonstranten.
Zentrales Motiv: Unzufriedenheit mit Politik
In ihrer politischen Einstellung verortet sich die Mehrheit bei Rucht in der Mitte und rechts von der Mitte (mehr als 80 Prozent). Auch Patzelt kommt zu diesem Ergebnis. Demnach stehen bei „Pegida“ 65,2 Prozent in der Mitte, 22,5 Prozent eher rechts und 4,4 Prozent ganz rechts. Etwa ein Viertel geht gar nicht wählen.
Xenophobie und Islamophobie seien zwar Kristallisationspunkte, zentrales Motiv aber sei die Unzufriedenheit mit Politik, Politikern, Parteien und Medien, sagte Patzelt. Die Demonstranten fühlten sich durch Deutschlands Parteien und Politiker nicht vertreten und setzen ihre politische Hoffnung in die AfD. Die studentischen Fallstudie zu „Pegida“ sei noch nicht abgeschlossen, hieß es. Angelegt sei sie als Langzeiterhebung.
Im Protest gegen „Pegida“ und die lokalen Ableger der islamkritischen Bewegung waren am Montag in mehreren deutschen Städten wieder Tausende Bürger auf die Straße gegangen. An der bundesweit größten Demonstration für Weltoffenheit und Toleranz beteiligten sich in München rund 15.000 Menschen. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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Es ist ja in Ordnung, diese Mitteilung als Pressemitteilung aufzugreifen, ich hätte mich aber doch über eine kritische Einordung zu Werner Patzelt, der Dresdener Politikwissenschaft und den beiden PEGIDA-Studien der Dresdener PoWi gefreut. Da gibt es nämlich einige Dinge, die die Patzelt’schen Ergebnisse im Sinne einer (strategischen?) Verharmlosung der *GIDA-Rechtsextremismus und -Rassismus vermuten lassen. So empfiehtl Patzelt beispielsweise der sächsischen CDU eine stärkere Rechtsausrichtung, um der NPD das Wasser abzugraben (das rassistische Klima in Sachsen spricht Bände, wozu diese Politik geführt hat), scheut sich nicht in Kreisen der neuen Rechten zu referieren und viele anderen Patzer mehr. Mit einigen wenigen Klicks bekommt man da auch genug zusammen, siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Werner_J._Patzelt
http://nir-leipzig.net/index.php?option=com_content&view=article&id=195:19012015-stellungnahme-des-nir-zur-pegida-studie-der-tu-dresden&catid=39:news (methodische Kritik an der ersten *GIDA-Studie)
http://www.weiterdenken.de/sites/default/files/npd_im_landtag_2008_download.pdf (S. 60f.: Patzelts Rolle in der Rechtsaußenpolitik der sächsischen CDU)
https://www.stura.tu-dresden.de/aktuelles/110530_prof_patzelt_die_burschenschaft_cheruscia_und_die_suche_nach_dem_platz_zwischen_cdu (Einschätzung des Dresdener StuRa)
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/mitarbeiter-und-studenten-protestieren-in-dresden-gegen-werner-patzelt-a-1015400.html (Spiegel-Beitrag über aktuelle Konflikte an der TU Dresden im Zusammenhang von Patzelt)