Flüchtlingsdebatte

Hälfte der Deutschen befürwortet Aufnahme von mehr Flüchtlingen

Die Debatte um die Aufnahme zusätzlicher Flüchtlinge in Deutschland geht weiter. Währenddessen steigt die Zahl der Flüchtlinge aus den Krisengebieten täglich. Einer Umfrage zufolge befürwortet die Hälfte der Deutschen die Aufnahme von mehr Flüchtlingen.

Montag, 29.09.2014, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 29.09.2014, 21:01 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Angesichts der Krisenherde im Nahen Osten wird in Deutschland über die Aufnahme von Flüchtlingen in großer Zahl debattiert. Nach den Worten des Grünen-Bundestagsabgeordneten Christian Ströbele ist die Beherbergung zusätzlicher Flüchtlinge in Deutschland kein Problem, wenn die Kommunen dabei unterstützt werden. „Gerade Deutschland hat viel Geld für alles Mögliche, da müssten 150 Millionen Euro für die Unterbringung von Flüchtlingen aufzubringen sein“, sagte er der „tageszeitung“ vom Freitag.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament, Elmar Brok (CDU), plädiert hingegen dafür, dass Notleidende in Syrien und im Irak verstärkt vor Ort geholfen wird. Man möchte nicht, „dass die Menschen alle hierher kommen“, sagte Brok im SWR. „Die Menschen sollen in der Region bleiben.“

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Vielmehr müsse die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) bekämpft werden, um den Geflohenen die Möglichkeit zu geben, in ihre Dörfer zurückzukehren, erklärte Brok. Es wäre auch ein Sieg für den IS, wenn die Christen, Jesiden und Kurden aus der Region vertrieben würden. Er forderte allerdings angesichts des bevorstehenden Winters, die humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge in den Nachbarländern Syriens und des Iraks zu erhöhen.

Zeichen aus der Bevölkerung
Die Hälfte der Deutschen befürwortet die Aufnahme von mehr Flüchtlingen. Wie aus dem am Freitag veröffentlichten ARD-Deutschlandtrend hervorgeht, sind 48 Prozent von rund 1.000 bundesweit Befragten dafür. 45 Prozent lehnen es ab. Für den Deutschlandtrend des ARD-„Morgenmagazins“ wurden von Montag bis Mittwoch 1.008 wahlberechtigte Bundesbürger befragt.

Der evangelische Migrationsexperte Volker Jung beobachtet in Deutschland eine große Bereitschaft, sich für Flüchtlinge einzusetzen. Überall böten Ehrenamtliche „jeden Alters und durch alle sozialen Schichten hindurch“ ihre Hilfe an, sagte der Vorsitzende der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland dem epd.

Das sei auch dem Umstand geschuldet, dass die Deutschen verstanden hätten: „Wir können Menschen aufnehmen, wir haben die Kraft dazu. Wir sind ein reiches Land, es geht uns gut – und deshalb sind wir auch in der Lage, Flüchtlingen hier ein neues Zuhause zu geben“, sagte Jung, Kirchenpräsident der Evangelische Kirche in Hessen und Nassau.

Abgeordnete der Koalition fordern mehr Geld
Derweil haben andere Abgeordnete der Koalitionsfraktionen mehr humanitäre Hilfe aus Deutschland gefordert. Angesichts der hohen Flüchtlingszahlen in den Nachbarländern Syriens und des Iraks müsse mehr getan werden. „Ich glaube nicht, dass wir am Ende unserer Kräfte sind“, sagte der CDU-Abgeordnete Johann Wadepuhl am Donnerstag im Bundestag. Deutschland sollte sich bemühen, die Mittel zu erhöhen.

Die Linksfraktion hatte eine aktuelle Stunde zur Flüchtlingssituation an der türkisch-syrischen Grenze beantragt. Am Wochenende waren mehr als 100.000 Kurden aus Syrien vor den Terrormilizen des „Islamischen Staats“ (IS) in die Türkei geflohen. Das Land bietet bereits mehr als einer Million Flüchtlingen aus Syrien Asyl.

„Tropfen auf den heißen Stein“
Mit Blick auf die Greueltaten der Terroristen und die Situation der Flüchtlinge in der Region sagte Wadephul: „Wir können nicht die Augen davor verschließen, dass Menschen leiden, sterben, dahinsiechen.“ Die SPD-Abgeordnete Gabriela Heinrich sagte, ihre Partei setze sich in den Haushaltsverhandlungen dafür ein, die Mittel für humanitäre Hilfe zu erhöhen.

Deutschland habe die Menschen in der Region inzwischen mit mehr als 600 Millionen Euro unterstützt. Der Bedarf an Hilfe sei nichtsdestotrotz mehr, nicht weniger geworden, sagte Heinrich. Auch die Abgeordneten Dagmar Wöhrl (CSU) und Ute Finckh-Krämer forderten eine deutliche Aufstockung der Mittel für humanitäre Hilfe.

Die Opposition warf der Bundesregierung vor, nicht genügend für die Flüchtlinge in der Region zu tun. Die Grünen-Abgeordnete Claudia Roth sagte, die 20.000 Syrer, die Deutschland im Rahmen der speziellen Kontingente aufgenommen hat, seien ein „Tropfen auf den heißen Stein“. Die Linken-Abgeordnete Heike Hänsel kritisierte die Waffenlieferungen an die kurdischen Peschmerga (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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