Kundgebung gegen Antisemitismus
4.000 Menschen standen gemeinsam gegen Judenhass
Etwa 4.000 Menschen folgten der Einladung des Zentralrats der Juden in Deutschland und demonstrierten gegen Antisemitismus. Neben Ehrengast Joachim Gauck waren Angela Merkel und nahezu die gesamte Regierungsmannschaft anwesend.
Montag, 15.09.2014, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 18.09.2014, 20:57 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Auf einer Kundgebung des Zentralrats der Juden in Berlin haben Polizeiangaben zufolge etwa 4.000 Menschen gegen Antisemitismus demonstriert. Zu der Kundgebung vor dem Brandenburger Tor hatte der Zentralrat der Juden eingeladen. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Steh auf! Nie wieder Judenhass!“.
Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel hielten auch die höchsten Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland Reden: der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sowie der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche Deutschlands, Nikolaus Schneider. Es sprachen auch der Präsident des World Jewish Congress, Ronald S. Lauder, und Bundespräsident Joachim Gauck.
Merkel: Respekt vor dem Glauben
In ihrer Rede hat Bundeskanzlerin Merkel jede Form von Judenfeindlichkeit auf das Schärfste verurteilt. Diskriminierung und Ausgrenzung dürften in Deutschland keinen Platz haben. Jüdisches Leben sei Teil unserer Identität und Kultur. Es sei ein „ungeheurer Skandal“, wenn heute Menschen in Deutschland angegriffen würden, wenn sie sich als Juden zu erkennen gäben, so die Bundeskanzlerin in ihrer Rede. „Das nehme ich nicht hin. Und das nehmen wir alle nicht hin.“ Deshalb nähmen die deutschen Sicherheitsbehörden jeden Übergriff auf Juden und jüdische Einrichtungen sehr ernst. Antisemitische Straftaten würden konsequent mit allen rechtsstaatlichen Mitteln verfolgt werden. Das gelte übrigens auch für Angriffe auf Moscheen, betonte die Kanzlerin.
Mit der Kundgebung wolle man unmissverständlich klar machen: „Jüdisches Leben gehört zu uns. Es ist Teil unserer Identität und Kultur.“, erklärte Merkel. Man setze ein klares Zeichen: „Respekt vor dem Glauben und der Kultur des jeweils anderen, sei er Jude, Muslim oder Christ – ein Zeichen für ein friedliches und gedeihliches Miteinander in unserem Land.“
Graumann: Muslime müssen mehr tun
Der Präsident des Zentralrats der Juden (ZdJ), Dieter Graumann, machte in seiner Rede mitunter die „muslimischen Verbände“ verantwortlich für die antisemitischen Vorfälle auf Demonstrationen gegen die israelische Militäroffensive im Gaza. Diese müssten „hier viel mehr tun als in der Vergangenheit, um den katastrophalen Judenhass in ihren Reihen endlich konsequenter zu bekämpfen. Wann eigentlich, wenn nicht wirklich aller spätestens jetzt“, fragte Graumann.
Denn zur „traurigen Wahrheit“ gehöre, dass judenfeindliche Parolen „weit überwiegend“ von Muslime gekommen sei. „Man darf bestimmt nicht generalisieren und pauschale Urteile sind immer abzulehnen. Die allermeisten Muslime in diesem Land denken bestimmt ganz anders. Und wir suchen ihre Nähe und ihre Freundschaft – und daran wird sich auch nichts ändern. Dass in den letzten Wochen Moscheen angegriffen wurden, das verurteilen wir gemeinsam von ganzem Herzen“, sagte Graumann.
Kein Muslimischer Redner
Zur Überraschung vieler Teilnehmer hielt kein Vertreter der in Deutschland lebenden Muslime bei der Kundgebung eine Rede. Grünen-Chef Cem Özdemir fand das schade. Auf Twitter teilte er mit, dass Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, eine Rede hätte halten können. „Er war ja da!“ Nach Informationen des MiGAZIN war eine Rede eines muslimischen Vertreters allerdings nicht vorgesehen. Der Koordinationsrat der Muslime, der Dachverband der größten islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland, war nicht eingeladen. (eb) Gesellschaft Leitartikel
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Rheinland-Pfalz-Studie Jeder zweite Polizist lehnt muslimfeindliche…
- Neue Integrationskursverordnung Bundesregierung will Integrationskurse verschlanken
- Drama im Mittelmeer Seenotretter bergen hunderte Geflüchtete
- Auftrag des Grundgesetzes Menschenwürde in der Einwanderungsgesellschaft
- Studie Deutschland braucht Einwanderung – und diskriminiert
- Prof. Heckmann im Gespräch Migrationspolitik, die von Sicherheitsthemen…
Auch wenn ich jetzt einen Empörungsschrei auslöse, die ganze Veranstaltung war doch eine Inszenierung von Heuchlern! Die Tatsache, das der KOordinierungsrat der Muslime nicht eingeladen war und die REde von Dieter Graumann belegt dies auf perfide Art und Weise!
@Michael Klein
Ich empöre mich nicht gegen Ihre Aussage; ganz im Gegenteil: da stimme ich Ihnen voll und ganz zu.
Noch schlimmer finde ich, dass der Judenhass auch noch auf die Muslime zugeschoben wird. Dabei ist es durch Studien nachgewiesen, dass unter den deutschen Jugendlichen und Erwachsenen der Anteil an Antisemitismus genauso hoch ist wie bei den Moslems.
Nicht, dass ich Antisemitismus befürworte!!! Aber es kann nicht sein, dass es nur einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zugeordnet wird und der Rest ist fein raus aus der Sache.
Die Veranstaltung war in erster Linie eine gelungene Demonstration des Zentralrats der Juden, die deutsche Regierung […] auf Linie zu halten.