Antidiskriminierungsstelle

Muslim soll Schützenkönig bleiben

Die Antidiskriminierungsstelle wirft der Deutschen Schützenbruderschaft wegen der Ablehnung eines muslimischen Schützenkönigs Intoleranz vor. In einem Brief wird der katholische Dachverband aufgefordert, ihrer Integrationsaufgabe gerecht zu werden.

Mittwoch, 06.08.2014, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 06.08.2014, 16:38 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes wirft dem Bund Historischer Deutscher Schützenbruderschaften (BHDS) wegen der Ablehnung eines muslimischen Schützenkönigs Intoleranz vor. Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, schreibt in einem am Dienstag versendeten Brief an den BHDS, der dem Evangelischen Pressedienst vorliegt: „Ich sehe nicht den geringsten Anlass dazu, in einem christlichen Verband wie Ihrem keine muslimischen Schützen zu dulden.“ Sie rief den katholischen Dachverband in Leverkusen auf, der Aufgabe der Integration gerecht zu werden.

Jetzt sei es an der Zeit, ein deutliches Signal für Integration und gegen Diskriminierung auszusenden, fordert Lüders in dem Brief an den Bundesgeschäftsführer des Vereins: „Mithat Gedik muss Schützenkönig bleiben – und er sollte nicht der letzte, sondern der erste von vielen weiteren muslimischen Schützenkönigen in Ihrem Verband sein.“

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Teilnahme untersagt weil er Muslim ist
Der türkischstämmige Mithat Gedik hatte am 18. Juli das Wettschießen seines Werler Vereins gewonnen. Der Dachverband BHDS untersagte dem Schützenkönig jedoch die Teilnahme am Bezirksschützenfest. Der Verband sei ausdrücklich als katholischer Verband von der Erzdiözese Köln anerkannt und nehme laut Satzung nur Mitglieder christlichen Glaubens auf, begründete der Dachverband den Schritt. Ein Muslim hätte daher nicht aufgenommen werden dürfen. Der Verein des Schützenkönigs stellte sich laut Medienberichten hingegen hinter seinen muslimischen Schützen.

Der Status als katholischer Verband nach dem kanonischen Recht ist durch den Fall eines einzigen muslimischen Schützenkönigs offenbar nicht gefährdet. BHDS-Sprecher Rolf Nieborg sagte dem epd, das könnte erst dann der Fall sein, wenn es sich der BHDS als katholischer Dachverband oder seine Mitgliedsbruderschaften zur Regel machen würden, Muslime, Hindus und andere Nicht-Christen als Mitglieder aufzunehmen. Am Mittwoch wollen die Vorstände des Dachverbands und des Werler Mitgliedsvereins über den Fall beraten.

Schützenverband kein Unbekannter
Der in Deutschland geborene Schützenkönig Mithat Gedik ist Medienberichten zufolge Kaufmann und leitet die Niederlassung eines Mannheimer Unternehmens. In seinem Schützenverein ist er auch Beisitzer im Vorstand. Zudem ist er mit einer katholischen Frau verheiratet und hat vier Kinder, die alle katholisch getauft sind.

Vor einigen Jahren hatte bereits der Umgang des Dachverbands mit einem homosexuellen Schützenkönig zu einer Prüfung der Antidiskriminierungsstelle geführt. Diese kam im Jahr 2012 zu dem Urteil, dass die Benachteiligung schwuler Schützenkönige im Verein rechtswidrig sei. Der Dachverband vertritt 1.300 Bruderschaften mit rund 400.000 Mitgliedern. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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