Ausnahmsweise

Muslimischer Schützenkönig darf Titel behalten

Der muslimische Schützenkönig Mithat Gedik darf seine Schützenkette behalten – ausnahmsweise. Das teilte die katholische Schützenbruderschaft mit. Die Antidiskriminierungsstelle begrüßt die Entscheidung, hält ihre Kritik jedoch aufrecht.

Freitag, 08.08.2014, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 11.08.2014, 21:23 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der muslimische Schützenkönig Mithat Gedik aus dem westfälischen Werl darf seine Schützenkette behalten. Dies sei aber eine Ausnahme, entschied der katholische Dachverband Bund Historischer Deutscher Schützenbruderschaften (BHDS) am Mittwoch in Leverkusen. Zudem dürfe der 33-jährige Schützenkönig nicht am Königsschießen auf Bezirksebene teilnehmen.

In einer Erklärung wies der Dachverband mit scharfen Worten die breite öffentliche Kritik an seiner anfänglichen Forderung zurück, der Schützenkönig müsse abdanken, und verteidigte die Beschränkung der Mitgliedschaft in katholischen Schützenvereinen auf Christen. Der Verband habe „als Ausdruck von Respekt und Integration gegenüber dem Schützenbruder Mithat Gedik beschlossen, ausnahmsweise keine Einwände gegen seine Königswürde in seiner Bruderschaft zu erheben“, erklärte der Vorstand.

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Zugleich warf der Verband Kritikern vor, sie wollten „Zwangsharmonisierung und geistige Gleichschaltung in Deutschland erzwingen“, und fügte hinzu: „Wie immer die vielschichtigen politischen und religiösen Meinungen und Ansichten zum Thema Integration der Muslime in Deutschland auch aussehen mögen, als Christen und Schützenbrüder dürfen und werden wir an unserem Recht auf positive Religionsfreiheit festhalten.“

Religiöse Identitätsfindung immer schwieriger
Dieses Recht stehe christlichen Schützenbrüdern ebenso zu wie Muslimen, Juden oder Buddhisten, betonte der Verband, der 1.300 Bruderschaften mit rund 400.000 Mitgliedern vertritt. In der heutigen Zeit, in der eine religiöse Identitätsfindung immer schwieriger werde, trügen katholische Schützenbruderschaften in einer pluralen Gesellschaft aktiv zum religiösen Dialog bei.

Kritik äußerte der Dachverband auch am Werler Verein, der den Muslim als Mitglied aufgenommen hatte. Durch das BHDS-Statut und die Satzung der betroffenen Bruderschaft verpflichteten sich die Mitglieder zum Bekenntnis des Glaubens durch Eintreten für die katholischen Glaubensgrundsätze. „Würden Nichtchristen in unseren katholischen Bruderschaften Mitglieder werden, bedeutete dies letztendlich, das Recht auf eigene Identität und Bindung zur katholischen Kirche aufzugeben.“

Antidiskriminierungsstelel erneuert Kritik
Gedik sei deshalb eine Ausnahme. Der 33-Jährige gelte als voll integriert weil er mit einer Katholikin verheiratet ist und vier katholisch getaufte Kinder hat. Sein Schützenverein hatte sich in der Debatte von Anfang hinter ihn gestellt.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat die ausnahmsweise Anerkennung des muslimischen Schützenkönigs Mithat Gedik begrüßt, aber ihre grundsätzliche Kritik an dem katholischen Schützen-Dachverband erneuert. „Es ist gut, dass Mithat Gedik Schützenkönig bleibt“, sagte die Leiterin Christine Lüders am Donnerstag in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Drohung einer Aberkennung seines Titels sei überzogen gewesen und habe ein völlig falsches Zeichen gesetzt. Grundsätzlich sollte sich der BHDS, „aber schon fragen, wie er mit Vielfalt umgeht“. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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  1. GerdEric sagt:

    Ich frage mich, was will ein Muslim in einem Schützenverein, wie kann er sich mit der Tradition eines katholischen Vereines identifizieren?
    Mir scheint schon seltsam, dass nichtkatholische Christen sich dort einfinden. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass sich Christen in einem Schützenverein wohlfühlen können.
    Mir ist ein Schützenverein eher ein politischer Verein, hat mit Religion nichts zu tun.
    Im Ganzen ist der Schützenverein so katholisch, wie der Schützenkönig muslim.
    Naja, bald ist Karneval…da geht der ganze Zirkus von vorne los…