Deutsch-Türkisches Wissenschaftsjahr

Türkei ruft Akademiker zur Heimkehr auf

Die Türkei ruft türkeistämmige Wissenschaftler in Deutschland auf, in die Türkei zurückzukehren. Dabei braucht Deutschland die Fachkräfte selbst. Ein Konflikt, das im Deutsch-Türkischen Wissenschaftsjahr noch oft zur Sprache kommen wird.

Von Freitag, 31.01.2014, 8:27 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 05.02.2014, 7:27 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der türkische Wissenschaftsminister Fikri Işık hat türkeistämmige Akademiker in Deutschland aufgerufen, in die Türkei zurückzukehren. „Wir laden euch ein, in eurem Land zu arbeiten“, sagte Işık am Freitag vergangener Woche in Berlin. Die Türkei sei bereit, die Rückkehrer zu unterstützen. Eingeladen hatte der Wissenschafts- und Technologieforschungsrat der Türkei (TÜBİTAK).

Der türkische Minister war anlässlich des „Deutsch-Türkischen Wissenschaftsjahres 2014“ nach Deutschland gekommen. Im Rahmen einer feierlichen Auftaktveranstaltung unterzeichneten Işık und seine Amtskollegin Johanna Wanka (CDU) Vereinbarungen zur künftigen Ausrichtung der bilateralen Kooperation in Bildung, Wissenschaft und Forschung.

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Das Wissenschaftsjahr soll die Möglichkeit bieten, den bilateralen Aktivitäten zwischen Deutschland und der Türkei eine höhere Sichtbarkeit zu verleihen. Gleichzeitig soll die Kooperation wichtige Impulse für eine nachhaltige Weiterentwicklung erfahren. Geplant sind zahlreiche Konferenzen und Fachveranstaltungen in Deutschland und in der Türkei. Ein besonderer Höhepunkt sind die „Türkei-Wochen“ an deutschen Hochschulen.

Info: Deutschland und die Türkei sind bereits in vielfacher Weise miteinander verflochten. Mehr als 5.000 deutsche Firmen sind in der Türkei aktiv. In Deutschland wiederum leben fast 3 Millionen Menschen türkischer Herkunft, von denen etwas mehr als die Hälfte die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt.

Chancen für beide Länder
„Wir wissen die Talente von Menschen zu schätzen, die in zwei Kulturen zu Hause sind und die mehrere Sprachen sprechen. Gerade das Potenzial unserer jungen, gut ausgebildeten Menschen, der Nachwuchswissenschaftler aus beiden Ländern und der ausgewiesenen Experten bieten wichtige Chancen sowohl für Deutschland als auch für die Türkei“, sagte Wanka.

Gut dürfte der Aufruf des türkischen Ministers, die Fachkräfte sollten in die Türkei kommen, in Deutschland dennoch nicht ankommen. Gut ausgebildete Fachkräfte kann Deutschland selber gut gebrauchen. Ein Thema mit Konfliktpotenzial also, das im Wissenschaftsjahr sicher noch oft zur Sprache kommen wird. (bk) Aktuell Ausland

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  1. Kritika sagt:

    „Die Türkei sei bereit, die Rückkehrer zu unterstützen“

    Weiß zufällig jemand, wie diese Unterstützung konkret aussieht? Ich werde nämlich vermutlich nach Türkei gehen. Habe mein Abi mit 1,6 abgeschlossen, Diplom als Maschinenbau-Ingenieur mit 2,4 (meine Hauptnote Mechatronik mit 1,3 sowie diverse weitere Noten mit sehr gut abgeschlossen, u.a. auch meine Diplom-Arbeit). Trotz meiner hervorragenden Fähigkeiten bekomme ich seit 2 Jahren keinen Job in Deutschland. Das hätte ich mir vorher nie zu träumen gewagt, daß ich nach dem Studium in Deutschland schlechter dastehe als vorher ohne Ausbildung. Durch das Studium bin ich hoch verschuldet (BaFög, Studiengebühren, Einkommensausfall während des Studiums -> Schuldenaufstauung. Außerdem brauche ich knapp 10.000€ für den Militärdienst usw usf). Durch Arbeit in einer gewöhnlichen Zeitarbeitsfirma käme ich bei einem Einkommen von etwas über 1000€ so gut wie gar nicht mehr aus den Schulden heraus, oder wirklich nur seeehr mühsam auf seeehr lange Sicht. Daher bleibt mir quasi gar keine andere Wahl als nach Türkei zu gehen, obwohl ich aus diversen Gründen doch lieber hier bleiben würde.

    Deshalb bin ich stark an einer Ausreise interessiert und würde gerne mehr darüber wissen, was gibt es da für Ansprechpartner, welche Hilfestellungen erhält man usw… . Finde in diesem Zusammenhang diese Artikel-Serie auch ganz toll, Erfahrungswerte lesen. Freue mich über hilfreiche Links.

  2. posteo sagt:

    Lieber Kritika,
    wo haben sie sich denn überall beworben. Mein Mann der zufällig vom Fach ist, macht in seinem Großbetrieb ganz andere Erfahrungen.
    Und mit Ihrem Notendurchschnitt und den türkischen Sprachkenntnissen müssten Sie gerade bei den deutschen Autobaufirmen mit deren Zweigwerken in der Türkei besonders gute Chancen haben. Auch die Fachzeitschrift der Ingenieure, die VDI-Nachrichten, ist voll mit Stellenanzeigen. Natürlich findet man nicht immer den erwünschte Stelle vor der Haustür. Aber wer bereit ist, für seinen Berufsstart innerhalb Deutschlands umzuziehen, muss als Ingenieursicher nicht ins Ausland gehen.

  3. Özdil sagt:

    An wen (oder welche Adresse) können sich Interesierte wenden? Oder ist das nur Politik?

  4. Onyx sagt:

    @Kritika

    Vergiss deine tollen Noten. Eine gute Leistung im maroden deutschen Schulsystem bedeutet in der Türkei gar nichts. Das Ausbildungsniveau in der Türkei ist nämlich höher. Was die Wirtschaft dort und auch sonstwo braucht, sind heute Leute, die sofort etwas brauchbares produzieren können, sobal man sie an einen Arbeitsplatz setzt. Ohne lange Einarbeitungszeit und Techtelmechtel. Fang an zu arbeiten und deinen Lebenslauf mit guten Referenzen zu füllen. Anfangs für wenig Geld, später immer mehr. Und lass vom Gedanken los, ein guter Schulabschluss würde irgendetwas über deinen wirtschaftlichen Wert aussagen.

    Achja und in der Türkei gibt es keine „Ansprechpartner“ oder „Hilfestellungen“. Dort herrscht wilder Raubtierkapitalismus. Dort braucht man Vitamin B.

  5. Soli sagt:

    @Kritika – und sie glauben in der Tprkei wäre es besser? Schauen sie sich doch mal die Gehälter für Akademiker dort an und die Lebenshaltungskosten, da gehen ihnen dann die Augen auf.
    Von dem Geld was sie da verdienen werden sie das Bafög für ihr hier absolviertes Studium jedenfalls kaum zurückzahlen können.
    Die 10.000€ Militärdienst können sie sich übrigens auch sparen, einfah absolvieren :-)

  6. Mediziner sagt:

    Ich bin selbst Akademiker und kenne keinen einzigen Türken in meinem Umfeld. Zufall?

  7. Mathematiker sagt:

    Bin Mathematiker und habe mich hauptsächlich für aktuarielle Bereiche bei Wirtschaftsprüfern und Versicherungen beworben. Ergebnis: man fühlt sich sichtlich unwohl mich in höhere Unternehmensbereiche aufzunehmen.
    […] Türken mag man hier nicht, selbst wenn sie einen deutschen Pass haben wie ich! Geht’s noch klarer Leute?
    Ich wurde selbst von türkischen Banken hier in D abgelehnt: dass die deutschen mich ablehnen k+ümmert mich wenig, das hatte ich nicht anders erwartet, aber das die türk. Banken mich so abservieren, hat mich echt getroffen. Meine akademische Karriee nützt mir übrigens auch nichts. Man wirft einem stets Spitzfindigkeiten vor- eine Frechheit.

  8. Auslaender sagt:

    hall0 an alle,
    das ausländische Akademiker, insbesondere Türken, es auf dem Arbeitsmarkt schwer haben werden, war mir und uns schon immer klar. Wir werden immer noch als Gastarbeiter betrachtet – einmal Ausländer immer Ausländer. Die Deutschen möchte schlichtweg nicht, das wir gesellschaftlich aufschließen. D.h. die Ausländer sollen die Dienstleistungsjobs erledigen und die Deutschen sollen delegieren. Immer schon unten halten!

  9. Jochen sagt:

    Wer in die Pisastudie schaut, weiß haargenau, warum es Biodeutsche leichter haben. Sie schneiden im Vergleich zu fast allen anderen Gruppen einfach besser ab. Die Gründe hierfür können nicht in einer ökonomischen „Besserstellung“ liegen, da Bildung hierzulande weitgehend kostenlos ist. Hierzulande bezahlt man nicht 20000 Dollar Semestergebühren. Dass die Türkei ein besseres Ausbildungssystem hat, glaube ich nicht, sonst hätte dieses Land nicht seit Jahrzehnten horrende Handelsdefizite.

    Natürlich sind Zeugnisse ab 1,5 nichts mehr wert, weil die Note nach altmodischer Rechnung einer 2,5 entspräche („Drei“). Das ist die Folge der ewigen Gleichmacherei.