Partiziano
Migrantische Misstöne und Bayrische Blasmusik-Blasphemie
Eigentlich, so haben geheime Aufzeichnungen der letzten Kreuther Klausurtagung ergeben, hat die CSU nichts gegen Rumänen, sehr wohl jedoch gegen Roma-Blaskapellen. Die nämlich gefährden die bayrischen Bierzelt-Blechbläser - und das ist selbstredende Blasphemie.
Von Marcello Buzzanca Donnerstag, 16.01.2014, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 19.01.2014, 21:17 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Anfang Januar trafen sich die bajuwarischen Stammesfürsten zu ihrer jährlichen CäSUr in der Clow(n)sur von Kreuth. Sie zwangen den US-Botschafter John B. Emerson in eine alberne Tracht, prügelten auf die Armutsmigraten ein und sprachen sich für eine PKW-Maut für ausländische Kraftfahrzeuge auf deutschen Autobahnen aus. Damit, so die Rechnung, würden die Kassen der Kommunen nicht nur nicht geleert, sondern sogar gefüllt. Wenn nämlich die schmutzigen Sozialschmarotzer ertappt und ausgewiesen würden, müssten sie Deutschland in jedem Fall per eigenem PKW verlassen – und dafür eben Maut-Gebühren entrichten.
Wahlweise, aber dieses Positionspapier liegt mir leider noch nicht vor, könnte man darüber nachdenken, auch nur solche Migranten nach Deutschland einwandern zu lassen, die nachweislich per PKW gekommen sind. Da die PKW-Maut-Gebühren sowieso nur für ausländische Kraftfahrzeuge gelten soll, wäre der Arbeitnehmerfreizügigkeit schon mal der erste Riegel vorgeschoben. Bleibt noch das Problem der Wiedereinreise. Wiedersehen macht Freude? Nicht bei der CSU! Die nämlich spitzt jetzt zunehmend die Ohren und lauscht, welcher Ausländer sich gerade wieder irgendwo Sozialleistungen erschleicht. Sistemul de asistenţă socială (Sozialstaat)? Ist leider aus – und jetzt raus hier!
Migrationsberichtigtes Hintergrundwissen
Aber seien wir mal nicht so streng mit den Christlich-Soziopathialen. Ihre Angst, aber das wissen bisher nur wenige, ist eigentlich eine Frage der Noten – und zwar der schrägen. Das ergab die Auswertung der Wanze, die der US-Botschafter in seinem Trachtenknopf trug. So fürchten die Bayern nämlich schlicht und ergreifend um ihre Blaskapellen. Denn mit der Öffnung des Arbeitsmarktes für Rumänen und Bulgaren haben nun auch Formationen wie Fanfare Ciocarlia freien Zutritt auf die Bühnen deutscher Landen. Und diese Roma-Blaskapellen-Kombo haut auch den stärksten Seppl aus seiner Lederhose. Dazu kommt, dass auch rumänische Musiker über die Künstlersozialkasse (KSK) ihre Renten- und Sozialversicherung abschließen können.
Nicht zu vergessen der Kulturschock: Da es ja an deutschen Fachkräften mangelt, die Zuwanderung aus Rumänien und Bulgarien laut Migrationsbericht von 2012 um 20 Prozent gestiegen ist und viele rumänische Musiker professionelle Künstler sind, geht das Gespenst um, man müsse künftig zu deftiger Roma-Blasmusik schunkeln. Und weil Deutsche immer älter werden, wird das bei 200 Beats per minute umso anstrengender. O halba cu bere heißt es dann in den Biergärten statt a Maß bitte und Zigeunerschnitzel ist ab sofort tabu.
Tabaluga Tiriac und der milde Maffay
Zum deutsch-rumänischen Gespräch bzw. Dialog der anderen Art ruft indes Peter Maffay auf. Er selbst floh in den 70er Jahren als Teenager und gemeinsam mit seiner Familie nach Deutschland – und machte hier als Musiker Karriere. Zugegeben, Peter Maffay ist Rock- und kein Blasmusiker, aber das macht ihn in den Augen vieler nicht weniger zum Bayrischen Blaskappellen-Blasphemie-Verdächtigen. Schließlich setzt er sich in seiner alten Heimat für traumatisierte Roma-Kinder ein. Sehr suspekt! Womöglich betreibt der Tabaluga-Infiltrant mit der mildtätig-missionarischen Ader dort eine geheime Blasinstrumenten-Musikschule und trimmt die Kinder und Jugendlichen darauf, deutsche Bühnen und bayrische Biergärten zu stürmen.
Gerade die gut 40 % der rund 250.000 Siebenbürger Sachsen, die in Bayern leben und in ihren 35 Kreisgruppen natürlich auch Blaskapellen beherbergen, werden sich mit aller Tracht dagegenstemmen, dass fremde Töne aus der ehemaligen Heimat ihr jetziges Refugium besudeln – und das auch noch durch die Hand eines Deutschen – oder Rumänen? Peter Maffay spricht in jedem Fall beide Sprachen und trifft mit seinem Engagement eine klare Ansage. Klar war andererseits nie so genau, was eigentlich Ion Țiriac so macht. Fest stand, dass er eigentlich alles kann, sportlich und finanztechnisch. Von der Schlagkraft des ehemaligen Eishockey- und Tennisprofis profitierte nicht nur der „Rote Bum-Bum-Bumskopp Baron“, sondern auch andere internationale Spitzensportler. Eines aber hat Tiriac nie gemacht: Blasinstrumente spielen. Wobei, er soll ja angeblich auch Glas gegessen haben, nur, um eine Wette zu gewinnen.
A/B Splittest: (A)Marschmusik merkantil
Um also endgültig die Frage zu klären, ob rumänische Blaskapellen besser als bayrische sind, soll nun auf einen anderen Instrumentalisten zurückgegriffen werden – und zwar auf den Whistleblower Snowden. Der war ja nämlich IT-Spezialist und Spion gleichermaßen. Deswegen empfiehlt er Weißwurstberichten zufolge, den A/B Splittest zu nutzen. Bei diesem werden Besucherströme auf zwei unterschiedliche Landingpages geleitet. Die Seite, die am Ende die beste Performance und Konversionsrate aufweisen kann, hat gewonnen. Die andere wird abgeschaltet.
Zur Sicherheit baut man noch einige Spinonyme ein. Das sind Wörter, bei denen einzelnen Schriftzeichen gedreht werden, wobei das eigentliche Wort dennoch lesbar bleibt. Das Unwort des Jahres 2013 „Sozialtourismus“ ist indes wohl für viele sehr leicht zu entziffern, während das Wort des Jahres 2013 „GroKO“ eher nach einer Art Gemüse klingt – oder nach einem Versbrecher an der Macht. Nu face nimic! Macht nichts! Aktuell Meinung
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