Ausländerpolitik in den 80ern (8/9)

„Hierzubleiben, aber nicht und nie Berliner und Deutscher werden zu wollen ist keine Dauerlösung“

Bonn, 4. Februar 1982. Im Bundestag debattieren die Parteien über Ausländerpolitik – Familienzusammenführung, Assimilation, Einbürgerung, Gettos oder auch darüber, wie man Türken “loswird”. MiGAZIN veröffentlicht in einer neunteiligen Serie die Debatte in voller Länge. Heute: Ulf Fink (CDU)

Freitag, 16.08.2013, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 18.08.2013, 21:18 Uhr Lesedauer: 9 Minuten  |  

Herr Präsident! Meine Damen und Herren!

Ulf Fink (CDU) wurde 1981 von Richard von Weizsäcker als Senator für Gesundheit und Soziales in den Senat von Berlin berufen. Dieses Amt bekleidete er bis 1989.

___STEADY_PAYWALL___

Wenn ich hier im Deutschen Bundestag für das Land Berlin das Wort nehme, so deshalb, weil Berlin die Stadt unter den deutschen Großstädten ist, in der die meisten Ausländer leben. Über 240 000 sind es mittlerweile. Ein internationaler Vergleich: In unserer Stadt leben halb so viele Ausländer wie in ganz Schweden, das flächenmäßig etwa tausendmal so groß wie das Gebiet von West- Berlin ist und viermal so viele Einwohner hat.

Wie notwendig es ist, in dieser Debatte das Wort zu ergreifen, zeigen mir auch die Debattenbeiträge der Abgeordneten Hirsch und Hölscher. Herr Hirsch hat auf die Hugenotten hingewiesen, mit Recht. Allerdings war die Zahlenangabe nicht ganz richtig, und er hat verschwiegen, daß es über hundert Jahre gedauert hat, bis der Integrationsprozeß vollzogen gewesen ist. Der Abgeordnete Hölscher hat den Kreuzberger Mitbürgern empfohlen, sie mögen es doch gut finden, so, wie es sei. Das ist sein gutes Recht. Die Frage ist nur: Hat er je mit den Kreuzberger Mitbürgern darüber gesprochen?

(Beifall bei der CDU/CSU- Wehner [SPD]: Sie sind wohl ein Anfänger in einem Parlament? Das klingt mir so!)

Lassen Sie mich einige Fakten nennen, die zeigen, wie die Situation tatsächlich ist. Der Zustrom von Ausländern in unsere Stadt hat sich in den letzten Jahren stark erhöht. 1965, als das Ausländergesetz erlassen wurde, lebten 40 000 Ausländer in Berlin. 1973, zum Zeitpunkt des Anwerbestopps, hielten sich 178 000 Ausländer bei uns auf. Jetzt sind es, wie gesagt, über 240 000. Jeder Achte in Berlin ist mittlerweile ein Ausländer. Zu dieser Entwicklung hat das überproportionale Ansteigen der Zahl der Türken entscheidend beigetragen, von denen jetzt 120 000 in unserer Stadt leben. Fazit: der Anwerbestopp, so richtig er war, hat den Zustrom nicht stoppen können.

Familiennachzug und Zuheirat haben die Zahlen dennoch steigen lassen. Viele Nachziehende kommen erst in einem Alter nach Beendigung der Schulpflicht zu uns. Sie können nur unter ungeheuren Schwierigkeiten überhaupt noch integriert werden. Daraus folgt: erfolgversprechende Integrationsversuche in Berlin drohen im Meer der großen Zahl unterzugehen. Immer mehr konzentrieren sich die Ausländer, besonders die Türken, auf die drei Bezirke Kreuzberg, Tiergarten und Wedding. Mittlerweile leben dort schon die Hälfte aller Berliner Türken, während die Zahl der dort lebenden Deutschen sinkt.

„der Anwerbestopp, so richtig er war, hat den Zustrom nicht stoppen können.“

Integration ist ohne schulische Bildung nicht denkbar. Aber wie soll Integration vollzogen werden, wenn in den Ausländerballungsgebieten zum Teil bis 80% der Schulanfänger ausländische Kinder sind? Auch wissen wir bereits jetzt, daß im Schuljahr 1983/84 die absolute Zahl der Ausländerkinder in den Hauptschulen Berlins größer als die Zahl der deutschen Schüler sein wird. Da hilft auch kein hussing mehr – also der Pendelverkehr mit dem Bus -, um das der Kreuzberger Bezirksbürgermeister in einem beschwörenden Appell meine Kollegin Laurien bittet.

Ganz abgesehen von der Problematik des hussing. Was uns besonders bedrückt, ist die fortschreitende Gettoisierung. Das Problem der Koranschulen ist bekannt. So sehr wir die Religionsfreiheit und die Freiheit der religiösen Erziehung auch bei Ausländern achten wollen – bedenklich wird die Sache dann, wenn in den Ausländerzentren zunehmend von selbsternannten Hodschas eine strenge soziale Kontrolle über die Lebensgewohnheiten der muslemischen Familien ausgeübt wird.

Was ist zu tun? Der weitere Zustrom von Ausländern muß im Interesse des partnerschaftlichen Zusammenlebens von Deutschen und Ausländern unter Berücksichtigung der sozialen und humanen Gesichtspunkte gestoppt werden.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir haben in Berlin das Problem des Familiennachzugs in diesem Sinne gelöst. Ich weiß, das hat manche Besorgnis und Befürchtung ausgelöst. Tatsache aber ist, daß diese Maßnahmen in ihrer endgültigen Form richtig und notwendig waren, nicht zuletzt auch im Interesse der hier seit längerer Zeit lebenden Ausländer selbst.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Diese Regelungen sind mittlerweile von fast allen Ländern übernommen worden.

„Das Problem der Koranschulen ist bekannt. So sehr wir die Religionsfreiheit und die Freiheit der religiösen Erziehung auch bei Ausländern achten wollen – bedenklich wird die Sache dann, wenn in den Ausländerzentren zunehmend von selbsternannten Hodschas eine strenge soziale Kontrolle über die Lebensgewohnheiten der muslemischen Familien ausgeübt wird.“

Ich füge noch eines hinzu: diese Maßnahmen sind noch nicht ausreichend. Das Einreisealter für nachziehende Kinder muß deutlich gesenkt werden, damit Integration überhaupt möglich wird. Dies setzt eine Änderung des Ausländergesetzes durch den Deutschen Bundestag voraus, um die wir bitten. Wir wollen damit den Ausländern nicht den familiären Zusammenhalt nehmen, der gerade in einem fremden Land besonders wichtig ist. Aber die Dinge liegen eben deutlich anders, wenn die Kinder nach dem Schulbesuch in der Türkei hierhergeholt werden, um eine meist unqualifizierte Arbeit aufzunehmen und den Anwerbestopp unterlaufen.

Ein weiterer Problemkreis: Dringend notwendig ist die Verabschiedung des Gesetzentwurfs zur Beschleunigung des Asylverfahrens.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Der entsprechende Gesetzentwurf des Bundesrates liegt seit langem vor. Das Land Berlin bittet dringend darum, dieses Gesetz nun wirklich bald zu verabschieden. Bei uns in Berlin leben mittlerweile schon 21 000 Asylbewerber. Sie kosten die Sozialhilfe jährlich 60 Millionen DM. Das ist ein Betrag, der ausreichen würde, 1 500 Stellen für Menschen zu finanzieren, die sich die Integration zur Aufgabe machen.

Vizepräsident Wurbs: Herr Senator, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Dr. Hirsch?

Bitte.

Dr. Hirsch (FDP): Herr Senator, würden Sie bitte zur Kenntnis nehmen, daß der Bericht der Bund- Länder-Arbeitsgruppe, der zahlreiche notwendigerweise zu regelnde Positionen enthielt, erst im Juni des vorigen Jahres vorgelegen

(Lachen und Zurufe von der CDU/CSU)

– natürlich – und unverzüglich zu den Beratungen geführt hat, die dann zur Einbringung des Gesetzes im September des vergangenen Jahres geführt haben?

(Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU)

Wie lange wollen Sie denn an einem Gesetz arbeiten? Oder wollen Sie alle zwei Jahre oder alle drei Monate ein neues Gesetz machen? Wie stellen Sie sich das vor? Aktuell Politik

Seiten: 1 2

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. mo sagt:

    Hakan Tanriverdi schreibt im linksliberalen Freitag zu einer vom „freitag“ in Auftrag gegebenen Studie: „Am ausländerfeindlichsten sind die Mitglieder der Linken. Satte 61% finden, dass in Deutschland zu viele Ausländer leben oder – wenn man es freundlich auslegen will – dass mittlerweile genug Ausländer auf deutschem Boden leben.“

  2. mo sagt:

    Eine Emnid-Umfrage von 2010 kam zu dem Ergebnis: „Besonders viel Zuspruch bekäme eine Sarrazin-Partei bei Anhängern der Linkspartei (29 Prozent). “
    (CDU-Wähler 17 Prozent)
    Zitiert nach spon: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/sarrazin-debatte-umfrage-sieht-grosses-potential-fuer-protestpartei-a-715751.html

  3. Kigili sagt:

    Es ist normal, dass kurz vor Wahlen mit allen dreckigen Tricks versucht wird, die Linke,, die von allen etablierten Parteien, mit immer noch am glaubwürdigsten für die Rechte von Minderheiten eintretende Partei zu diffamieren. Die Angst geht um bei der CDU, der SPD, den Grünen, der FDP. Es könnte ja jemand auf die Idee kommen, die jahrzehntelange neoliberale Wirtschaftspolitik der CDU, der SPD, der Grünen, der FDP, der Diskriminierung von Menschen, dem Staatsrassismus, der sozialen Ungerechtigkeit etwas entgegenzusetzen.

    Ungeachtet der Fragwürdigkeit, Sinn und Unsinn von auf die verwiesenen Umfragen wählt ein Wähler, der an die Urne geht, nicht die Gesinnung eines anderen Wählers der vielleicht dieselbe Partei in dem Moment wählt, sondern man wählt immer noch die Partei selbst. Welche politischen Grundsätze eine Partei aufweist, welche Politik sie verfolgt, welches poltische Ziel sie hat, ist aus ihrem Parteiprogramm entnehmbar. Das antirassistische Parteiprogramm der Linken ist klar, eindeutig und unter folgendem Link zu finden:

    http://www.die-linke.de/fileadmin/download/dokumente/programm_der_partei_die_linke_erfurt2011.pdf

    Darin steht unter Anderem:

    „Wir gehen aus von den Traditionen der Demokratie und des Sozialismus, der Kämpfe für Menschenrechte und Emanzipation, gegen Faschismus und Rassismus, Imperialismus und Militarismus. Wir wollen alle gesellschaftlichen Verhältnisse überwinden, in denen Menschen ausgebeutet, entrechtet und entmündigt werden und in denen ihre sozialen und natürlichen Lebensgrundlagen zerstört werden.“

    „für die Überwindung jeglicher Form der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, des Alters, des sozialen Status, der Weltanschauung, der Religion, der ethnischen Herkunft, der sexuellen Orientierung und Identität oder aufgrund jedweder Behinderungen. Für DIE LINKE ist gelebter Antifaschismus verbunden mit dem Kampf gegen Kriegstreiberei, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Rassismus und nationalen Dünkel.“

    „Der Kampf gegen antidemokratische Positionen, gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen die Unterdrückung von Arbeiterorganisationen und gegen Kriegstreiberei ist daher für uns mit einem gelebten Antifaschismus verbunden.“

    „Das Bildungssystem trägt zur sozialen und kulturellen Spaltung der Gesellschaft bei. Rassismus und faschistische Tendenzen, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit nehmen zu. Migrantinnen und in die Illegalität gezwungene Mädchen und Frauen mit und ohne Behinderungen sind noch häufiger Opfer von Gewalt. Migrantinnen und Migranten sind von menschenrechtswidrigen Abschiebungen bedroht. Repressive Elemente in der Innenpolitik werden ausgeweitet.“

    „DIE LINKE weist die Instrumentalisierung von Frauenrechten zur Begründung von Rassismus und Kriegen zurück.“

    „Wir treten Neofaschismus, Rechtspopulismus, Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Islamfeindlichkeit, Homophobie und anderen Formen der Menschenfeindlichkeit aktiv entgegen. Wir beteiligen uns aktiv in demokratischen Bündnissen, arbeiten in Bürgerbewegungen und -initiativen mit all denen zusammen, die sich gegen extreme Rechte, Rechtspopulismus und Rassismus engagieren. Wir kämpfen gegen Neofaschismus, Rechtspopulismus und Rassismus auf der Straße und in politischen Gremien. Wir fordern das Verbot aller Organisationen der extremen Rechten; dabei sind wir uns bewusst, dass ein Verbot die gesellschaftliche Auseinandersetzung nicht ersetzt. Wir setzen uns ein für die Stärkung antirassistischer und antifaschistischer Bildungsarbeit, sowohl in der Schule als auch im außerschulischen Bereich. Wir setzen uns für eine aktive Antidiskriminierungspolitik ein und für mehr Demokratie, Partizipation und Bürgerbeteiligung auf allen Ebenen.“

    „DIE LINKE ist sich mit anderen demokratischen Kräften darin einig, dass die Bekämpfung von Neofaschismus und Rassismus eine Aufgabe ist, die allerorts in Deutschland und stets mit Zivilcourage und in aller Öffentlichkeit geführt werden muss. Dabei wenden wir uns entschieden gegen rassistisch motivierte Gewalt, gegen staatlichen Rassismus und auch gegen Alltagsrassismus und fremdenfeindliche Positionen aus der Mitte der Gesellschaft.

    Wenn man Heuchlern und Lügnern Gehör schenkt, dürften entrechtete Menschen, Türken, Araber, Kurden, Muslime, Aleviten, Sinti & Roma, Schwarze, Asiaten, etc. soweit sie denn die Möglichkeit haben, keine Partei wie die Linke wählen, die sich genau für ihre Rechte einsetzt. Eine durchsichtige, heuchlerische und perfide Taktik, auf die man am Wahlsonntag am 22. September nicht reinfallen und schon allein aus Trotz die Linke wählen sollte. Nur eine starke Linke erhöht unsere Chancen auf mehr Gleichberechtigung und echte Teilhabe.

  4. aloo masala sagt:

    @Kigili

    Es ist eine Sache, was im Parteiprogramm steht und was man in der Opposition alles verspricht und fordert, jedoch eine völlig andere Sache, wenn man dann in Regierungsverantwortung trägt. Die Grünen musste dafür schmerzliches Lehrgeld bezahlen. Die Linke tut es bereit überall dort, wo sie Posten in Ressorts übernommen haben, die systembedingt für schlechte Nachrichten zuständig sind und gleichzeitig im Widerspruch zu den eigenen Parteizielen sind (zum Beispiel das Finanzressort in Brandenburg).

    Aus diesem Grund sind ihre Vorwürfe gegen die anderen Parteien etwas einseitig. Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, also das was sie als Heuchelei bezeichnen, ist ein Problem, das sich durch alles Parteien zieht.

    Ein anderer Aspekt ist, dass die Linke einen hohen Anteil von ausländerfeindlich gesinnten Anhängern und Mitgliedern hat. Mich interessieren weniger Versprechen in Wahlprogrammen, sondern das was eine Partei konkret unternimmt, um das Problem der Ausländerfeindlichkeit zu lösen. Die Linke hat hier mehr als alle andere Parteien ein Problem mit Ausländerfeindlichkeit. Solange sie das Problem in ihrer eigenen Partei nicht in den Griff bekommt, traue ich ihr auch nicht zu, dass sie das Problem deutschlandweit in den Griff bekommt. Ich persönlich unterstütze weder eine Partei mit derart hohem Anteil von ausländerfeindlich gesinnten Mitgliedern wie die Linke, noch eine Partei wie die CDU/CSU, die regelmäßig ausländerfeindliche Ressentiments schürt.

  5. mo sagt:

    @Kigili
    Fragen Sie doch mal die Vietnamesen und Mosambikaner, die noch die Vorgänger der Linken erlebt haben, was sie von der Partei „Die Linke“ halten.

  6. Lionel sagt:

    Die Linke ist laut der eidesstattlichen Versicherung ihre Bundesschatzmeisters rechtsidentisch mit der Staatspartei der DDR, der SED.
    Schön, dass die Linke mittlerweile so vehement für Menschenrechte eintritt.
    Beim Menschenrecht auf freie Ausreise wurde das bis 1989 noch andes gesehen: Etwa 1.000 Leute, die es in Anspruch nehmen wollten, wurden erschossen.
    Auch mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung hatte man so einige Probleme.
    Damit unliebsame Gedanken erst gar nicht aufkamen, wurde der gesamte Staat mit dem Spitzel- und Schnüffelsystem der Stasi überzogen.

    Von einer Tradition der Kämpfe für Demokratie und Menschenrechte kann die Linke nicht sprechen – es trotzdem dreist zu behaupten, ist glatte Geschichtsfälschung.

  7. mo sagt:

    @Lionel
    Die Verlautbarungen der „Linke“, die Kigili zitiert, könnten so auch von der SED stammen. Sie war auch gegen Krieg, nannte die Mauer, an der hunderte Menschen ermordet wurden, dreist „antifaschistischen Schutzwall“ usw. Die Praxis sah anders aus. Die „internationale und antirassistische“ SED ging mit ihren so genannten Vertragsarbeitern so um:

    „Ein ständiger Aufenthalt jedoch war vertraglich und gesetzlich nicht vorgesehen. Das Mitbringen von Familienangehörigen war ausgeschlossen. Nach Ablauf der vertraglichen Frist mussten die Vertragsabeiter in der Regel die Länder verlassen und in ihr Heimatland zurückkehren. In der DDR wohnten die Vertragsabeiter während ihres Aufenthalts in getrennten Wohnheimen, meist von DDR-Betrieben eingerichtet und deutlich abgetrennt von den DDR-Bürgern. (…) Die Aufenthaltsdauer war limitiert auf zunächst zwei und später fünf Jahre. Das strenge Rotationssystem erlaubte keinen Familiennachzug. Im Falle einer Schwangerschaft drohte umgehende Ausweisung. Die Vertragsarbeiter lebten in abgeschotteten Baracken oder Wohnblöcken. Kontakte zu Einheimischen waren von den zuständigen Behörden zu genehmigen und berichtspflichtig. (…) Zwar galten die Anwerbevereinbarungen als Zeichen der „internationalen Völkerfreundschaft“, doch war Integration aufgrund des vorübergehenden Charakters der Arbeit nicht vorgesehen. Den Arbeitern wurden Schritt für Schritt immer unqualifiziertere Arbeiten zugewiesen. Die Vertragsarbeiter kamen bevorzugt bei schwerer oder monotoner Arbeit zum Einsatz, die von DDR-Bürgern abgelehnt wurde. Erfüllten sie die Arbeitsnormen nicht oder verstießen sie gegen die „sozialistische Arbeitsdisziplin“, dann drohte die Rückkehr ins Heimatland.“
    (Quelle Wikipedia)

    „Wurde eine Vietnamesin trotz Verbots schwanger, musste sie das Kind abtreiben oder in ihr Heimatland zurückkehren. Hilfe bei der Integration in das fremde Land, die Sprache und Kultur, die Sitten und Bräuche gab es offiziell nicht.“
    (Quelle: Brandenburgische Landeszentrale für Politische Bildung)

    „Der Hallenser Michael Feige stellt in seiner Untersuchung unter dem Titel „Vietnamesische Studenten und Arbeiter in der DDR und ihre Beobachtung durch das Ministerium für Staatssicherheit“ fest, dass die Stasi alles versuchte, um engere Kontakte zwischen Deutschen und Vietnamesen zu unterbinden. Praktisch sei jeder der 60 000 Vietnamesen in der DDR bespitzelt worden, schreibt Feige in seinem Buch, das am Freitag in Rostock vorgestellt wurde. (…) Feige ist überzeugt, dass die eingeschränkten Kontakte zwischen Deutschen und Vietnamesen Neid und Hass, und damit ausländerfeindliche Tendenzen bei den DDR-Bürgern begünstigt hätten. “
    (Quelle: Tagesspiegel)

    Auch das ist deutsche Geschichte. Leider.

  8. Marie sagt:

    @ Kigili: Die Hetze bürgerlicher Kreise gegen die Linke wird schon seit vielen Jahren betrieben – und natürlich muss auch hier wieder mal die SED und die DDR herhalten. Darüber reden die Bürgerlichen viel lieber, als über Rassismus, Neonazis oder die Nazidiktatur und deren Millionen von Toten. Mir ist kein einziger Sympathisant oder Wähler der Linken bekannt, und ich kenne viele, der eine ausländerfeindliche Einstellung hätte und ich verbuche die diffamierende Berichterstattung in den Medien, ebenso, wie die diffamierende „Diskussion“ hier im Forum unter dem Item Linkenbashing. Im Dritten Reich waren es die Linken, die gegen das mörderische und rassistische Naziregime ihr Leben riskierten und häufig auch verloren – die Mehrzahl der Bürgerlichen hat applaudiert und sich arrangiert.

  9. mo sagt:

    Die Linkspartei ist sich ihrer Tradition bewusst, ein Großteil ihrer Mitglieder bekennt sich noch heute zur DDR, ein weiterer Teil findet, „dass nicht alles schlecht war in der DDR“. Hinweise auf die DDR muss also so eine Partei aushalten – oder sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen und sie aufarbeiten. Schließlich ist die DDR noch nicht sooo lange Vergangenheit. Aber keine Bange, ich habe die Linkspartei auch schon gegen ungerechtfertigte Angriffe verteidigt. Sie ist auch ein wichtiger Faktor für ein demokratisches Spektrum, hat die „alten Genossen“ aufgefangen und wer sie wählen will, soll es tun. Es gibt durchaus Positionen, die ich unterstütze und Menschen sind ohnehin unterschiedlich, so dass auch das Personal dieser Partei sehr differenziert zu betrachten ist. Was die Linkspartei allerdings zu Ausländern, Migranten etc. ablässt, könnte allein schon sprachlich aus der Feder eines FDJ-Sekretäts stammen und erinnert an die Plakate, die vor 25 Jahren noch an jeder zweiten Hauswand in Dresden hingen, so etwas konnte jeder Schüler auswendig runterbeten, wenn seine „sozialistische“ Einstellung überprüft wurde, hatte aber mit der Realität ungefähr nullkommanichts zu tun.