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Ramadan

Auf der Suche nach der inneren Freiheit

Gestern hat der islamische Fastenmonat Ramadan begonnen - Millionen Muslimen ist das Essen und Trinken von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nicht erlaubt. Doch ist das alles? Worum geht es beim Fasten wirklich, was steckt dahinter?

Von Mittwoch, 10.07.2013, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 15.07.2013, 2:55 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Freiheit und Selbstbestimmung – zwei der größten Ideale, nach denen sich moderne Gesellschaften sehnen und die sie als Fundament ihrer demokratischen Ordnung ansehen. Millionen von Menschen sind Zeugen dabei, wie diese existenziellen Rufe aus Ländern wie Ägypten, Syrien und anderen Teilen der Welt ertönen. Es ist der natürliche Drang des Menschen sich von Unterdrückung, Zwang und Gefangenschaft zu befreien. Die Würde des Menschen ist unmittelbar an seine individuelle und kollektive Freiheit verknüpft.

Freiheit ist ein komplexes Thema. Neben den institutionellen und externen politischen Hürden für die menschliche Freiheit gibt es die philosophischen und spirituellen Facetten, über die man sich kaum Gedanken macht Unter anderem ist es dieser fundamentale Aspekt der inneren Freiheit, den der Fastenmonat Ramadan dem Menschen in Erinnerung rufen möchte. Ironischerweise erscheint genau diese religiöse Praxis vielen als eine Selbstversklavung und Folter des Menschen. Wieso würde ein Schöpfer wollen, dass sich ein Mensch bei dieser Hitze einer Tortur unterzieht und hungert? Man könnte diesen Stimmen Recht geben, wenn man annimmt, dass der Mensch nur aus Materie besteht.

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Der Fastenmonat möchte den Menschen dazu anleiten, über die Essenz seines Egos, seines Ichs, zu reflektieren und sich darüber klar zu machen, dass die Seele den Kernaspekt des menschlichen Daseins ausmacht. Sie wird oft von unzähligen materiellen und selbstzerstörerischen Bedürfnissen und Wünschen dominiert und in den Hintergrund gerückt. Der Mensch, das höchste Wesen des Universums, degradiert sich selbst und versklavt sich an sein eigenes Ego. Die scheinbare Freiheit ist dann nur eine Art Selbstverherrlichung und -verköstigung ohne den Blick auf das seelische Gleichgewicht und ohne Rücksicht auf andere.

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Im Ramadan wird die Seele aus den Zwängen des Egos befreit. Einige der Lehren, die der Ramadan dem Menschen ins Gewissen ruft sind die Aspekte der Demut, Bescheidenheit, Dankbarkeit, Wertschätzung, Genügsamkeit, Zurückhaltung, Entsagung, Selbstlosigkeit, Gemeinschaftlichkeit und Solidarität mit Bedürftigen. Die Erkenntnis der körperlichen Schwäche, die mit dem Fasten einhergeht, hilft der menschlichen Seele zu einem höheren Grad und wirkt befreiend. Das spirituelle Potenzial wird wiederentdeckt, erscheint im Vordergrund.

Mit allen Sinnen Fasten ist daher das Ideal, das in den prophetischen Worten folgendermaßen ausgedrückt wurde: „Wer sich nicht der üblen Rede und den schlechten Handlungen enthält, von dem braucht der Schöpfer auch nicht sein Fasten,“ oder „Viele fasten und haben nichts davon außer Hunger und Durst und viele stehen nachts im Gebet und haben davon nichts außer Müdigkeit.“

Diese innere Freiheit der Seele zu erlangen bedarf das ganze Menschenleben, sie ist keine einfache Angelegenheit. Nelson Mandelas weise Worte treffen genau den Kern dieser höchsten seelischen Freiheit, die der des Egos gänzlich widerspricht: „Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben.“ Aktuell Meinung

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  1. One Minute! sagt:

    Danke für den Artikel!

    Ich möchte eine andere Seite beleuchten. Jedes Jahr sterben ca. 50.000 Menschen an Suizid, d.h. an Verlust der Lebensfreude, kein Sinn mehr im Leben oder auch Isolation. Der Islam und seine Gemeinschaft dagegen bieten mit den Ritualen wie Beten und Fasten einen festen Zusammenhalt der Menschen an. Man betet und fastet gemeinsam, man ist eine Gemeinschaft.

    Vielleicht sollten auch diese Aspekte von den Islamkritikern beleuchtet werden. Das Fasten ist kein Dahinvegetieren oder Aushungern, einfach mal einen Moslem ihres Vertrauens fragen, selbst fasten und dann gemeinsam Fastenbrechen.

  2. Saadiya sagt:

    @ One Minute!

    Da haben Sie absolut Recht! Aber leider leben Islamkritiker nur von einem: der Kritik, welche in aller Regel dann auch noch völlig unkritisch und verallgemeinernd eingebracht wird! Mit Sinnfindung, Gemeinschaft und positiver Lebensfreude haben Kritiker meist nichts gemein.