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Wo Migration mündet und wem sie wann mundet - das weiß nicht nur Coca Cola nicht ganz genau. Höchste Zeit also, sich der Molekularküche zu widmen und die Polenta-Potentiale neu zu entdecken, damit das Thema Zuwanderung künftig nicht mehr auf den Magen schlägt.

Von Donnerstag, 13.06.2013, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 19.06.2013, 0:00 Uhr Lesedauer: 7 Minuten  |  

Wie schmeckt Migration? Wie sie aussieht, wissen und sehen wir ja jeden Tag – anhand von Zahlen, Statistiken und Artikeln. Wie sie aussehen sollte, ist uns ebenso bekannt. Schließlich hat da ja jeder sein eigenes Bild vom Migranten im Hintergrund, mit Schatten oder Schikaneria. Gebildet, gebeutelt, geduldet, gescheitelt. Wie Anshu Jain. Der spricht jetzt auch Deutsch – und das wohl ganz ohne Integrationskurs. Kann man ja auch erwarten vom Chef der Deutschen Bank. Wie sieht das denn aus, wenn der Ko-Vorstandsvorsitzende des mächtigsten deutschen Kreditinstituts kein German parliert?

International sieht es aus und dieses Bild möchte die Deutsche Bank ja schließlich in die Welt tragen. Überheblich überhoben hat sie sich ja bereits – mit den Hebeln an ihren Finanzprodukten, Stellwerke- und werte, die nicht einmal Mathematiker mehr verstehen. Also heißt es jetzt: Zurück zu den Wurzeln, nur, wo liegen diese beim gebürtigen Inder mit britischem Pass? Wäre er gebürtiger Inder mit deutschem Pass, würden ihn die Briten wohl Wurzelkraut nennen.

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Auf Wurzelkraut gebaut
Wurzelkraut an sich schmeckt beispielsweise Hasen. Und Hasen haben Löffel. Mit Löffeln lässt sich Migration aber nicht essen, dafür aber mit Buchstabensuppe der Bildungshunger stillen. Glaubt man neuesten Statistiken, sieht man, dass die neue Migranten-Welle eigentlich gar nicht hungrig ist, zumindest mit Hinsicht auf ihren Bildungsstatus. 43 Prozent der Neuzuwanderer zwischen 15 und 65 Jahren haben einen Meister, Hochschul- oder Technikerabschluss. Bei den Deutschen ohne Migrationshintergrund sind dies nur 26 Prozent. Das sind die Ergebnisse einer Bertelsmann-Studie. Bedeutet: Die Migranten wollen Deutschland nicht ans Eingemachte, sondern arbeiten, Geld verdienen und ihre Qualifikationen einbringen. Wenn man sie nur ließe…

Laissez-faire ist aber nicht jedermanns Sache und überhaupt: De gustibus non est disputandum! Über Geschmäcker und Geschmäcke kann man nicht streiten. Man kann höchstens versuchen, exaltierte exotische Gerichte in Gerüchte um den Exodus zu verwandeln: Wurzelkraut mit Kartoffeln für Spaghetti- und Froschschenkelfresser, Kebap-Dreher und alle, denen der deutsche Koch nicht mundet. Weder mit Bifi noch mit mit Berger. Und bei diesem Gericht gibt es weder Einspruch noch Optionen. Entweder deutscher Pass oder Passepartout für deine Ausreisepapiere. Kannst du dir dann an deine ausländische Wand hängen, sofern deine Rundhütte überhaupt gerade Wände hat, alter Integrationsverweigerer!

Polenta-Potentiale schöpfen
Der Rumäne sagt derweil: Mamaliga nu face explösie. Maisbrei explodiert nicht. So wie Polenta. Ist auch ein Maisbrei und weit verbreitet. Gibt es in Norditalien, Südfrankreich, in Teilen der Schweiz, Österreichs und natürlich in Rumänien, Moldawiens und auch in anderen Ländern des Balkans. Maisbrei explodiert wohl deshalb nicht, weil er weich ist. Eingekocht, beliebig erweiterbar, deform. Eine klebrige, lethargische (aber nicht letale) Masse, die alles unter sich begräbt, wenn man ihr keinen Einhalt gebietet. Anders der getrocknete Mais: Der explodiert, wenn man ihn in die Mikrowelle steckt.

In diesem Sinne gibt es auch hinsichtlich der Frage, wie man mit der Mamaliga aus Osteuropa umgehen soll, unterschiedliche Ansätze: Kriminalisieren, auf dass sie erst gar nicht nach Deutschland kommen? Anwerben, auf dass sie in Deutschland bleiben? Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, jedenfalls fände es gut, wenn man dem Maisbrei einen entsprechenden Teller anböte. Eine Willkommenskultur soll erschaffen und die 70er-Jahre-Anwerbestopp-Politik überwunden werden. Man könne sich nicht darauf verlassen, dass der Zuwanderungsstrom von Hochqualifizierten anhielte. Zudem sei es wichtig, Deutschland auch für Zuwanderer aus Nicht-EU-Staaten attraktiv zu gestalten.

Coke dich selbst!
Also läuft wohl alles auf eine Art Kartoffel-Maisbrei hinaus? Wird aber auf die Dauer trocken. Keine Frage: Wir brauchen etwas zum Runterspülen. Vielleicht eine kühle Coke? Ist schließlich überall bekannt. Das aber reicht dem Coke-Imperium nicht. Sie wollen mehr und näher ran an die Lippen der Konsumenten. Also haben sie sich eine neue Kampagne ausgedacht: Personalisierte Coca-Cola-Flaschen- und Dosen. In über 30 europäischen und auch in anderen Ländern gibt es von nun an bis Ende August Cola-Flaschen mit den jeweils 150 beliebtesten Vor-, Spitz- und Kosenamen der jeweiligen Länder. Dasselbe gilt für Dosen, die man auch virtuell mit seinem Namen versehen und dann teilen oder auch Come-Together organisieren kann. Trink ne Coke mit Freunden – und teile es deinen Feinden mit!

Ob die Kritiker dieser Marketing-Aktion Feinde von Coca Cola sind, kann man schwer sagen. In jedem Fall sind es keine Freunde, weil ihre Namen nicht auf den Etiketten erscheinen werden. Das gilt beispielsweise für die russischen und eritreischen Einwanderer und die israelischen Staatsbürger arabisch-palästinensischer Herkunft in Israel. Sie beklagen, dass ihre Vornamen nirgendwo auftauchten. In Schweden andererseits nahm man Abstand davon, Namen wie Muhammad bzw. Mohammed auf die Etiketten der Flaschen und Dosen zu drucken. Beliebte Namen hin oder her, aber der des Propheten auf einer Dose oder Flasche, die dann im Müll oder im Recycling landet? Hallo, noch nie was von Reinkarnation gehört?

Überhaupt empfinde ich die Coke-Aktion als ein sehr religiöses Ritual, kann man doch auch als Atheist eine Taufe durchführen und muss dafür nicht einmal in die Kirche eintreten. Also habe ich mich im Sinne der christlichen Lehre des Agnus Dei – des Opferlamms – einem Selbstversuch hingegeben und auf http://www.coke.de/deinname einige Namen eingegeben: Bei Mohammed, Jesus, Buddha und Konfuzius komme ich nicht einmal dazu, die Namen zu Ende zu schreiben. Der Cursor blinkt ganz aufgeregt und blendet meine Vorschläge einfach aus. Jahwe, Moses und Merlin hingegen geht. Adolf nein, Benito ja. Che Guevara lässt der Coke-Generator zu, Fidel Castro hingegen nicht. Itaker und Yugo ist ok, Kartoffelfresser nicht. Ho Chi Minh ja, Kim Il Sung nein. Meine Favoriten: Alibabitur und Genietalien. Das drückt den überlegenen Bildungsstand von uns Migranten am besten aus! Leitartikel Meinung

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  1. Holla sagt:

    Ich könnte mich gerade den Kloschüssel runterspülen vor Lachen. Wie geil ist das denn. Herr Buzzanca, Hut ab! Sie haben Talent, Menschen zum Lachen zu bringen! Mein persönlicher Brüller war: „Leere Dosen, beschriftet oder nicht, trotz hohen Integrationsdrucks nicht einfach zusammendrücken, sondern unversehrt im Pfandautomaten versenken – als Tribut an die Aufnahmegesellschaft. Die hat dafür extra Automaten aufgestellt.“

    Danke auch an Migazin! Solche Texte braucht das Land eben auch.

  2. Marcello Buzzanca sagt:

    Hallo Holla, besten Dank für Ihren netten Kommentar und dass Sie MiGAZIN lesen :-) Und wenn ich neben dem Lachen auch zum Nachdenken anregen kann, freut es mich umso mehr :-)

    Herzliche Grüße

    Marcello Buzzanca

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