Hate Poetry
Hassmails im Abonnement
Wer sich schon immer gefragt hat, was eigentlich mit beleidigenden und bösen Leserbriefen passiert, sollte zur Hate Poetry gehen. Dort werden die grenzwertigen literarischen Ergüsse so mancher Leser genüsslich zelebriert und zum Besten gegeben.
Von Gülseren Ölçüm Montag, 04.02.2013, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 08.02.2013, 2:14 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Seit nun einem Jahr gibt es die Hate-Poetry. Initiiert wurde das Ganze von Ebru Taşdemir, selber Journalistin und Medienmacherin. “Am Gesamtwerk sind aber alle ideell beteiligt”, erzählt Taşdemir. Alle paar Monate versammeln sich die Publizistin Mely Kıyak, taz-Redakteur Deniz Yücel, Zeit-Redakteur Yassin Musharbash und Politikredakteurin Özlem Topcu und teilen die Crème de la Crème ihrer täglichen Zuschriften mit dem Publikum.
Dieses darf dann den schlimmsten, schrägsten und gemeinsten Leserbrief wählen. Was da ans Tageslicht kommt, amüsiert und schockiert zugleich. Mit Humor Negatives ins Positive umwandeln, das wäre der Grundgedanke dahinter, so die Initiatorin.
Man ist verwundert über den Eifer, die Zeit und die Innbrunst, die so manche LeserInnen in Form von Kommentaren, Briefen oder E-Mails auslassen. Und das sind wahrscheinlich noch die harmloseren Briefe, die, die es an die Oberfläche und durch die „Netiquette“ geschafft haben.
Ein Stückchen Ruhm für den Wüterich der Republik
„Armes Deutschland“ ist der Tenor. Viele der LeserInnnen sehen ihre geliebtes Abendland dem Untergang nahe. Obwohk Mely Kıyak gerade das von einem Leser neu erfundene Verb „verfatzen“einwandfrei konjugiert hat. Selbst der Duden könnte es direkt übernehmen. Wenn es denn existieren würde.
Im Land der Dichter und Denker rettet also eine „Eselshirtin“ – wie ein krasser Kommenter Kıyak tituliert – die Grammatik-Ehre. Mely Kıyak soll sich „verfatzen“, Deniz Yücel ist der „hässlichste Nazi der Welt“ und gegen Yassin Musharbash wird gleich eine Fatwa, ein religiöses Rechtsgutachten, ausgesprochen und mit zunehmender Leserzahl steigt natürlich auch das Strafmaß. Mal sind sie „anatolische Eselshirten“, „Fotzen“, „Hurensöhne“, „Drecksmohammedaner“ mal „Hizbollah-Schergen“ oder kommen aus „Fickdeppenarschland“. So manch Leser lässt also seine geballte Ladung Wut in die Internet-Galaxie hinaus, manch andere indes haben ganz andere Fantasien, nämlich wilde Sex-Orgien oder zarte Schmuseeinheiten inklusive getrockneten Blumen.
Das Publikum lacht, brüllt, will mehr, manchmal ist man sich jedoch nicht so sicher, ist das jetzt lustig, dass die „NSU nette Dönerladenbesitzer erschießt, aber den Deniz Yücel am Leben lässt“?
Yassin Musharbash aber beruhigt, es geht nicht um einen „Betroffenheitsmarathon“, sondern statt schlechte Laune zu bekommen, darüber zu lachen. „Wir nehmen die Scheiße und schicken sie zurück in die Umlaufbahn“, so Musharbash. Auch Taşdemir betont, dass es nicht um das Suhlen in der Opferrolle geht. „Als Mensch mit bestimmtem Hintergrund ist man eh schon abgehärtet.“
Leider waren noch keine Verfasser dieser Leserbriefe an einer Hate-Poetry dabei, oder vielleicht doch still und heimlich? Die meisten geben jedenfalls selten ihren richtigen Namen an. Anonym pöbeln macht wahrscheinlich mehr Spaß. Sicher ist jedoch, dass das „schreckliche Pack mit Ypsilon“ an diesem Abend die Lacher, aber auch die Unterstützung auf seiner Seite hatte. Feuilleton Leitartikel
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Wie man in den Welt hineinruft, so schalt es heraus. Ich bin jetzt zu faul, die verschiedenen Zitate von Kiyak und Yücel herauszusuchen. Aber viele ihre Ergüsse, insbesondere zu Sarrazin, sind auch nicht viel besser als die vorgelesenen Leserbriefe. Austeilen, aber nicht einstecken können. Aber dies kennt man ja.
@kruase und das muss ich leider auch bestätigen. Mely Kıyak – Missbilligung vom Presserat wegen Diskriminierung, taz-Redakteur Deniz Yücel – Missbilligung vom Presserat […]
Sorry – wer mit sowas auch noch hausieren geht ist meiner Meinung nach kein Mensch der hier auf Migazin irgendwie erwähnt werden sollte.
Hatten die Autoren auch noch mal ihre Artikel kurz vorgelesen woraufhin sie die Briefer erhalten haben?
@Krause und Soli: Sie haben wahrscheinlich keine Ahnung, was es bedeutet anonym derart beleidigt, bedroht, gedemütigt zu werden. Das ist nicht mit den teilw. scharfen Kommentaren der Kolumninsten und Redakteure gleichzusetzen auf die Sie hinweisen. Es steckt die Absicht dahinter einzuschüchtern und zu verängstigen. Umso mutiger sind diese Hate Poetrys.
TITANIC im Gespräch mit dem bekannten Spon-, welt.de- und sueddeutsche.de-Foristen ‚besorgtermitbürger‘.
TITANIC: Herr besorgtermitbürger – Ihren echten Namen wollen Sie nicht nennen –, Sie sind einer der aktivsten Foristen Deutschlands. Wie kamen Sie zu dieser Betätigung und wie lange üben Sie diese schon aus?
besorgtermitbürger:
Herr besorgtermitbürger – Ihren echten Namen wollen Sie nicht nennen –, Sie sind einer der aktivsten Foristen Deutschlands. Wie kamen Sie zu dieser Betätigung und wie lange üben Sie diese schon aus?
Zunächst: Sie stellen die komplett falsche Frage… –
TITANIC: – entschuldigen Sie. Bitte sehen Sie aus Platzgründen davon ab, unsere Fragen vor der Beantwortung zu zitieren.
besorgtermitbürger: Ein starkes Stück. Die Moderation dieses Interviews ist unerträglich. Da sagt man, was gehört werden muß, und es wird einem prompt das Wort verboten. Meinungskontrolle! Hier muß der Staat einschreiten.
TITANIC (verwirrt): Seit wann schreiben Sie in Foren und zu welchen Themen?
besorgtermitbürger: Zunächst: seidseit.de – werde ich hier vom Praktikanten interviewt?
TITANIC (wieder entschlossen): Wir glauben nicht, daß „seit“ hier falsch war.
besorgtermitbürger: Seid 9/11 erleben wir eine gewalttätige Weltreligion, die außer Kontrolle gerät und zur Gefahr für unsere Meinungsfreiheit wird. Das muß gesagt werden dürfen. Punkt. Lesen Sie mehr dazu auf meinem Blog: http://www.searchingfortruth.blogspot.com
TITANIC: Sie meinen also…
besorgtermitbürger: *Ironie on* Ich meine natürlich den Buddhismus. *Ironie off* Achtung, Satire!
TITANIC: Herr besorgtermitbürger, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
besorgtermitbürger: Ich bin weiß Gott niemand, der braunes Gedankengut vertritt, aber… Gekürzt. Bitte bleiben Sie sachlich. Die Redaktion.
Diese „ironie-on“ „ironie-off“ Kommentare gehen mir auf den Keks.
Es ist klar das sich die Büchsenspanner von Sarrazin als erste Melden
Ja, es stimmt.. Ich lese auch gerne Hasskommentare.. Gerne auch solche, die an mich selbst gerichtet sind.. Es ist auch nicht so schwierig, welche zu bekommen.. Viel Mühe muss man sich auch nicht wirklich geben, wenn man welche will: Die entsprechenden „politisch inkorrekten Opfer“ reagieren immer auf die gleichen Reizworte, sind in keinster Weise kritikfähig, haben zwar eine Blld-Dir -Deine-Meinung-Meinung (Im Fachjargon: gemeinsame Kultur), aber sind, wenn es um common sense oder faktisches Wissen geht, die reinsten Sockenpuppen.. „Wie man sich richtig empört“; vielleicht sogar der Titel des Films zum Buch des Bundesbankers.. Untertitel: „Wie man nebenher ganz doll reich wird, wenn die Beziehungen mal nicht ausreichen sollten!“