OECD Integrationsstudie
Zu wenige Migranten im öffentlichen Sektor beschäftigt
Kinder mit Migrationshintergrund holen in Deutschland auf - in der Schule und auf dem Arbeitsmarkt. Das ist das Ergebnis der ersten OECD Integrationsstudie. Dennoch: Hochqualifizierte Migrantenkinder haben schwerer als geringqualifizierte.
Dienstag, 04.12.2012, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Kinder mit Migrationshintergrund integrieren sich in den Arbeitsmarkt immer besser. Die Situation in Deutschland ist sogar viel besser als in den übrigen OECD Mitgliedsländern. Dabei haben Kinder von Migranten oftmals einen niedrigeren Bildungsstand, als ihre deutschen Altersgenossen. Das ist das Ergebnis einer international vergleichenden Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die Studie „Integration von Zuwanderern“ fasst Indikatoren aus dem Arbeitsmarkt, Bildung, Gesundheit und Wohnungsmarkt zusammen.
Noch im Jahr 2008 waren in der Gruppe der 15 bis 34-Jährigen in Deutschland 13 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund weder Beschäftigung noch in Ausbildung (OECD-Schnitt 16 Prozent). Bei Kindern ohne Migrationshintergrund lag diese Quote bei etwas mehr als neun Prozent.
Viele Geringqualifizierte
Heute zeigt sich ein deutlich positiveres Bild – in allen Bereichen. Ein Vergleich der Beobachtungszeiträume 2000-2001 und 2009-2010 zeigt: der Anteil der Hochqualifizierten unter den Migrantenkindern ist im Bereich der Bildung um fünf Prozentpunkte gestiegen. Besonders positiv fallen hier Deutschland, Dänemark, Luxemburg und die Niederlande auf. In Deutschland beispielsweise haben heute zwölf Prozent mehr Neuzuwanderer einen Hochschulabschluss als noch vor zehn Jahren.
Dennoch gibt es in Deutschland noch viel zu tun. Aufgrund der eher geringen Zuwanderungsrate gehört Deutschland immer noch zu jenen Ländern, in denen der Anteil der geringqualifizierten Migranten besonders hoch ist (38 Prozent), der OECD-Schnitt liegt hier bei 30 Prozent.
Manko: der öffentliche Sektor
Parallel zum zunehmenden Bildungserfolg der Migranten entwickelt sich auch die Beschäftigungsrate. Die ist im vergangenen Jahrzehnt in fast allen OECD-Ländern gestiegen. 2010 lag sich mit 65 Prozent gerade einmal 2,6 Prozent unter der Beschäftigungsquote der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. In Deutschland waren im Jahr 2010 rund 64 Prozent der Zuwanderer im Erwerbsalter beschäftigt. Der Vergleich zeigt den rasanten Anstieg: Im Jahr 2000 lag diese Quote noch bei 57 Prozent.
Großes Aufholbedarf attestiert die OECD-Studie dem öffentlichen Sektor. Hier sind nur wenige Zuwandererkinder beschäftigt. So arbeiteten in der Altersklasse der 15-34-jährigen im Jahr 2008 etwa 26 Prozent der Gesamtbeschäftigten in Deutschland in der öffentlichen Verwaltung, bei Sozialdienstleistern, bei Gesundheitsanbietern oder in Bildungseinrichtungen. Bei Migranten beträgt die Beschäftigungsquote im öffentlichen Sektor etwa ca. 13 Prozent. Nur die Länder Luxemburg und Dänemark weisen in diesem Bereiche eine ähnlich hohe Diskrepanz auf.
Tipp: Weitere Informationen zur Studie „Indicators of integration of immigrants and their children“ und die Studie selbst gibt es unter www.oecd.org in englischer Sprache.
Hochqualifizierte benachteiligt
Und noch ein Manko deckt die OECD-Studie auf: Hochqualifizierte Zuwanderer haben es im Vergleich zu ebenso qualifizierten Einheimischen viel schwerer, eine ihren Qualifikationen entsprechende Arbeit zu finden. Andersherum ist es bei den Geringqualifizierten: Im OECD-Durchschnitt ist hier die Beschäftigungsquote der Migranten sogar höher als die der Einheimischen.
Für den integrationspolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Serkan Tören, zeigt die OECD-Studie vor allem, dass Wirtschaftswachstum der beste Garant für Integration ist. Es erhöhe die Chancen für alle in der Gesellschaft. „Schrumpft die Wirtschaft aber, so trifft es vor allem Migranten hart“, so der FDP-Politiker. (bk) Leitartikel Studien Wirtschaft
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Der Spiegel bringt dazu einen interessanten Absatz:
Nach dem OECD-Bericht ist Deutschland jedoch unter den Schlusslichtern bei der Integration auf dem Arbeitsmarkt in einem Feld, das nach Expertenmeinung viel über die Sicht auf Zuwanderer und den allgemeinen Stand der Integration sagt: Im Öffentlichen Dienst sind in Deutschland geborene Einwandererkinder selten beschäftigt. Von den 15 bis 34-Jährigen arbeiten die Nachkommen von Migranten nur halb so häufig in der öffentlichen Verwaltung, im Bildungsbereich, im Gesundheitssektor oder bei Sozialdienstleistern als Kinder von in Deutschland geborenen Eltern – nämlich nur 13,4 Prozent. In Großbritannien, Frankreich und Norwegen liegt diese Quote bei mehr als 20 Prozent. Schlechter als Deutschland schneiden hier noch Australien, Estland und Spanien ab. „In Deutschland wurde der Öffentlichen Dienst lange nicht als Motor der Integration gesehen“, so OECD-Experte Leibig. „In der Nationalmannschaft zu spielen wie Mesut Özil ist für viele Kinder aus Zuwandererfamilien nicht möglich, aber Lehrer zu werden, sollte möglich sein. In diesem Bereich wird Integration messbar.“
Ob das nicht auch an der fehlenden Qualifikation liegt ?
Ich halte diesen Artikel für gefährlich und offen gesagt, für kontraproduktiv, wenn man Integration als ZIel hat.
Was beinhaltet denn die Eigenschaft „Migrant“? Für welche Aufgabe im öffentlichen DIenst qualifiziert das? Hier findet eine Fixierung auf die Herkunft statt. Wollen wir also (wieder!) darauf schauen, woher jemand kommt, wenn wir ihn öffentliche Aufgaben wahrnehmen lassen?
In den aufgeführten Statistikinformationen fehlt jede Auseinandersetzung mit der Qualifkation. Mit dieser Argumentation dieser Statistikzahlen wird die Ablehnung von türkischen Kfz Mechanikern, die gern Verwaltungsangestellte im Einwohnermeldeamt sein wollen, plötzlich etwas bösartiges.
Gedanklich finde ich hier keinen Unterschied zu einem Nazi. Wodurch unterscheidet sich der jenige, der sich 1939 darüber beklagt, dass zu wenig deutschnationalstämmige im öffentlichen Dienst beschäftigt sind von demjenigen, der sich 2012 beklagt, es seien zu wenig Nichtdeutscher Herkunft?
Es klingt ungefähr so als wenn man sagen würde: Zu wenig reindeutsche bei Migazin beschäftigt. Ebenso: zu wenig Deutsche im Moscheeverein.
@Fragender
Im Text heißt es:
“In Deutschland wurde der Öffentlichen Dienst lange nicht als Motor der Integration gesehen
Es ist dohc die Frage ob es denn zu erhöhter INtegration führt wenn ich mich nun auch im Bürgeramt auf Türkisch/Russisch/Kurdisch//Albanisch unterhalten kann – das fordert doc h eher die Segregation, meiner Einschätzung nach.
Lutheros sagt:
5. Dezember 2012 um 00:15
„In den aufgeführten Statistikinformationen fehlt jede Auseinandersetzung mit der Qualifkation. Mit dieser Argumentation dieser Statistikzahlen wird die Ablehnung von türkischen Kfz Mechanikern, die gern Verwaltungsangestellte im Einwohnermeldeamt sein wollen, plötzlich etwas bösartiges.“
Im Artikel geht es ja eher um Kinder mit „Migrationshintergrund“. Die durchlaufen ja in der Regel das dt. Schulsystem mit den entsprechenden Qualifizierungen.
Letztendlich spricht das für die Einführung von anonymisierten Bewerbungen im öffentlichen Dienst. Damit vermeidet man jegliche Quotenregelungen, welche ja wirklich kontraproduktiv wären.