Divide et impera

Teile und herrsche

Unter diesem Motto wurden schon viele Völkergemeinschaften gespalten und aufeinander gehetzt. Während die Kontrahenten mit sich selbst beschäftigt waren, konnten die Spalter ihre politischen Absichten in Ruhe weiter verfolgen. Getreu dem Grundsatz, man gebe den Kindern Spielzeug und arbeite im Haushalt weiter.

Von Ayşe Sağır Mittwoch, 31.10.2012, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 06.11.2012, 1:13 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Die geografische Lage der Türkei als Bindeglied zwischen Europa, Asien und Arabien mit seinen verschiedenen Klimazonen war und ist seit jeher wirtschaftlich von enormer Bedeutung gewesen für die Industriestaaten, deren Handelsrouten über die Türkei verliefen und verlaufen.

Das an drei Kontinente angrenzende Territorium, auf dem ca. 50 Volksgruppen leben, lässt die soziokulturelle Vielfalt, die auf türkischem Boden lebt, erahnen.

___STEADY_PAYWALL___

„Divide et impera“ – Teile und herrsche. Immer wenn es schwierig wird, an die Ressourcen und Handelsrouten eines Volkes zu gelangen, bietet sich seit jeher dieses Prinzip an, um die ohnehin schon überquellenden Taschen von einigen Wenigen weiter zu füllen.

Die Ergebnisse der erfolgreichen Spaltung des multiethnischen türkischen Volkes in zig Lager lässt sich allein bei einem oberflächlichen Blick auf Istanbuls Straßen beobachten. Es gibt von jeder Gesinnung zig Gruppierungen, die sich minimal unterscheiden und nur schwer einander nähern können, selbst wenn sie gemeinsame Grundgesinnungen teilen.

Zu diesen religiösen Gruppen gehören zum Beispiel die sunnitischen Muslime als die bei Weitem größte, und die Aleviten. Unter den Aleviten gibt es Gruppierungen, die mit anti-türkischen, kurdischen Vereinigungen kooperieren und somit auch gegen den türkischen Staat sind. Einige Gruppierungen erkennen den Islam und den Koran an, andere distanzieren sich vehement von diesen.

Die über 50jährige Migrationsgeschichte der Türken in Deutschland blieb nie unberührt von der politischen Entwicklung der Türkei. Die ethnische wie religiöse Diversität dieser Menschen wanderte im Zuge der Arbeitermigration der 1960er und 1970er Jahre und später im Zuge der politischen Flüchtlinge der 1980er und 1990er Jahre mit nach Deutschland ein.

In Deutschland wurde in den letzten Jahrzehnten mit rassistischen Gewalttaten u.a. in Mölln, Solingen, Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen und ganz zu Schweigen in Dresden an Marwa-El-Sherbini sowie vom NSU-Komplott, aber auch durch das demonstrative, öffentliche Schweigen zu diesen Gräueltaten ein rassistischer Unterton salonfähig. Einerseits erkannte die Regierung, dass der demografische Wandel im Land die ehemaligen Migranten zu einer ökonomischen und nicht mehr auszugrenzenden wertvollen Größe gemacht hatte. So bemüht man sich derzeit überall im Lande um deren Wählergunst.

Andererseits bestärkten Aussagen wie „Multikulti ist gescheitert“, die Sarazzin- und Buschkowskysympathien und die eindeutige Diffamierung der Muslime seitens der Kanzlerin im gerade diskutierten Beschneidungsthema die ausgrenzende und diskriminierende Haltung der Mehrheitsgesellschaft gegenüber den Einwanderern.

Nun stieg Bundesinnenminister Friedrich mit auf den Zug und plante eine Plakataktion, um angeblich „radikale“ muslimische Jugendliche zu entlarven. Die nähere Definition von radikal wurde bewusst ausgespart. Diese Aktion wurde von den muslimischen Verbänden, die in einer „Sicherheitspartnerschaft“ mit dem Innenministerium kooperierten, aufs Schärfste verurteilt. Die Verbände beendeten offiziell ihren Dialog mit dem Innenministerium.

Friedrich Küppersbusch äußert sich in der taz wie folgt: „Das sind Plakate, die gefehlt haben, als der kleine Joseph Ratzinger sich der Hitlerjugend anschloss. Der deutsch-islamische Blog ,dawa‘ montiert die Mordverdächtige Beate Zschäpe ein, das ,MiGAZIN‘ den blindgelockten Hans-Peter Friedrich selbst. Und für die Idee, Familienangehörige mögen beim Ministerium anrufen, um ihre Kinder anzuschwärzen, sehe ich einen langjährigen Urheberrechtsstreit zwischen Stasi und Gestapo voraus. Kurz: die ablehnenden Reaktionen sind so programmiert und erwartbar, dass man es für Absicht halten muss. Oder Friedrich für einen guten zweiten Sieger im Intelligenzvergleich mit einer Teppichfliese… Die betroffenen Verbände bestreiten, die Plakate zuvor gesehen zu haben. Ich finde es nicht schade, denn solange es keine ,Kinderschutzpartnerschaft‘ mit der katholischen Kirche gibt, muss sich auch sonst keiner qua Titel diskriminieren lassen…“

Einerseits streichelt man die ehemaligen Migranten, andererseits gibt man den alten, neuen Rassisten, die sich Islamkritiker nennen, Futter und bestärkt sie. Divide et impera.

Nach anhaltender, beinahe durchgehender heftigster Kritik über die Plakatkampagne des Innenministeriums, las man am 30. August 2012 verblüfft die Schlagzeile: „AABF begrüßt die Plakataktion ,Vermisst‘ des BMI“.

Die Alevitische Gemeinde Deutschlands (AABF) sah dies als Möglichkeit, den muslimischen (zum größten Teil sunnitischen) Verbänden einen Denkzettel zu verpassen. Da muslimisch sein unpopulär ist, wurde die Gunst der Stunde genutzt. Die AABF distanzierten sich von ihren sunnitisch-muslimischen Mitbürgern, und ein Teil der Gemeinde gründete mit der CDU den Christlich-Alevitischen-Freundeskreis.

Die unsägliche Plakataktion des Bundesinnenministeriums als Stigmatisierungs- und Spaltungskampagne trägt zu weiteren Ressentiments gegenüber Muslimen bzw. dunkelhaarigen Menschen in der breiten Mittelschicht bei. Vier herzlich lächelnde junge Menschen werden ohne Weiteres als radikal betitelt. Eine der Modells trägt ein Kopftuch. Wie soll ein Otto-Normal-Deutscher nun das Prädikat radikal einstufen? Vor allem, wie soll dieser Otto-Normal-Bio-Deutsche seine genauso nett lächelnden dunkelhaarigen Nachbarn einordnen, die vielleicht nicht weniger radikal sind? Eine nicht greifbare Gefahr wird suggeriert, hinter der alles Mögliche stecken könnte. Gleichzeitig fliegen wieder einmal in den Köpfen die Flugzeuge in die Tower.

Wie kann eine derartige Hetzkampagne des Schredderministeriums unterstützt werden?

Teile und herrsche. Die Alevitische Gemeinde Deutschlands schlägt sich auf die anti-muslimische Seite der Plakatproduzenten, stellt sich somit gegen beinahe alle muslimischen Verbände in der Republik und versucht gegen diese zu rebellieren.

Die AABF erklärt der (sunnitisch-muslimisch gesinnten) AKP-Regierung Erdoğans zusammen mit anarchistisch kurdischen Organisationen wie der Yek-Kom, deren Mitglieder während der Proteste am 08.09.2012 in Mannheim mehrere Polizisten gewaltsam attackiert und verletzt hatten, offen den Kampf.

Medienberichten zufolge wird am heutigen Mittwoch (31.10.2012) Premierminister Recep Tayyip Erdoğan in Berlin von Bundeskanzlerin Merkel empfangen werden. Der Generalsekretär der AABF, Ali Doğan, ruft bundesweit zur Massendemonstration am selbigen Tag nach Berlin auf. Wieso Ali Doğan nicht die Schredderaktionen der NSU-Akten als Anlass zum Anzetteln einer Großdemonstration nimmt, ist eine berechtigte Frage.

Ich hoffe, dass den AABF-Mitgliedern das nächste Mal, wenn sie als „dreckiger Moslem“ beschimpft werden, ohne dass ihnen die Chance gegeben wird, sich zu äußern, dass sie „mit dem Koran und den übrigen Muslimen nichts zu tun haben wollen“ – ich hoffe, in diesem Moment wird den Mitgliedern der Alevitischen Gemeinde Deutschlands klar, dass sie sich mit der Unterstützung der Plakatkampagne ins eigene Fleisch geschnitten haben.

Mit weit geöffneten Augen und Herzen einen Konsens zu suchen und zu finden, spalterische Absichten zu erkennen, kann der einzig mögliche Weg zu einem friedvollen gemeinsamen Leben in Deutschland sein. Aktuell Meinung

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. Kalkan sagt:

    Was Sie hier schreiben beeindruckt mich leider nur sehr wenig. Was ist die Motivation zu solch einem Artikel? Ich habe es noch nicht ganz verstanden? Vielleicht erklären Sie es mir? Sollen die Aleviten nicht gegen den türk. Ministerpräsidenten demonstrieren? Sollen am Besten auch die Demonstranten hier in Deutschland mit Tränengas beschossen werden? Warum ist der eigentlich hier und nicht der Staatspräsident Gül? Genau für solche Anlässe ist er doch eigentlich da oder nicht? Anscheinend ist das „Basbakanlik“-System bereits beschlossene Sache. Egal. Fakt ist doch, dass die AKP seit 11 Jahren an der Regierung ist und seit dem verspricht sie mal hier mal da was zu ändern, aber es ändert sich nicht das Geringste im Hinblick auf die Rechte der Aleviten in der Türkei. Nein, Erdogan beleidigt sogar mittlerweile die Aleviten öffentlich im Fernsehen. Sie sprechen von „Divide et Impera“, aber das geht bestimmt nicht von den alevitischen Türken aus. Bei den meisten Aleviten, mit denen ich gesprochen habe, ist die Liebe zu Atatürk sehr deutlich ausgeprägt, vor allem weil Sie die politischen Grundprinzipien(u.a. Laizismus) desselben als Garantie für ihr Fortbestehen sehen. Verständlich, wenn man sieht wie sich die Türkei entwickelt, seit dem die Grundpfeiler Atatürks langsam, aber sicher zerstört werden. Naja wie dem auch sei, Erdogan ist an der Macht, die türk. Bevölkerung ist im Tiefschlaf. Man sollte mal nicht nur schauen wie sich das BIP entwickelt hat und wieviele neue Super-Bauprojekte gestartet worden. Es gibt auch Werte, welche man nicht mit Geld aufwiegen kann, nämlich spirituelle und intellektuelle. Die Türkei macht in der Hinsicht weiter Rückschritte und bewegt sich weiter weg von Europa. Zumindest das sollten wir doch nicht wollen, oder? Oder warum sprechen wir überhaupt deutsch und leben hier? Ist es nur wegen dem Geld? Nein, viele Aleviten sind auch hier, weil Sie hier in Deutschland mehr Freiheiten besitzen ihre Religion frei auszuüben. Ich finde es schade, dass Sie zudem versuchen die Terrorismus-Karte gegen die Aleviten auszuspielen. Es kann sein, dass es Organisation gibt, die sich die Wut der Aleviten zu Nutze machen möchten, aber dies ist bei weitem nicht die Mehrheit. Warum nicht für die Opfer der NSU demonstriert wurde, weiß ich nicht. Ich finde es auch schade, dass man nicht mehr demonstriert und das Thema irgendwie in der Versenkung verschwunden ist. Ich habe dieses Thema oft im Bekannten- und Freundeskreis angesprochen, egal ob bei Türken,Arabern, Deutschen usw. Ich habe leider gemerkt, dass die meisten Menschen sich nicht betroffen fühlen. Ich würde mir auch wünschen, dass Herr Dogan sich für Demonstrationen stark macht. Ich weiß nicht, wie man darauf gekommen ist diese Plakataktion zu unterstützen und ob vielleicht nicht das Maß überschritten wurde, ich kann nur mutmaßen. Sie können sich unter anderem mal auf YouTube Videos von Abou Nagie, Pierre Vogel und anderer Konsortien ansehen. Diese bezeichnen Aleviten immer wieder als Ungläubige und stacheln ihre Gemeinschaft. Ich möchte in Deutschland keine arbeitlosen Hartz-4-Empfänger, die nichts besseres zu tun sich in Bettlaken zu hüllen und dann auch noch gegen den Staat, welcher sie durchfüttert, und Andersgläubige zu hetzen. Möchten alle Muslime mit diesen Menschen in einen Topf geworfen werden? Ich ehrlich gesagt nicht.

  2. Fiete Jansen sagt:

    Die Doppelbödigkeit der Argumentation der AABF offenbart sich vor allem, wenn man sich intensiver mit ihrem Demonstrationsaufruf befasst. Sie wirft in ihrer Pressemappe dem Ministerpräsidenten vor, eine „Kultur der Parallelgesellschaften“ in Deutschland etablieren zu wollen, weil er sich gegen Assimilation wendet.

    Gleichzeitig aber hat man mit den tatsächlich existierenden und höchst kriminellen Parallelgesellschaften der PKK in Teilen Südostanatoliens offenbar keine Probleme:

    http://dtj-online.de/news/detail/1067/ozdemir_mehrheit_lehnt_gewalt_nicht_ab_.html

  3. Frank_E sagt:

    Sehr geehrte Frau Sağır
    bitte lassen Sie mich zum Themengebiet ‚Plakataktion‘ eine Anmerkung machen: Was war denn eigentlich Auslöser und Ziel dieser Aktion? Richtig: da sind einige junge Burschen, die Salafisten, die auf Provokationen (von PRO-NRW) übel gewaltsam reagiert haben. Nun will wohl niemand, das die Netzwerke (und die Anhängerschaft) dieser religiösen Fanatiker weiter wächst.
    Im Rahmen der Sicherheitspartnerschaft mit den muslimischen Verbänden und dem Innenministerium wurde also eine Strategie entwickelt um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten. Die Strategie hieß: Plakataktion. Eine Werbefirma hat Entwürfe erstellt, die wurde dem Sicherheitspartnerschaft-Gremium vorgestellt (ja, nicht alle Anwesend, per Mail) und keiner hat ein Veto eingelegt. Also hat das Innenministerium/ Herr Friedrich das Drucken und Termin zum Aushängen beauftragt.
    Für mich stellt sich doch bei all diesem Geschrei die Frage: Hat irgendeine muslimische Institution/ Person eine bessere Idee um das ausbreiten der salafistischen Ideologie einzudämmen oder besteht daran überhaupt kein Interesse? Ich persönlich halte das Gedankengut der Salafisten für mindestens so irre und gefährlich wie Nazi-Schwachsinn!!! Jeder Bursche der sich darin verfängt ist eine verlorene Person in unserer Gesellschaft! Also: Ideen entwickeln und Vorschläge einreichen…
    Und noch:
    Ihre Aussage (Zitat): „Die betroffenen Verbände bestreiten, die Plakate zuvor gesehen zu haben ist“ falsch: siehe hier: „Ekrem Şenol: Plakataktion“
    Gruß Frank

  4. Salman Kurde sagt:

    Hallo Ayse!

    Vielleicht sollte man dem sogenannten „Bio-Deutschen“ erwähnen, dass die Türkei die alevitische Religionsgemeinschaft nicht anerkennt. Vielleicht sollte man auch erwähnen, dass Kurdisch, konstitutionell, immer noch keine anerkannte Sprachen in der Türkei ist. Vielleicht sollte man erwähnen, dass in den letzten vierzig Jahren mehr als 5000 Aleviten wegen ihrer Religionszugehörigkeit von den Sunniten ermordet worden sind. Vielleicht sollte man erwähnen, dass in den Gefängnissen der Türkei, in denen gestreikt wird, politische Gefangene „sitzen“.

    Die Aleviten möchten nichts mit den Sunniten zu tun haben. Es sind keine Imperialisten im Spiel! Und es geht uns auch nicht um Ressourcen. Wir wollen unsere Autonomien und Freiheiten. Und es ist dreist, zu behaupten, in der Türkei liefe alles gut und vorbildlich.

  5. Prinzipientreue sagt:

    SalmanKurde@

    Woher nehmen Sie sich das Recht, zu behaupten, Aleviten wollen mit Sunniten nichts zu tun haben? Sprechen Sie für sich – dann erwähnen sie das auch so. Sprechen Sie für Ihre Gemeinde – dann betonen sie dies auch expliziert. Aber Ihr chauvenistisches Gehabe, dass „die Aleviten“ mit „den Sunniten“ nichts zu tun haben wollen, völliger Unsinn. DIE Aleviten gibt es genauswo wenig, wie es DIE Sunniten gibt. Sind sie ein kurdischer Alevit? Offensichtlich, denn Sie nennen sich ja „SalmanKurde“. Wissen Sie, dass die überwiegende Mehrheit der Kurden sunnitische Moslems sind? Wissen Sie auch, dass ein erheblicher Teil der Türken Aleviten respektive Schiiten sind (etwa 35 Millionen Azeri)? Überhaupt sollten Sie erst einmal Kategorien wie Ethnie und Konfession auseinander halten lernen, bevor Sie hier Behauptungen aufstellen, die falsch und ideologisch sind.

    Fakt jedoch ist: Die Türkei hat Aufholbedarf vor allem in den Menschenrechten und dies betrifft alle Menschen!

  6. schwesteringeborg sagt:

    Sehr geehrte Frau Sagir,

    Ich habe eine Info-Veranstaltung der alevitischen Studentengemeinde besucht.. Am Schluss bemerkte der Referent, die Muslime sollten etwas an ihrer Dankbarkeits-Kultur arbeiten.

    Um zu verstehen, was er wohl gemeint haben könnte, mögen Ihnen folgende Fragen dienen:
    Wo stünden Sie heute, wenn ihre Eltern nicht nach Deutschland gekommen wären?
    Welche Ausbildung hätten sie machen können?
    Welche Gesundheitsleistungen könnten Sie in Anspruch nehmen und zu welchen Konditionen?
    Welche Art der Grundversorgung stünde ihnen im Fall der Erwerbslosigkeit zur Verfügung?
    Welche Möglichkeiten hätten Sie, Ihre Meinung frei zu äußern? (30% der Muslime kamen als Flüchtlinge oder Asylbewerber zu uns)
    Welche Art der Prozesskostenhilfe könnten Sie in Anspruch nehmen?

    Zur Veranschaulichung meiner Frage empfehle ich Ihnen den Film: Alemanya – willkommen in Deutschland. : Viel Vergnügen!

    Und nun noch etwas zu Ihrem wohlfeilen Katholiken-Bashing:
    Wir habem nicht nur muslimische Migranten, wir haben u.a. auch 6 Millionen Katholiken zu integrieren, und zwar aus jedem Teil der Welt.

    Finden Sie es als Autorin eines Migranten-Magazins nicht etwas unpassend, 6 Millionen Menschen unter den Generalverdacht des Kindesmißbrauchs zu stellen?

    Mit freundlichen Grüßen
    schwesteringeborg

  7. Roger Rabbit sagt:

    @schwesteringeborg

    „Finden Sie es als Autorin eines Migranten-Magazins nicht etwas unpassend, 6 Millionen Menschen unter den Generalverdacht des Kindesmißbrauchs zu stellen?“

    Es ist sowieso ein Unding, sowas an einer Religion oder gar Ethnie festzumachen. Ich nenne das Rassismus. Nur weil in der katholischen Kirche viele Fälle aufgetaucht sind, heisst das nicht, dass es in anderen Religionen/Ethnien/Gruppierungen keine anderen Fälle gibt. Wenn jemand eine 12-jährige heiratet ist das als was genau in unserem Kulturkreis zu bezeichnen?

  8. elBrainfucko sagt:

    @schwesteringeborg, Roger Rabbit:

    bitte nochmal nachlesen und die formulierung genau beachten:
    „Ich finde es nicht schade, denn solange es keine ,Kinderschutzpartnerschaft‘ mit der katholischen Kirche gibt, muss sich auch sonst keiner qua Titel diskriminieren lassen.“ vor allem der letzte teil „muss sich auch sonst keiner qua Titel diskriminieren lassen“ ist ein deutlicher hinweis darauf, das frau sagir eben NICHT pauschal alle katholiken bzw. katholizismus mit kindesmissbrauch in verbindung bringt, oder diesen sogar als teil der religion versteht, nur weil immer mal wieder fälle publiziert werden in denen kindesmissbrauch von katholischen würdenträgern begangen wurde.

    diese verallgemeinerung von einzelfällen wird aber bei muslimen ausgiebig und mit viel emotionen vollzogen und teilweise auch von muslimischen verbänden gefördert und genau darauf weist die autorin hin!
    um das zu verdeutlichen erstmal zu den fakten: laut eines gutachtens des wissenschaftlichen dienstes des bundestages (http://www.bundestag.de/dokumente/analysen/2012/Salafismus.pdf), gibt es in deutschland gerade einmal 5000 muslime die dem salafistischen spektrum zugeordnet werden. doch selbst das bedeutet noch nicnt automatisch das diese auch gewaltbereit sind bzw. gewalt anwenden. denn in dem gleichen gutachten wird darauf hingewiesen, dass auch der salafismus noch einmal in drei kategorien eingeteilt wird/werden kann, wovon nur eine strömung ganz konkret gewalttaten gegenüber nichtgläubigen (worunter manche salafisten auch die „falsche“ auslegung des koran verstehen!) begeht und andere muslime dazu aufruft. diese gruppe wird als dhjhadistische salafisten bezeichnet. leider spart sich das gutachten über die anzahl der dem dhjadistischen spektrum zugeordneten salafisten aus. nichtsdestotrotz ist also zu konstatieren dass von ca. 3,5 millionen muslimen in deutschland nicht einmal 1% einem gewaltbereiten spektrum zugeordnet wird. diese plakataktion die dazu aufruft radikale muslime zu melden, ist also eine staatlich geförderte verallgemeinerung einer minderheit zu lasten der absoluten mehrheit der muslime die hier friedlich und im einklang mit den gesetzten leben. dies ist meiner meinung nach mindestens staatlich geförderte diskriminierung wenn nicht sogar rassismus. man stelle sich eine plakataktion vor die dazu aufruft verdächtige möglicherweise pädophile katholische priester bzw. katholiken im allgemeinen zu melden!!!

    kurz gesagt: bei muslimen dienen einzelfälle (obwohl nachweisbar im promillebereich) der pauschalisierung und stigmatisierung aller muslime
    bei z.bsp. katholiken nicht

  9. Mo sagt:

    Wer sich mit dem Katholizismus befasst, weiß, dass die Missbrauchsfälle ursächlich mit dem Katholizismus zusammen hängen. Das hat noch lange nichts mit Pauschalierungen oder Generalverdacht zu tun. Gerade Katholiken sollten ein Interesse daran haben, dass über dieses Übel offen gesprochen und es nicht tabuisiert wird, denn nur so lässt sich ein Übel überhaupt bekämpfen und aus der Welt schaffen. Leider gibt es eine lange Tradition der Vertuschung und Entschuldigung von Amts- und Würdenträgern innerhalb der kath. Kirche, die sicher mit dazu geführt hat, dass sich viele Katholiken von der Kirche verabschiedet haben, mit Austritt oder nur innerlich.

    Ein ursächlicher Zusammenhang, also dass eine Sache eine andere bedingt ist nicht gleichzusetzen mit einer Nowendigkeit, also dass aus einer Sache notwendigerweise eine andere folgt. Aus Katholizismus folgt nicht notwendigerweise Kindesmissbrauch, aber dort wo er in der Kirche auftritt, kann man deutlich einen ursächlichen Zusammenhang ausmachen. Dass damit ein gewisser Verdacht auf die Würdenträger und Erzieher innerhalb des Katholizismus fällt, ist kaum zu verhindern. Man kann dies als Diskriminierung oder wie auch immer bezeichnen, aber wer will sich davon freisprechen, dass er, wenn er sein Kind auf eine katholische Jugendfahrt gibt, diese Gedanken nicht im Hinterkopf hat. Das Misstrauen wird man sicherlich nicht dadurch aus der Welt schaffen, indem man es anprangert, sondern nur, indem die Kirche langfristig selbst die Dinge bekämpft, die falsch laufen und damit Vertrauen schafft.

    Was die „Kinderschutzpartnerschaft“ betrifft, wäre dies sicher eine gute Idee, wenn katholische Würdenträger in den Untergrund abtauchen würden. Tun sie aber nicht. Kindermissbrauch ist eben anders gelagert als Terrorismus. Deshalb gibt es keine Initiativen des Innenministeriums, das für Kindesmissbrauchsfälle in der kath. Kirche nicht zuständig ist, aber sehr wohl Präventionsmaßnahmen, Aufklärung etc. von und mit katholischen Verbänden (http://www.praevention-kirche.dbk.de/).

    Gerade der Umstand, dass sich die katholische Kirche (bis auf unbelehrbare Ausnahmen) dem Problem gestellt, es anerkannt, die eigene Schuld (nicht die individuelle) anerkannt hat und Maßnahmen zur Bekämpfung ergriffen hat (und die Einzelfalltheorie beendet hat) hat sie auch wieder Vertrauen gewonnen.

  10. Der Türke sagt:

    @Salman Kurde

    „Und es geht uns auch nicht um Ressourcen. Wir wollen unsere Autonomien und Freiheiten“
    Ihr wollt Autonomie ? Mecklenburg Vorpommern würde sich anbieten! Da sind eh nicht so viele Menschen übrig. Was der deutsche Staat dazu sagen würde, sei mal so dahin gestellt.In der Türkei wird das wohl nix. Mit, “ in den Bergen hocken und Terroranschläge verüben“, erst recht nicht. Vor allem wenn über 70 Prozent der Kurden AKP Wähler sind kannst du deine Fantas sowieso in die Tonne kloppen. Entschuldigung Ayse abla! Das alles hat zwar herzlichst wenig mit deinem Artikel zu tun und ja;ich habe ihn gelesen und sogar verstanden,was man von einigen Kommentatoren nicht behaupten kann, aber dem Typen musste ich meine Meinung über sein sinnfreies Geheule ma geigen. Sorry