Berliner Kriminalstatistik

Deutsche Tatverdächtige als Ausländer erfasst

Die Berliner Kriminalstatistik hat über viele Jahre Tatverdächtige ohne Angaben zur Nationalität einfach als ausländische Tatverdächtige erfasst. Jetzt stellt sich heraus, dass 85 Prozent dieser Täter Deutsche waren.

Montag, 21.05.2012, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 24.05.2012, 23:35 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Jährlich geben Bund und die Länder Zahlen zur polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) heraus. Darin wird die Öffentlichkeit über die Kriminalitätsrate in verschiedenen Deliktsarten informiert. Erfasst wird dabei auch die Täterherkunft. Die Unterteilung erfolgt nach deutschen und nichtdeutschen Tatverdächtigen. So auch in Berlin.

Wie sich allerdings herausstellte mit einem gravierenden Fehler. In den Jahren 2005 bis 2011 wurden Tatverdächtige, die keine Angabe zu ihrer Nationalität machten, automatisch als Nichtdeutsche eingestuft. Das Brisante dabei: erst jetzt wurde bekannt, dass diese zu 85 Prozent die deutsche Staatsbürgerschaft hatten und trotzdem als nichtdeutsche Tatverdächtige erfasst wurden.

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3-5 Prozent niedriger
Bei richtiger Angabe hätte der Anteil der Nichtdeutschen an allen Tatverdächtigen über die ganzen Jahre insgesamt 3 bis 5 Prozent niedriger gelegen. „So kam es zu Verzerrungen, die einen kontinuierlichen Anstieg der Kriminalitätsrate unter Nichtdeutschen vorgaukelten, obwohl nach 2004 die Zahlen vorerst rückläufig waren. Zahlreiche falsche Darstellungen in den Medien waren die Folge. Diese lassen sich natürlich nicht mehr korrigieren. Das ist äußerst ärgerlich. Fakt ist, dass der Anteil der Nichtdeutschen unter den Tatverdächtigen heute nicht wesentlich höher ist als noch vor 10 Jahren”, so Fabio Reinhardt, integrationspolitischer Sprecher der Piratenfraktion.

Dabei sind die PKS-Zahlen in Bezug auf die nichtdeutschen Tatverdächtigen ohnehin verzerrt. Delikte, die nur von Ausländern begangen werden können, tauchen in der Statistik genauso auf wie Taten von Durchreisenden oder Touristen. Auch wird in der PKS keine Unterteilung nach dem Alter der Tatverdächtigen oder nach dem sozialen Status vorgenommen. Ein signifikanter Faktor ist nämlich, dass die ausländische Bevölkerung im Vergleich zur deutschen Bevölkerung viel jünger oder häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen ist. Das schlägt sich besonders negativ auf die Statistik aus. Experten fordern bei Vergleichen daher, Aspekte wie Alter oder sozialer Status zu berücksichtigen. Alles Anderen würde hinken. (sb) Leitartikel Politik

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  1. A.Kausch sagt:

    @ BiKer

    Welch seltsame Logik.

    Ihnen ist doch sicherlich bekannt, wie groß der Anteil bei Migranten
    (Menschen mit Mig-Hintergr.) in Deutschland ist, die qua Geburt den
    deutschen Pass bekommen (haben), und daher, bei Straffälligkeit der Kategorie „deutsch“ zugerechnet werden ?

    Die vergessen Sie alle ? Alle diese Geburtenjahrgänge in den letzten Jahrzehnten?

    Und, wer straffällig geworden ist, hat es schwer den deutschen Pass zu bekommen, aber was hindert einen, der den deutschen Pass bekommen hat, straffällig zu werden ?

    Da bricht Ihre „Widerlegung“ wie ein Kartenhäuschen zusammen.

  2. o sagt:

    Ob es ein Ausländer ist oder ein Deutscher mit Migrationshintergrund (also mit deutschem Pass), macht hierbei absolut keinen Unterschied.

    Solang darauf nicht verwiesen wird, also das es sich auch um wirklich ethnische Deutsche handelt, sind dieser Artikel sowie weitere Informationen hierzu schlichtweg wert- und sinnlos.
    Die Piraten, was für Versager.

  3. Pingback: Gelinkt: Dreizehn aus Zehn Milliarden – Über sprudelndes Gas, Märchen und Samariter | der mosaistische reflektor

  4. BiKer sagt:

    @ a.kausch

    unglaublich aber soll ich dazu mehr sagen als einfach nur dumm? sie erkundigen sich lieber mal, seit wann die dt. mit geburt vergeben wird. von wegen „die ganzen geburtenjahrgaenge ueber jahrzehnte“. quatsch mit sosse nennt man das bei uns. und noch was, wenn sie sich schon mal erkundigen, dann schauen sie sich doch auch mal die kriminalitaetsrate von menschen an – herkunftsuebergreifend, die ihren lebensunterhalt ohne staatliche hilfe bestreiten koennen. sie werden staunen! der kriminologe pfeiffer hatte sogar mal gesagt, dass bei vergleich gleicher sozialer gruppen, auslaender soger seltener auffaellig werden. denn darauf kommt es an! auf den sozialen status und nicht auf die herkunft!

  5. BiKer sagt:

    @ o

    ja, sie haben recht. wuerden alle eingebuergerten in der statistik der nichtdeutschen auftachen, waere deren quote besser und die der deutschen schlechter. begruendung: siehe kommentare oben.

  6. Pingback: Too much information - Papierkorb - Guten Morgen

  7. Exportalemanne sagt:

    Seit wann ist Berlin wieder deutsch?

  8. wolf sagt:

    @o Aha, ethnisch Deutsche? was genau verstehen Sie denn da drunter? Kann man das an den Genen testen oder im Blut nachweisen?

    Ich verweise mal auf unsere Verfassung. Dort steht: Deutscher ist wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder als Flüchtling oder Vertriebener deutscher Volkszugehörigkeit oder als dessen Ehegatte oder Abkömmling in dem Gebiete des Deutschen Reiches nach dem Stande vom 31. Dezember 1937 Aufnahme gefunden hat.
    Oder gehts Ihnen gar nicht um die Nationalität sondern ums Volk?

  9. Keyzor sagt:

    Viel Interessanter wäre an welcher Stelle die Staatsangehörigkeit erfasst wird. Also ob da massenhaft schlecht gearbeitet wurde, oder ob das mit System war…

  10. Pingback: Publikative.org » Blog Archive » Deutsche Tatverdächtige werden als Ausländer erfasst