Joachim Gauck

„Unser Land“! Unser Bundespräsident?

In seiner Antrittsrede sprach der neue Bundespräsident Joachim Gauck von Kindern, denen er „unser Land“ anvertrauen möchte. Ein schöner und realistischer Gedanke! Ekrem Şenol sagt, womit Gauck anfangen könnte.

Von Montag, 19.03.2012, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 23.03.2012, 7:31 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Den Kindern „werden wir dieses Land übergeben“, sagte Joachim Gauck in seiner Antrittsrede nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten. „Es ist der Mühe wert, es unseren Kindern so anzuvertrauen, dass auch sie zu diesem Land ‚unser Land‘ sagen können“, so Gauck am Rednerpult des Bundestages.

Über ihm wachte der Bundesadler. Sein Auge hat er von Professor Rayan Abdullah. Der aus dem Irak stammende Grafiker verpasste dem Markenzeichen der Bundesrepublik ein Lifting und öffnete dem bis dato blinden Vogel die Augen.

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Vor ihm die Bundesversammlung mit 620 Bundestagsabgeordneten und ebenso vielen Delegierten. Für Gauck stimmten 991, darunter viele Volksvertreter, die ihre Wurzeln im Iran, in der Türkei, in Polen und in vielen anderen Ländern haben. Unter den Delegierten saßen auch Mevlüde Genç. Sie verlor bei dem Brandanschlag von Solingen vor zwanzig Jahren fünf engste Familienmitglieder. Auch Gamze Kubaşık wählte Gauck. Ihr Vater wurde 2006 von NSU-Nazis ermordet.

Die Kinder, denen Gauck Deutschland anvertrauen möchte, haben in den meisten Großstädten mehrheitlich ausländische Wurzeln. Sie sollen irgendwann einmal „unser Land” zu Deutschland sagen. Ein schöner Gedanke, den der elfte Bundespräsident hegt, und ein realistischer, wenn er der Linie seines Vorgängers folgt – direkte Ansprache, klare Worte, ein sensibler und selbstloser Umgang mit Minderheiten trotz starkem Gegenwind. Das ist mutig!

Gauck hat es in der Hand. Seine angekündigte erste politische Rede am kommenden Freitag im Bundestag bietet sich an. Dort werde er zwar „nicht Christian Wulffs Worte benutzen”, man dürfe aber davon ausgehen, dass ihm „die Tendenz am Herzen liegt”. Damit könnte er – nicht nur seinem eigenen Anspruch wegen – den Anfang machen und zunächst einmal „unser Bundespräsident“ werden. Aktuell Meinung

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  1. binationaler sagt:

    Es ist zunächst vom Prinzip her schon unser Präsident, er muss es nicht erst werden. Dies kann sich gewiss ändern, aber seinen Anspruch, dass wir ihn auch so ansehen, finde ich nicht nur gerecht, sondern sehe ich darin eine Voraussetzung für eine positive Kooperation, mit dem Ziel, die Grenzen in der Gesellschaft auszuweichen.

  2. Pepe sagt:

    Bei aller Liebe finde ich die Aussage „Herr X ist *mein* Präsident/Minister/Kanzler“ etwas peinlich und unangebracht.

  3. Mathis sagt:

    Gauck hat seine eigene Sprache,aber ich habe das Gefühl, dass er nicht Wulff zu kopieren braucht, um auch die „trauernde“ Gemeinde zu überzeugen, dass er ihre Anliegen teilt.
    Wessen Präsident er denn nun sei, ist eigentlich beantwortet.Er ist unser aller repräsentatives Staatsoberhaupt.Ob wir´s wollen oder nicht.