TV-Tipps des Tages
01.02.2012 – Türkei, Bosnien, Ausländer, Serbien, Kurden, Kriegsverbrecher, Integration
TV-Tipps des Tages sind: ARD-exclusiv: Rentnerparadies Türkei: Etwa 50.000 Rentner verbringen inzwischen die Wintermonate im warmen Süden; Sturm: Spielfilm - Hannah Maynard ist Anklägerin am Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag; Kurdistan - Was wir brauchen, ist Glück
Von Ümit Küçük Mittwoch, 01.02.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 30.01.2012, 16:34 Uhr Lesedauer: 5 Minuten |
ARD-exclusiv: Rentnerparadies Türkei
Dokumentation – Etwa 50.000 Rentner verbringen inzwischen die Wintermonate im warmen Süden. Besonders günstig sind solche Langzeitferien in der Türkei.
Schon früh ist der Urlauber Jürgen Hartwig auf den Beinen. Der Kampf um die besten Sonnenliegen treibt den Rentner morgens aus den Federn. Der 71-jährige Ex-Polizist gehört mit seiner Frau Christel zur ständig größer werdenden Gruppe von Senioren, die regelmäßig der kalten Jahreszeit in ihrer Heimat entflieht. Etwa 50.000 Rentner verbringen inzwischen die Wintermonate im warmen Süden. Besonders günstig sind solche Langzeitferien in der Türkei. Oft ist ein Mittelklassehotel mit Vollpension nicht viel teurer als die Selbstversorgung zu Hause. So zahlen Jürgen Hartwig und seine Frau in ihrer Ferienanlage in Side etwa 25 Euro am Tag für Unterkunft, Vollpension und Getränke, alles inklusive. Die meisten Überwinterer sind über 70 Jahre alt. Darauf hat sich die Touristikbranche im Ferienort eingestellt. Ein Arzt kümmert sich täglich um die deutschen Gäste. Kreislaufkollaps, Schlaganfall und Herzinfarkt sind an der Tagesordnung.
Fast täglich müssen Touristen ins örtliche Krankenhaus überwiesen werden. In jeder Wintersaison sterben in Side zwischen zehn und zwanzig Langzeiturlauber. Doch die meisten Touristen hält das gute Wetter und das häufige Schwimmen im Meer eher fit. Winterinfekte seien hier so gut wie ausgeschlossen, meint Jürgen Hartwig. Sich sonnen, wenn andere frieren, und dann noch gut versorgt werden – das sei schon immer sein Traum gewesen.
Hintergrundinformationen:
Ein Film von Michael Höft. 11:25-11:55 • HR
Sturm
Spielfilm – Hannah Maynard ist Anklägerin am Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag. Es gelingt ihr, eine in Berlin lebende Bosnierin zu überzeugen, gegen einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher auszusagen …
Die Juristin Hannah Maynard vertritt die Anklage am Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gegen Goran Duric, einen ehemaligen Befehlshaber der jugoslawischen Volksarmee. Ihm wird vorgeworfen, für die Deportation und Ermordung bosnisch-muslimischer Zivilisten im heutigen serbischen Teil Bosniens, der Republika Srpska, verantwortlich zu sein.
Als sich der wichtigste Augenzeuge der Anklage, Alen Hajdarevic, bei seiner Aussage in Widersprüche verstrickt, schickt das Gericht eine Delegation nach Bosnien, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Die Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Zeugen erhärten sich, allem Anschein nach sagt er nicht die Wahrheit. Kurz darauf findet man seine Leiche. Er hat sich in seinem Hotelzimmer das Leben genommen.
Anklägerin Hannah gibt den Fall nicht verloren. In der Hoffnung auf neue Erkenntnisse reist sie zur Beerdigung des Zeugen nach Sarajevo und trifft dort auf dessen Schwester Mira. Schon bald gewinnt sie den Eindruck, dass die junge Frau mehr über die Vorfälle wisse, als sie zunächst zugeben möchte.
Obwohl Mira Angst hat, sich der Vergangenheit zu stellen und damit ihre ahnungslose Familie zu gefährden, mit der sie sich in Deutschland ein neues Leben aufgebaut hat, liefert sie schließlich den entscheidenden Hinweis für Durics Verbrechen und erklärt sich bereit, ihre Aussage vor dem Tribunal in Den Haag zu wiederholen.
Unmittelbar vor der entscheidenden Verhandlung versuchen Durics Verteidiger, Miras Zulassung als Zeugin zu verhindern – und finden mit ihrem Anliegen unerwartet Unterstützung von Seiten der Richterschaft. Hannah begreift, dass ihre Gegner nicht nur auf der Anklagebank, sondern auch in den eigenen Reihen zu finden sind.
Hintergrundinformationen:
Hans-Christian Schmids 2009 in den Kinos präsentierter eindringlicher und moderner Politthriller über die Verhandlung eines serbischen Kriegsverbrechers vor dem europäischen Gerichtshof ist heute aktueller denn je. Nachdem bereits vor dem Dreh mehrere Kriegsverbrecher, darunter der serbische Ex-Präsident Slobodan Milosevic und der kroatische Ex-General Ante Gotovina, wegen Völkermordes in Den Haag vor Gericht standen, sind 2011 zwei weitere lang gesuchte mutmaßliche Kriegsverbrecher gefasst worden: Ex-General Ratko Mladic und der ehemalige politische Führer serbischer Rebellen, Goran Hadzic.
Wie in „Sturm“ präzise dargestellt, bemüht sich das internationale Den Haager Gericht um Verurteilungen, doch die sind, alles andere als eindeutig und einfach zu erringen. Politische Interessen, starre Bürokratien, Schuldbestreitungen seitens der Angeklagten und taktische Verzögerungen seitens ihrer Verteidigung machen nicht nur der Figur der Anwältin Hannah Maynard, gespielt von Kerry Fox, die Anklage schwer. Auch in Realität führen sie zum Scheitern des Gerichtshofs. 2006 starb Angeklagter Milosevic nach vier Prozessjahren vor seiner Urteilsbekanntgabe in Haft.
Die Gratwanderung zwischen dem Ideal der Gerechtigkeit und nüchternem Pragmatismus wird von den drei unterschiedlichen Anklägern Hannah Maynard, Keith Haywood und Patrick Färber sehr verschieden durchlebt. Während der stellvertretende Chef-Ankläger Keith ohne schlechtes Gewissen außerhalb des Prozesses eine Vereinbarung mit dem Anwalt des Angeklagten eingeht, hadert seine ihm nachgeordnete Kollegin Hannah. Die Vereinbarung schließt die Verurteilung des Angeklagten wegen Vergewaltigung aus, was die Aussage ihrer Zeugin quasi nutzlos machen würde. Der idealistische Assistent Patrick ist angesichts dieser Vereinbarung fassungslos.
Der idealistische Assistent Patrick ist angesichts dieser Vereinbarung fassungslos.
Regisseur und Produzent Hans-Christian Schmid verfasste gemeinsam mit Drehbuchautor Bernhard Lange das Drehbuch zu „Sturm“. Schmid wurde 1995 mit seinem ersten Kinofilm „Nach fünf im Urwald“ schlagartig bekannt, in dem er Franke Potente entdeckte. Sein Film „Requiem“, auf der Berlinale uraufgeführt, erhielt 2006 fünf Deutsche Filmpreise und war der Durchbruch für Sandra Hüller. Drehbuchautor Bernd Lange, der bereits für Schmid die Vorlage von „Requiem“ schrieb, verfasste die Bücher zu Manuel Flurin Hendrys Tatort: „Neuland“ (2009) und zu Matti Geschonneks „Der Verdacht“ (2011). Auch bei Schmids jüngstem Projekt, dem derzeit in der Endfertigung stehenden „Was bleibt“, war Lange der Autor. 20:15-21:50 • arte
Kurdistan – Was wir brauchen, ist Glück
Dokumentarfilm – Autonome Region Kurdistan – Irak – Dokumentarfilm Frankreich 2010
Die beiden Protagonistinnen des Dokumentarfilms stammen aus Russland und dem Baltikum und sind ihren Männern aus Liebe in das autonome Gebiet Kurdistan im Irak gefolgt.
Obwohl sie mit Kurden beziehungsweise Irakern verheiratet sind, werden sie verfolgt und vertrieben. Der Film schildert unter anderem die Rückkehr einer von ihnen in eine äußerst unwirtliche und von großer Armut geprägte Region, die vom gesamten Dorf enthusiastisch gefeiert wird.
Meisterregisseur Alexander Sokurow – mehrfach international vor allem für seinen Film „Russian Ark“ (2002) ausgezeichnet – sagt selbst über eine seiner Protagonistinnen: „Ich hatte noch nie eine Frau mit einem so dramatischen und wirren Schicksal gesehen. Eine Frau, deren unermüdliche, wissbegierige und durchdringende Seele das Glück in dem ihr gegebenen Leben nicht finden konnte.“ 05:00-06:00 • arte TV-Tipps
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