Falsch verstanden

So etwas darf sich nicht wiederholen

Nach den Brandanschlägen in Mölln und Solingen waren sich alle einig: So etwas darf sich nicht wiederholen. Und dafür haben sich Polizei, Sicherheitsbehörden und Politiker mächtig ins Zeug gelegt. Sie haben es aber falsch verstanden.

Von Mittwoch, 21.12.2011, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 09.01.2012, 10:27 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Der am 3. Februar 2008 1 verübte Brandanschlag in Ludwigshafen, bei dem neun türkischstämmige Bewohner ums Leben gekommen waren, soll neu aufgerollt werden. Im Zuge der Ermittlungen zur Zwickauer Terrorgruppe erhärtet sich zunehmend der Verdacht, dass der Brand doch von einem Rechtsextremisten gelegt wurde. Von Behörden und Politikern wurde damals ein ausländerfeindlicher Hintergrund schnell ausgeschlossen.

Nicht anders fielen auch die Ermittlungsergebnisse bei zehn Brandstiftungen zwischen dem 3. September 2006 und dem 3. September 2011 2 in Völklingen aus. Im Zentrum der Stadt wurden Wohngebäude, in denen vor allem türkischstämmige Einwanderer, aber auch Araber und Schwarzafrikaner lebten, in Brand gesteckt. Jetzt sollen auch diese Fälle neu aufgerollt werden, weil bei näherem Hinsehen auch hier der Verdacht naheliegt, dass diese Taten von Rassisten verübt wurden.

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Allen diese Fälle haben gemeinsam, dass erst nach Medienberichten Sicherheitsbehörden sich gezwungen sehen, nun doch weitere Ermittlungen einzuleiten. Wieso sie einen fremdenfeindlichen Hintergrund zuvor ausgeschlossen haben, bleibt ihr Geheiminis. Möglicherweise haben sie den allgemeinen Konsens auch einfach nur falsch verstanden. „So etwas darf sich nicht wiederholen“ meint, dass solche Taten sich nicht wiederholen dürfen und nicht, dass man solche Taten unter den Teppich kehrt.

Was alles unter dem Teppich liegt, möchte ich – trotzt innererer Zerrissenheit – gar nicht wissen.

  1. 3. Februar 1933: Reichskanzler Adolf Hitler und Reichswehrminister Werner von Blomberg halten Reden vor höchsten Vertretern der Reichswehr. Darin verkündet Hitler sein Expansionsprogramm zur Gewinnung von „Lebensraum im Osten“.
  2. 3. September 1933: Der erste Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg.
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  1. Mehmet sagt:

    das „So etwas darf sich nicht wiederholen“ hat man so verstanden,dass wird weitergehen, nur darf kein großes bohei drumherum gemacht werden. Keine – „Lichterkette und Beileidstourismus“ sondern „Dönermorde und Bospurus“.

  2. Mel sagt:

    „Was alles unter dem Teppich liegt, möchte ich – trotzt innererer Zerrissenheit – gar nicht wissen.“

    Ehrlich. Ich w i l l es wissen. Habe schon zu häufig gehört: Da und da ist eine Moschee, Vereinshaus, türk. Feinkostladen etc. in Flammen aufgegangen, aber es wurde nichts darüber in der (unserer regionalen) Zeitung berichtet. Oder: Die Polizei hat uns gewarnt/abgeraten XY zu tun.
    Ich wünschte mir eine Internetseite, wo Betroffene diese Anschläge, Übergriffe etc. der Öffentlichkeit mitteilen könnten.. Also, lieber Weihnachtsmann..

  3. Pragmatikerin sagt:

    Hallo Mel

    Vielleicht ein guter Vorschlag für Sie: Eröffnen Sie doch einen Blogg, wo alle – die wollen – die von Ihnen gewünschten Vorkommnisse mitteilen!

    Ich habe nur den leisen Verdacht, dass Sie wenige Einträge bekommen. Sie werden sicher fragen, warum? Ganz einfach, es geschehen jeden Tag ganz schreckliche Verbrechen, warum sollten diese – für jede Nation – gesondert aufgeführt werden? Leuchtet Ihnen diese Argumentation ein?!

    Pragmatikerin

  4. Mel sagt:

    ich adressiere den Weihnachtsmann und es meldet sich ein Troll.

    Liebes Migazin-Team!
    Kommentare müssen hier doch erst durch euch freigeschaltet werden. In diesem wie auch unter anderen Artikeln kann man bestimmte KommentatorInnen klar als Trolle (http://de.wikipedia.org/wiki/Troll_(Netzkultur)) identifizieren. Es kostet Zeit und Kraft diese Trollereien zu überlesen. So macht weder das Folgen von Diskussionen noch das Kommentieren selbst Spaß.
    Ein Hinweis („Trolle bitte nicht füttern!“) für andere sachlich interessierte KommentatorInnen/LeserInnen würde auch schon viel (!) bewirken.

    Freue mich auf eine der Sache (Migration, Integration&Co.) dienliche Diskussionskultur!

    MfG

  5. Bunzel Wulffi sagt:

    Ludwigshafen? Waren das nicht die technisch unbegabten Stromdiebe?
    Haben dort nicht türkische Polizisten mitermittelt? Was bitte soll da aufgerollt werden?

  6. Pragmatikerin sagt:

    @ Mel

    Einen Forenteilnehmer ohne weitere Begründung als Troll zu bezeichnen darf nicht unwidersprochen bleiben. :-(

    In Internet-Medien werden Menschen als Troll bezeichnet, die Kommentare verschicken, mit denen sie erkennbar nur provozieren wollen, ohne einen wirklichen Beitrag zur Diskussion zu leisten. Die Beiträge selbst werden meist als Troll, Troll-Post oder Troll-Posting bezeichnet.

    Für mich ist es nicht ersichtlich, dass hier ein Thema nicht sachgerecht und überzeugend dargelegt wurde. Trolle bewegen sich vor allem in Diskussionsforen und Bloggs und Ihr Ziel ist es, Diskussionen um ihrer selbst willen auszulösen oder zu betreiben, ohne wirklich am Thema interessiert zu sein; ausserdem wütende Antworten auszulösen, Menschen mit anderer Meinung zu diskreditieren oder eine Diskussion zu sabotieren, indem eine unangenehme Atmosphäre geschaffen wird. Andere trollen aus purer Lust am Destruktiven.

    In Ihrem Fall bezeichnen Sie einen Diskutanten als Troll, weil dieser eine kontroverse Meinung nicht nur vertritt, sondern auch tatsächlich von ihr überzeugt ist.

    Ausserdem unterstellen Sie diesem Forenteilnehmer ganz allgemein ein Troll zu sein, um diesen Diskussionsteilnehmer mit kontroverser Meinung zu diskreditieren und einer sachlichen Diskussion aus dem Wege zu gehen.

    Meine Erfahrung hier seit fast zwei Jahren ist, dass die meisten Kommentatoren bemüht sachlich diskutieren und bestimmt eine Diskussionskultur besitzen :-)

    Pragmatikerin

  7. Migrant sagt:

    Ich bin gerade etwas verwundert über die Einleitung des Artikels. Nach mir vorliegenden Informationen ist die Bandursache von Ludwigshafen immer noch technischer Ursache, ein Anschlag werde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen. Es wäre also ratsam, nicht mit solchen falschen Gerüchten um sich zu werfen.

  8. gedanke sagt:

    Ludwigshafen ist mir als Selbstentzündung in Erinnerung geblieben…
    Mal schauen wann die nächste Selbstentzündung mit mehrheitlich Türken bewohntes Haus in Flammen aufgeht…

    Bezeichnend Döner Morde,gerade diese Bezeichnung als Pietätlos halte und gerade hier die Bundesregierung die Rechte Gefahr wieder verpennt hat.Ich fürchte das die Deutsche Gesellschaft auf dem Rechte Auge blind zu sein scheint und gerade die kommende Jugend erpicht ist der Kaste des Herrenmenschen anzugehören.Die politische Verwahrlosung greift um sich,ein Zivilisatorischer Knockout .

  9. Migrant sagt:

    @gedanke
    Gerade bei älteren Häusern, wie es bei dem in Ludwigshafen der Fall war, sind Entzündungen durch technische Defekte nicht selten (schlechte und alte Verkabelung etc.). Da es in Deutschland vergleichsweise viele Menschen mit Migrationshintergrund gibt, betreffen diese Brände leider eben auch solche Gebäude. Unbestritten kommt es in unregelmäßigen Abständen zu Brandanschlägen aufgrund von fremdenfeindlichen Motiven, aber ich halte es für einen Fehler deswegen jetzt bei allen Feuern sofort den Teufel an die Wand zu malen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Brand gelegt wurde, ist schwindend gering. Die Akten werden nur neu geprüft, da sich ergeben hat, dass die NSU offenbar einen Kontakt in Ludwigshafen hatte.

    Es wurden umfangreiche Brandermittlungen durchgeführt, auch in Zusammenarbeit mit türkischen Kriminalisten. Ich denke, mehr kann man im Nachhinein schlecht machen.

  10. Sinan A. sagt:

    Wenn man vorgibt, an einer sachlichen Aufklärung interessiert zu sein, sollte man seinerseits keine Unwahrheiten streuen!

    In Luwigshafen war keineswegs ein technischer Defekt Auslöser des Brandes – der Abschlussbericht schließt das aus – sondern „eine unbekannte, eng begrenzte Wärmequelle“ am Fuße der hölzernen Kellertreppe. Alles weitere ist Spekulation.

    Es ist auch nicht so, dass überall der Teufel an die Wand gemalt würde. Im Gegenteil. Migranten haben sich viel zu lange über den Tisch ziehen lassen. Deutsche Behörden sind da sehr geschickt und Migranten meistens rhetorisch unterlegen. Rechte Gewalt wird regelmäßig geleugnet, heruntergespielt und selten aufgeklärt. Und wie Mel richtig schreibt, viele Sachen erfährt die breite Öffentlichkeit erst gar nicht, wenn der örtliche Kommissar und sein Lokalreporter die Sachlage zurecht biegen.