Eklat um US-Show

All-American Muslim

Der Streit um die neue Reality Show „All-American Muslim“, die seit November 2011 auf dem amerikanischen Fernsehsender TLC zu sehen ist, spitzt sich immer weiter zu – ein bisher einmaliger Eklat.

Von Jenin E. Abed Mittwoch, 14.12.2011, 8:29 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 17.03.2013, 22:09 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Eine Reihe von Darstellern – in diesem Fall fünf Familien aus Dearborn, Michigan – werden im Format einer Reality-Show durch Höhen und Tiefen ihres Alltags begleitet. Es ist eine von vielen Reality-Formaten im amerikanischen Fernsehen. Hier gibt es aber eine Besonderheit: Es handelt sich um die erste amerikanische Reality Show, dessen Protagonisten sichtbare Muslime sind.

Zu einem Eklat kam es aber erst als die US-amerikanische Baumarktkette Lowe`s kurz nach Ausstrahlung der Sendung ihren Werbevertrag aufkündigte. Dies geht laut Medienberichten auf Bemühen der evangelikalischen „Florida Family Association“ zurück. Die Vereinigung rief Werbepartner zum Boykott der Sendung auf, da diese angeblich der Untergrabung von berechtigten Befürchtungen gegenüber Muslimen diene. Die Sendung sei manipulativ, denn Jihad-Kritiker bekämen leicht das Gefühl, sie würden die netten Menschen in der Show mit ihren Besorgnissen zu Opfern machen. Die Gefahren des Dschihads würden dabei verschleiert.

___STEADY_PAYWALL___

Widerstand
Seitdem nehmen die Meldungen kein Ende und verschiedenste Gruppen und Persönlichkeiten ergreifen das Wort. Am 10. Dezember forderte beispielsweise der kalifornische Senator Ted Lieu den Vorstand der Firma Lowe`s in einem Offenen Brief auf, sich für das „fanatische und beschämende“ Verhalten bei den Amerikanern und vor allem den muslimischen Amerikanern zu entschuldigen. Er drohte dem Unternehmen, rechtliche Maßnahmen zu überprüfen, sollte es sich nicht umstimmen lassen.

Mittlerweile haben sich auch Prominente, wie der Unternehmer Russell Simmons und die Schauspielerin Mia Farrow, zu Wort gemeldet. Auf Twitter ruft beispielsweise der Multimillionär Simmons (Phat Farm) zum Boykott der Firma auf und verlangt den Abtritt des Vorsitzenden von Lowe`s.

Entschuldigung
Ganz unberechtigt scheint die Sorge um die Ausstrahlung von „All-American Muslim“ aber nicht zu sein. Es ist davon auszugehen, dass die Protagonisten – im Gegensatz zu anderen Reality-Show-Stars – auch ein politisches Motiv dafür haben, sich ins Rampenlicht zu stellen: Nämlich, die Welt davon zu überzeugen, dass sie ganz normale Menschen – und noch wichtiger – Amerikaner sind.

Lowe`s hat sich laut Chicago Sun Times bereits entschuldigt. Sie bedauere, so viele Menschen unglücklich gemacht zu haben. Aktuell Ausland

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. MoBo sagt:

    @ Pragmatikerin: die Hürriyet war bisher nicht das Thema, ich habe an keiner Stelle gesagt, dass die Türken nicht auch dumme Zeitungen haben…

    Ich weiß gar nicht, warum Sie überhaupt das Thema Deutschtürken hier reingebracht haben, bisher ging es um Muslime in Amerika und die Qualität westlicher Medien.

    Ich habe übrigens ihren Satz mit den „nur Muslime“ verstanden und fand ihn ein bisschen befremdlich, weil Sie bestimmt auch schon Sendungen geguckt haben, in denen „nur Christen“ oder „nur Schweden“* waren (* zB bei einem schwedischen Film… da beschwert sich doch auch niemand)

    @ AHA: wissen Sie, ob es sich in der Sendung um ein „Muslimviertel“ handelt? Gibt es solche überhaupt in den USA? Ich habe den Eindruck Sie konstruieren hier etwas und hoffen dann, dass die Realität Ihrer Wunsch-Angst entspricht.
    Die muslimischen Gemeinden in den USA unterscheiden sich stark von denen in Europa, da es 1) viele schwarze (also einheimische) Konvertiten gibt und 2) es weniger Arbeitsmigranten wie in Deutschland oder Österreich oder ex-Kolonisierte wie in UK und Frankreich sind, sondern eher qualifizierte Akademiker und Facharbeiter aus dem Nahen Osten. Außerdem erlaubt der amerikanische Nationsgedanke viel leichter eine Integration als der Deutsche, es ist also kulturell einfacher, muslimischer Amerikaner zu sein.

  2. Pragmatikerin sagt:

    @ Mobo
    erst einmal etwas grundsätzliches: Unter einer Diskussion verstehe ich, dass man auf einen Beitrag – den man vorher richtig gelesen hat – Bezug nimmt und sachlich darauf antwortet. Das erleichtert die Kommunikation für beide Seiten ungemein, oder? :-)

    Sie schrieben „Die Bild-Berichterstattung begünstigt ein Klima in Deutschland dass rassistisch geprägt ist…..” worauf ich Ihnen antwortete, dass die Hürriyet – auch eine Boulevard-Zeitung – auch nicht ganz „ohne“ ist. Wenn Sie meinen, dass man die türkische Zeitung nicht als Gegenstück zur BILD zitieren darf oder erst ein „Thema“ daraus machen sollte, sind Sie auf einem Auge blind, lol.

    Schade, Text geschrieben, und nix erreicht :-(

    Pragmatikerin

  3. MoBo sagt:

    @ Pragmatikerin: ich finde es schwierig mit Ihnen zu diskutieren, weil Sie mir augenblicklich falsches Lesen vorwerfen. Nun geht es in dem Artikel um amerikanisches Fernsehen und einige Kommentatoren haben das mit deutschen Medien verglichen und das habe ich mitkommentiert. Ja, dann bin ich in der Diskussion Deutschland-USA auf dem „türkischen“ Auge blind, Sie haben aber zum Beispiel auch völlig die russischen und französischen Medien ignoriert. Wie kurzsichtig von Ihnen!

    Was wollten Sie denn erreichen? ISt mir überhaupt nicht klar? Wenn zwei deutsche über amerikanisches Fernsehen diskutieren und das mit deutschen Massenmedien vergleichen, was hat denn dann die Hüriyet damit zu tun?

  4. Pragmatikerin sagt:

    @ MoBo

    Ich finde gar nicht, dass es mit mir schwierig ist zu diskutieren; auch habe ich Ihnen nur einmal „falsches Lesen vorgeworfen“ ;-)

    Tatsache ist aber, dass es oft vorkommt, dass auf ein Thema nur am Anfang eingegangen wird, dann schreibt ein Forenteilnehmer etwas, worauf man gerne antwortet und schwupps, ist das „Thema verfehlt“. Was ist daran so schlimm?

    Dass ich nicht auch auf europäische Zeitungen eingegangen bin hat als einfachen Grund, dass ich Ihnen Widerworte auf Ihre „BILDZeitungphobie“ geben wollte mit der Hürrieyt. Übrigens wird die Hürriyet in dem gleichen Verlagshaus geduckt wie die BILD, vielleicht guggen die sich – jeder in seiner Sprache – auch etwas in der Berichterstattung ab? ;-)

    Sie fragen mich, was ich erreichen will? Wenn Ihre Frage ehrlich ist, bin ich es genauso,: „Ich suche hier Antworten auf viele Fragen“ ….und ich bin ja auch in Deutschen Foren, wo Migranten – auch türkische – schreiben, vielleicht kann ich mit Ihren Antworten ein bischen zur Völkerverständigung beitragen?!

    Pragmatikerin