TV-Tipps des Tages

19.07.2011 – China, Türkei, Armenien, Völkermord, Islam, Göreme

TV-Tipps des Tages sind: Chinas Grenzen - Abenteuer vom Ussuri bis zum Hindukusch; Schätze der Welt - Göreme (Türkei) Felsenstadt der frühen Christen; Aghet - ein Völkermord; Die Grenze der Versöhnung - Das Kreuz der Armenier mit der Türkei; Gesichter des Islam

Von Dienstag, 19.07.2011, 8:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 16.07.2011, 22:50 Uhr Lesedauer: 7 Minuten  |  

Chinas Grenzen – Abenteuer vom Ussuri bis zum Hindukusch
2/2, Wüsten, Pässe, wilde Reiter – Sechs Monate lang ist Ostasien-Korrespondent Johannes Hano durch Chinas entlegenste Grenzprovinzen gereist.

20.000 Kilometer hat er mit seinem Team dabei zurückgelegt, auf Landstraßen, Feldwegen, Sand- und Geröllpisten, und war an Orten, die noch nie ein Ausländer gesehen hat.

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Johannes Hano spricht mit Uiguren und Kirgisen, feiert Hochzeit mit Tadschiken, übernachtet bei Nomaden in der Inneren Mongolei und fragt sich schließlich, wie dieses Riesenreich mit seiner landschaftlichen, kulturellen und ethnischen Vielfältigkeit auf Dauer zusammenhalten soll.

„Das hat doch mit China alles gar nichts mehr zu tun hier“, ist der erste Eindruck des Teams. Verschleierte Frauen, manche mit Burka, bärtige Männer, die Wasserpfeife rauchen, orientalische Basare, Kebab statt Reis mit Gemüse. In der Provinz Xinjiang, ganz im Westen Chinas, liegt der Duft des Orients in der Luft. Die Provinz Kashgar war lange für Journalisten gesperrt, besonders seit den blutigen Unruhen 2009.

Weiter geht es in den Hindukusch und zum höchsten Grenzübergang der Welt. Dort im Westen spürt das Team die Spannung, unter der das chinesische Imperium steht. Ohne staatliche Aufpasser dürfen sie sich entlang der Grenzen nicht bewegen.

Von Xinjiang geht es weiter in die Innere Mongolei, wo sich über Hunderte von Kilometern ein Gebirge aus Sand erstreckt. Dort befindet sich die höchste Düne der Welt, kleine Salzseen funkeln wie Diamanten im Sand.

Im Grasland der Inneren Mongolei lebt Maxim. Er ist halb Chinese, halb Russe. Seine Großeltern wohnten in den 1950er Jahren noch in Erdlöchern, er selbst hat gerade mitten im Nichts ein nagelneues Hotel eröffnet. In Zukunft hofft Maxim auf wohlhabende Touristen aus Peking und Schanghai. Wie viele junge Chinesen möchte er Teil von Chinas Modernisierungsprozess sein. (09:45-10:30 • PHOENIX)

Schätze der Welt – Erbe der Menschheit
Dokumentation – Göreme (Türkei) Felsenstadt der frühen Christen
Als der spanische Schriftsteller Juan Goytisolo durch die Täler von Göreme in der Türkei wanderte, war er sicher: der Architekt Gaudí muss hier gewesen sein und das alles gebaut haben!

Tausende von Kegeln, Pilzen, Kaminen, Türmchen und steinernen Ornamenten, hinter jedem Felsvorsprung tauchen neue Formen auf.

Der Canyon im türkischen Hochland ist eine märchenhafte Vulkanlandschaft, in der Wind, Wasser und Kälte die Baumeister waren. Unterschiedlich hartes Tuffgestein der verschiedenen Lawaströme vor mehreren Millionen Jahren ließen Hütchen und Dächer auf den weicheren Kegeln darunter zurück, die sich wunderbar aushöhlen ließen. Das nutzten die ersten Mönche und Nonnen Vorderasiens, die sich im vierten Jahrhundert unter der Anleitung von Bischof Basileios von Kayserei in die bizarren Formationen der Täler Kappadokiens zurückgezogen hatten. Eine unglaubliche Bautätigkeit begann, in das Tuffgestein hinein: Felsenklöster, Kirchen, Zellen, Kapellen über der Erde und ganze Städte unter der Erde von weltweit unvergleichlichem Ausmaß.

Die ersten Christengemeinschaften fanden in den Tälern bei Göreme andächtige Stille für ihr bescheidenes und autarkes Leben und Schutz vor den damals zahlreichen Feinden, seien es Perser, Römer oder Araber. Und sie verstanden, ihre Kirchen und Kapellen zu schmücken! Heute findet der Besucher in jedem Tal des Nationalparks von Göreme kostbare Schätze byzantinischer Kultur. Die nahezu vollständig erhaltenen oder restaurierten Ikonographien aus dem 7.-11. Jahrhundert können sich mit der Kunst der byzantinischen Zentren messen – nur dass die Natur in Kappadokien ein unvergleichliches Erlebnis daraus macht: eine Reise in eine andere Welt. (10:30-10:45 • BR-alpha)

Aghet – ein Völkermord
Dokumentarfilm (Kultur – Krieg, Konflikt, Unruhen) – Monothema – Doku-Drama von Eric Friedler, Deutschland 2009/2010

Zwischen 1915 und 1918 kamen beim Genozid an den Armeniern bis zu 1,5 Millionen Menschen im Osmanischen Reich, der heutigen Türkei, ums Leben. Dieser erste Völkermord des 20. Jahrhunderts, der neben der Shoah 1948 zur Schöpfung der Anti-Genozid-Konvention der UN führte, wird bis heute von den Verantwortlichen und ihren Nachkommen geleugnet und von der Welt weitgehend verdrängt. Eric Friedler hat sich jahrelang mit den politischen Motiven, die noch heute stark genug sind, um die historische Tatsache des Armenier-Genozids zu verschweigen und zu unterdrücken, beschäftigt. Er sprach mit internationalen Regierungschefs und der intellektuellen Elite der Türkei, befragte Historiker, Zeitzeugen und Wissenschaftler in der Türkei, Deutschland, USA, Frankreich, Syrien und Armenien, sowie Vertreter der weltweiten armenischen Diaspora. Er forschte in internationalen Archiven und rekonstruierte den Verlauf des Völkermords aus zahlreichen historischen Quellen. Es sind detaillierte Lageberichte deutscher und US-amerikanischer Diplomaten, aber auch Schilderungen von Ärzten, Sozialhelfern, Lehrern, Missionaren, Korrespondenten und Krankenschwestern aus Schweden, Dänemark und der Schweiz, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Türkei lebten. Das Doku-Drama „Aghet – ein Völkermord“ geht der Frage nach, welche Motive hinter der Ablehnung vieler Regierungen stehen, sich klar und deutlich zum Genozid an den Armeniern zu äußern. Warum sie eine Regierung, die sich ganz offiziell der Leugnung eines Weltverbrechens schuldig gemacht hat, nicht energisch in ihre Schranken weisen. In einer minimalistischen Inszenierung verleiht ein hochkarätiges Schauspielerensemble – darunter Hanns Zischler, Martina Gedeck, Burghart Klaußner und Friedrich von Thun – den vor langem verstorbenen Zeitzeugen aus den historischen Dokumenten eine Stimme. 95 Jahre nach dem Völkermord sind ihre Aussagen von beklemmender Authentizität noch einmal zu hören. In der Dokumentation „Die Grenze der Versöhnung – Das Kreuz der Armenier mit der Türkei“ geht es im Anschluss, um 0.00 Uhr, ebenfalls um den Völkermord an den Armeniern. (22:25-00:00 • 3sat)

Die Grenze der Versöhnung – Das Kreuz der Armenier mit der Türkei
Dokumentation (Gesellschaft – Gesellschaftliche Problematik/Soziale Brennpunkte) – Monothema – Film von Daniel Guthmann – (aus der ORF-Reihe „Kreuz & Quer“)

Nach jahrzehntelangem Konflikt wollten die Türkei und Armenien 2009 erstmals wieder diplomatische Beziehungen aufnehmen. Obwohl sich das geografisch isolierte Armenien von einer Grenzöffnung einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung erwartet, ist die Annäherung an die Türkei auch innerhalb der armenischen Kirche ein umstrittenes Thema. Bis heute nämlich leugnet die Türkei ihre Verantwortung für den historisch verbürgten Völkermord an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs. Gerade aber Patriarch Vazgen I. und auch sein Nachfolger, der jetzige Katholikos Garegin II., haben sich für die Erinnerungskultur an den Völkermord eingesetzt. Doch gerade für die armenische Kirche ist die Grenzöffnung von großer Bedeutung – liegt doch deren heiliger Berg und Nationalsymbol der Armenier – der Berg Ararat – seit der Grenzziehung von 1921 auf türkischem Gebiet. Es stellt sich die Frage: Kann es ohne ein klares Schuldbekenntnis der Türkei überhaupt Schritte der Versöhnung geben? Der Film aus der Reihe „Kreuz & Quer“ berichtet über die schwierige Annäherung der beiden Nachbarländer Armenien und Türkei. (00:00-00:45 • 3sat)

Gesichter des Islam
„Männer und Frauen“ zeigt Musliminnen und Muslime und das Selbstverständnis der Geschlechter in Marokko, Deutschland und Saudi-Arabien.

In der Königsstadt Fes erleben wir eine traditionelle Hochzeit und die Ehe als nach wie vor verpflichtende islamische Lebensweise. Beim Jahrestreffen der Muslimischen Jugend Deutschland diskutieren junge Leute im hessischen Bad Orb Fragen von Beziehung und Religion.

In Fes erleben wir die junge Designerin Faouzia Anafi als Chefin von sechs Männern und als gehorsame Tochter, während unweit der 1000 Jahre alten Moschee die HipHopper der Gruppe F’assi – gläubige und in ihre Familien integrierte junge Leute – ihre Beats durch die Gassen schallen lassen. In einem Haus für ledige Mütter in Casablanca zeigt sich die harte Seite der Lebensrealität muslimischer Frauen. Zerah Yilmaz, Leiterin der Begegnungsstätte der neuen Moschee in Duisburg-Marxloh, verblüfft mit offenen Worten, während junge Männer und Frauen in Saudi-Arabien mit dem Segen des Königs in einen ersten Dialog treten. (01:20-01:50 • RBB Berlin, RBB Brandenburg) TV-Tipps

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  1. gedanke sagt:

    Solange keine Lückenlose Dokumentation vorliegt und Armenien die permanente Tränendrüse betätigt wird es bei einer Verleumdung bleiben.
    Hätte es Beweise für einen Völkermord gegeben hätten sie oder wäre die Türkei seit langem verurteilt worden.So ist das für mich persönlich gesehen ein 96 Jahre währendes FAKE.

  2. GermanyMA sagt:

    Das Armenier gestorben sind leugnet niemand, auch die Türken bzw. die Türkei nicht.
    Allerdings wird hier der Begriff Genozid verwendet ohne dabei die Historie zu überprüfen. Wenn Politiker darüber entscheinde was Genozid ist und nicht, dann höre ich sehr genau hin. Historiker entscheiden darüber bzw. Gerichte, nicht Politiker die Ihre interessen vertreten.
    Sollten wir hier auch nicht an den Massenmord der […] erinnern, die seinerseits in Van, Sivas, Kayseri, usw. verübt worden sind??
    Das die Diaspora kein Interesse hat auch die eigene Greul zu verurteilen zeigt doch wie Scheinheilig diese das „Verbrechen“ zu tage bringen!
    Ich wünsche den Armeniern sowie den Türkei eine Versöhnung aber auf Augenhöhe! Jeder sollte sich seiner Schuld bewußt werden und diese auch eingestehen. Dann dürfte der lange ersehnte Frieden kommen, hoffe ich beide Länder!

  3. akira sagt:

    An den einsamen Gedanken:

    Auch dein Gedanke wird die Geschichtsschreibung nicht ändern…

    Durch das Verhöhnen der Opfer nimmt sich die Türkei seine eigene Glaubwürdigkeit.

    Akzeptiere & Respektiere einfach das Geschehene.

    Deinen falschen Stolz und deine falsche Ehre kannst du für dich behalten!

  4. GermanyMA sagt:

    Hört Hört,
    kannst du auch etwas sachliches von dir geben?

    Ist schwer ein Buch aufzuschlagen und das gehörte, gesagt bekommene zu erfragen und erforschen.

    Tja, eine sinnvolle und sachliche Diskussion ist im Internet, dass jeder benutzen kann, leider schwierig.

    Lies erst ein paar Bücher und dann können wir uns gerne über deine Informatinen unterhalten.

    Glück ‚auf!

  5. akira sagt:

    Diese Dokus lassen keine Frage offen.

    Aber wenn ein rechtsradikaler völkermordleugner lange genug sucht findet er sicher seine Bestätigung.

  6. serhan sagt:

    „Solange keine Lückenlose Dokumentation vorliegt“ ?!

    Aha interessant – und was wird 90min lang ihrer Meinung nach in AGHET gezeigt?! Ich denke sie haben in der Zeit geschlafen, anders ist ihre Äußerung nicht zu erklären.

    Berühmte Türken die eine Anerkennung des Genozids möchten, unter anderem Hassan Cemal (der Enkel von Jemal Pasa):
    http://www.youtube.com/watch?v=JYP2i8vF7C8

    AGHET und zusätzliche Infos:
    http://aghet-1915.tumblr.com/

    Versteckte Armenier / Dönme:
    http://www.youtube.com/watch?v=wtCb-BB-nu8

  7. Kritiker sagt:

    Wenn in einem Land von einer Ethnie 3 Millionen Menschen leben und nach der „Säuberung“ keine 250000 mehr im Land sind, als was anderes als einen Genozid kann man das bezeichnen. Natürlich kann man eventuell die überlebenden Flüchtlinge noch abziehen aber das war es ja gerade. Die Flüchtigen wurden sprichwörtlich in die Wüste geschickt. Teilweise zu Fuß. teilweise man höre und staune mit „Viehwaggons“ per Zug. Diese Tatsache ist im Übrigen eine Ideengebung für einen gewissen Rudolf Höss einem Lagerkommandanten von Ausschwitz der im 1. Weltkrieg an der Grenze zu Syrien stationiert war gewesen.
    http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HoessRudolf/index.html
    So schließt sich der Kreis. Ironie der Geschichte ist das viele Kurden bei der Vernichtung der Armenier beteiligt gewesen sind in der Hoffnung Autonomie bzw. Mitbestimmungsrechte in der Türkei von Atatürk zu bekommen. Das ging dann wohl gründlichst in die Hose oder?
    Es scheint fast so als ob die Kurden die sich selbst aufgeladene Mitschuld bis heute mit ihrer eigenen Unterdrückung und ihrem eigenen Blut bezahlen. Zumal sie auch nicht selten in Häusern wohnen die ehemals Armeniern gehört haben. Hatte sich die Türkei seitdem entwickelt und prosperiert? Eine wirkliche Entwicklung hat bis heute auf sich warten lassen. Man mag es kaum glauben. Mehr als 80 Jahre mussten ins Land ziehen bevor sich überhaupt etwas bewegte. Die reinste Zeitverschwendung!!
    Nur was jetzt wirklich Entwicklung ist und was sich eher negativ zurückbildet wird noch zu beobachten sein.

  8. Kritiker sagt:

    Wollte sagen: als was anderes als einen Genozid kann man das NICHT bezeichnen. Eine Edit und Vorschaufunktion für Beiträge wäre nicht verkehrt.

  9. GermanyMA sagt:

    :-)
    Interessate Kommentare, natürlich hat jeder das Recht seine eigene Meinung zu vertreten. Glücklicherweise leben wir in einem Land, dass auch meine Meinung per GG schützt. Nur eine kleine Anmerkung bezüglich meiner Kommentare.

    Zu der Armeniersituation.

    1. Wie wurden die Armenier ermordert, vertrieben, ausgelöscht?
    2. Woher kommt die Zahl der ermordeten?
    3. Was hat die jungtürkische Regierung dazu veranlasst? Was war der Grund für die „Ermordung“, Vertreibung, ethnische Säuberung?
    4. Wo sind die 100.000 Mohammedanern in den nordöstlichen Gebieten der heutigen Türkei verblieben?
    5. Warum streubt sich die armänische Diaspora die Geschichte zusammen mit der Türkei aufzuarbeiten?
    6. Welche Rolle spielte zu der Zeit Deutschland und Russland?

    Vielleicht könnt Ihr mir helfen, diese offenen Fragen in meinem Kopf zu beantworten.

    Vorab ein Dankeschön!

  10. akira sagt:

    an GermanyMA

    Du willst relativieren und suchst nach Ausreden…

    Solange du deinen falschen Stolz und deine falsche Ehre nicht mal ablegen kannst hast du mit deinem rechtsradikalen denken nichts in unserer Gesellschaft verloren!

    -> Denn, wenn du diese Dokus gesehen hast bleibt keine deiner Frage offen.

    Viel Spaß noch beim „ausreden suchen“.