Fremdsprache in der Schule

Nicht nur Englisch, Französisch oder Latein

An grenznahen Regionen lernen Schüler nicht nur Englisch, Französisch oder Latein. Durch zusätzliche Fremdsprachenkenntnisse des Nachbarlandes erhofft man sich Wettbewerbsvorteile im späteren Berufsleben. So auch in Bayern – dort wird Tschechisch gelernt.

Dienstag, 31.05.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 07.06.2011, 4:34 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Wenn es um Bildung geht, steht die deutsche Sprache ganz weit vorne. Als Fremdsprachen sind vor allem Englisch, Französisch und Latein beliebt. Das sind aber nicht die einzigen Fremdsprachen, die bei Schülern ankommen. Die Wahl einer untypischen Fremdsprache begründen sie in der Regel mit Vorteilen im späteren Berufsleben. Das ist vor allem in Grenzgebieten zu beobachten.

70 Prozent der Realschulen bieten Tschechisch an
So auch an der deutsch-tschechischen Grenze. Dort wird an über 70 Prozent der oberpfälzischen Realschulen den Schülern Tschechisch als Wahlfach angeboten. Und nicht nur das. In diesem Jahr wird den Schülern erstmals im Rahmen einer Zertifizierungsprüfung ihre Sprachkenntnisse bescheinigt. Die erste freiwillige Prüfung fand am vergangenen Samstag in Weiden statt.

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Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) zeigte sich besonders erfreut darüber. „Eine zentrale Voraussetzung, um die grenzüberschreitenden Beziehungen zwischen Deutschen und Tschechen zu intensivieren, ist die Fähigkeit der Menschen im Grenzraum miteinander zu kommunizieren,“ betonte der CSU-Politiker und ergänzte: „Darüber hinaus werden durch den Ausbau des grenzüberschreitenden Handels mit Waren und Dienstleistungen sowohl in Tschechien als auch in Deutschland zunehmend Arbeitskräfte benötigt, die die Sprache des jeweiligen Nachbarlandes beherrschen.“

In Ostbayern sind Tschechischkenntnisse gefragt
Somit sollen sich die Schüler durch diese Prüfung einen Vorsprung beim Thema Bewerbung verschaffen. Denn in Ostbayern werden in Zeitungsannoncen bei Stellenangeboten häufig Kenntnisse in Tschechisch gewünscht oder sogar gefordert. Regionale Betriebe sowie die IHK und Handwerkskammer begrüßten die Initiative. Beim ersten Anlauf haben sich 42 Schüler zur Prüfung angemeldet.

Am 4. Juli dieses Jahres wird im Rahmen eines Festaktes in Regensburg ein Kooperationsvertrag zwischen dem Bayerischen und dem Tschechischen Kultusministerium unterzeichnet. Dabei sollen die ersten Zertifikate für Schüler aus Deutschland feierlich ausgehändigt werden. (sb)
Gesellschaft Leitartikel

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  1. Dr. Rita Zellerhoff sagt:

    Generell finde ich es erstrebenswert, neben Englisch und neben einer romanischen Sprache auch eine slawische Sprache zu lernen, weil man durch Intercomprehension sich dann – mit Ausnahme des Finnisch-Ugurischen Sprachraumes – in ganz Europa verständigen kann. Das Erlernen des Türkischen macht in Regionen mit einem hohen Anteil türkisch-stämmiger Bevölkerung außerdem Sinn., denn dort hat es den Vorteil, dass es kommunikativ angewendet werden kann.

    Rita Zellerhoff

  2. posteo sagt:

    Spanisch und chinesisch zählen zu den wichtigsten Weltsprachen, sie werden von je einem Siebtel der Weltbevölkerung gesprochen. Wer die Grundlagen des Lateinischen kann, lernt Spanisch sehr rasch. Chinesisch ist für Europäer natürlich sehr fremdartig, soll aber grammatikalisch relativ einfach sein und China wird als Handelspartner zunehmend wichtig.

  3. aloo masala sagt:

    Es ist die Frage, was das Ziel der Bildung sein soll. Eine zukünftige wirtschaftliche Verwertbarkeit der Schüler widerspricht dem Geist der Bildung. Nichts gegen Tschechisch oder Chinesisch, jedoch sollten andere als wirtschaftliche Gründe dafür ausschlaggebend sein.

  4. Han Yen sagt:

    @aloo masala

    Das sehen Sie falsch, weil Sie der Bildungsideologie aufsitzen. Zwischen der Bürgerstochter und dem männlichen Bildungsaufsteiger aus proletarischen Verhältnissen wird bei gleicher Qualifikation nach feinsten Unterschieden bei der Einstellung entschieden. Bürgerstöchter können durch Musikunterricht, Literaturunterricht etc. einen elaborierten Sprachcode und einen besonderen Habitus entwickeln, der sich ökonomisch verwerten lässt auf dem Arbeitsmarkt und dem Heiratsmarkt.

    Bildung als Adel einer um sich selbstsorgenden wie auch immer definierten Persönlichkeit ist eigentlich eine Art modernes magisches Denken um eine Fantasie, dass man am Ende des Tages doch anders ist als die Normalos.

    Sprachen sind Werkzeuge um Transaktionskosten zu senken für die Mehrheit der Menschen. Nicht umsonst war Englisch in Singapur lange Zeit Amtssprache und Geschäftssprache, obwohl die Mehrheit der Menschen chinesischstämmig ist. Die Stadtobersten wollten mit den USA Handel treiben. Wären die Menschen in Singapur einem kulturellen Traditionalismus gefolgt, und hätten sich vor allem mit dem kulturellen Erbe der reichen chinesischen Vergangenheit befasst, wäre Singapur heute eine Dritte-Welt Stadt.

    Menschen sollten lernen Sprachen so zu sehen, wie ein Breitbandanschluss mit Flatrate. Viele Sprachen flüssig kennen ist wie eine Dauer Flatrate in der Breitbandgesellschaft, wo andere sich nur mit Dolmetschern und Übersetzern in das Informationszeitalter einwählen können, kann man selber 24/7 am prallen Leben teilhaben.

    Bei der Auswahl der Sprachen sollte man auf die politische und ökonomische Bedeutung der Sprechergemeinschaft Rücksicht nehmen.

    Die USA, China, Russland, Brasilien, Indien, die EU und Japan sind ausgezeichnet und sind in einer besonderen Lage und sollten sich einigen, wie sie den Fremdsprachenunterricht in den Schulen, auf youtube und Second Life gestalten wollen.