TV-Tipps des Tages
29.05.2011 – Theologie, Philosophie, Kopftuch, Türkei, Roma, Rassismus
Die TV-Tipps des Tages sind:Das Sonntagsgespräch; Philosophie: Würde; Ein Tag im Leben von Julia Franck; Zu Tisch in...; Volk ohne Land: Die Roma in Südosteuropa; Alles Walzer; Clerks 2 - Die Abhänger
Von Ümit Küçük Sonntag, 29.05.2011, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 22.05.2011, 15:32 Uhr Lesedauer: 9 Minuten |
Das Sonntagsgespräch
Moderation: Meinhard Schmidt-Degenhard – Gast: Ellen Ueberschär, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags.
Vom 1. bis zum 5. Juni treffen sich in Dresden wohl 100.000 Besucher zum 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag. Über 2.000 Veranstaltungen stehen auf dem Programm – von der obligatorischen Bibelarbeit über fromme Happenings bis hin zu hoch politischen Diskussionsforen. Es wird um die Frauenfrage ebenso gehen wie um Integrationsthemen, um den Afghanistan-Einsatz ebenso wie um die Atomenergie. Nicht zufällig wird der Evangelische Kirchentag auch eine gesellschaftliche „Zeitansage“ genannt.
Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, der sein ständiges Domizil im hessischen Fulda hat, ist seit 2006 die Theologin Ellen Ueberschär, geboren 1967 in Ostberlin und dort aufgewachsen. Das Medizinstudium blieb ihr in der DDR verwehrt; so absolvierte sie zunächst eine Berufsausbildung in der Datenverarbeitung und studierte von 1988 bis 1995 in Berlin und Heidelberg Theologie, schloss dann in Marburg ihre Dissertation ab, die mit dem Promotionspreis der Philipps-Universität Marburg ausgezeichnet wurde. (10:50-11:20 • HR)
Philosophie: Würde
Gast bei Raphaël Enthoven: Eric Fiat – Würde ist ein Begriff, auf den sich die widersprüchlichsten Positionen berufen: Ob für die Zulassung der Sterbehilfe oder für das genaue Gegenteil gekämpft wird – immer geschieht dies unter Berufung auf ein und denselben Wert: die Würde.
In ihrem Namen verlangen die einen Straffreiheit, die anderen Bestrafung. In ihrem Namen soll das Tragen des Kopftuchs in der Schule untersagt werden, aber im Namen der Würde soll es dort auch zulässig sein.
In jedem Fall wird der Begriff der Würde heutzutage konträr verwendet, allerdings scheint er öfter für eine Argumentation herangezogen, als wirklich verstanden zu werden. Wie lässt sich ein Begriff erklären, der in den Dienst so vieler Anliegen gestellt wird, dass seine Bedeutung problematisch geworden ist? Dieser Frage geht Raphaël Enthoven heute mit seinem Gast Eric Fiat nach, der neben seiner Dozententätigkeit auch in einer Ethik-Kommission vertreten ist, die sich mit Sterbebegleitung beschäftigt.
Eric Fiat ist Dozent für Philosophie an der Universität Marne-la-Vallée und unterrichtet Philosophie an einem Fortbildungszentrum für Krankenhauspersonal der Stadt Paris. Ferner ist er Mitglied des Gerontologie-Fachausschusses im Rathaus von Paris und der Ethikkommission der französischsprachigen Anästhesisten. Seine ethischen Fragestellungen betreffen vor allem die Würde des Menschen und die Begleitung des Lebensendes. Jüngste Buchveröffentlichung: „Grandeurs et misères des hommes – Petit traité de dignité“ (Verlag Larousse, 2010). Diese Sendung können Sie bereits sieben Tage vor der Ausstrahlung im Internet sehen.
Jeden Sonntag lädt ARTE zum Philosophieren ein. Der Philosoph und Moderator Raphaël Enthoven zieht eine Linie von der Vergangenheit zur Gegenwart und verbindet die vermeintlich trockene Literatur der großen Philosophen mit aktuellem Zeitgeschehen. Jede Woche zu einem neuen Thema. Heute: Würde (13:30-14:00 • arte)
Ein Tag im Leben von Julia Franck
Seit Julia Franck 2007 für ihren Roman „Die Mittagsfrau“ den Deutschen Buchpreis verliehen bekam, ist sie nicht nur in Deutschland Bestellerautorin, sondern auch im Ausland sehr gefragt. In 35 Sprachen wurde ihr Buch übersetzt.
Julia Franck bekommt jetzt Einladungen aus der ganzen Welt. Für sie, die in der DDR aufwuchs, wird ein Wunschtraum wahr. Aber sie hat zwei Kinder, ist allein erziehend, und sehr verantwortungsbewusst. Bevor Julia Franck sich für lange Zeit wieder ausschließlich den Kindern widmet und auch ein neues Buch beginnt, macht sie eine letzte Lesereise nach Zagreb.
Und wir fliegen mit, dürfen sie einen Tag lang begleiten: Die junge, sympathische Autorin, die mit einer erstaunlichen Offenheit von ihrem Leben spricht. Vom Aufwachsen in einer Künstlerfamilie, in der sie sich oft verlassen fühlte, und davon, welche Mühen sie auf sich nahm, das zu werden, was sie heute ist: Eine erfolgreiche Schriftstellerin. Selbst über das Thema Liebe gibt sie freimütig Auskunft.
In Zagreb erleben wir eine herzliche, selbstbewusste Autorin, die mit offen Armen empfangen wird, und der man gerne die Sehenswürdigkeiten zeigt, die die kroatische Hauptstadt zu bieten hat. Die Kamera war immer dabei: Wir sehen die Welt mit den Augen einer Schriftstellerin. (14:30-15:15 • BR-alpha)
Zu Tisch in …
Dokumentation – Zu den Grundpfeilern der Küche an den Kaçkar-Bergen im Nordosten der Türkei gehören Tschorotsch, ein gefülltes Maisbrot, und Helva, eine einfache Nachspeise aus Butter, Zuckerwasser und Mehl.
Wer Harun Atamer, seine Frau Firdevs und seine Tochter Assime besuchen will, muss über steile, schmale Fußpfade zum Holzhaus der Familie hinaufsteigen. Der Weg führt durch lichte Laubwälder, die sich an den Hängen entlang ziehen, vorbei an Gemüsegärten und vor allem Teeplantagen. Denn der Teeanbau ist die wichtigste Erwerbsquelle für die Atamers sowie für viele andere Bauern, die im Nordosten der Türkei am Fuß und an den Flanken der Kaçkar-Berge leben, die hier von der Küste des Schwarzen Meeres steil hinaufragen.
In den Flusstälern, die zum nahen Meer hin breiter werden, ist das Klima feucht und kühl und bietet daher ideale Bedingungen für das Gedeihen von Teesträuchern.
Seit Anfang der 70er Jahre baut auch Harun Atamer Tee an, weil das einträglicher ist als der Anbau von Bohnen, Mais und Kartoffeln oder gar als die Viehwirtschaft. Im Sommer, wenn die ganze Familie in Kirnakli wieder beisammen ist, wird der Tee geerntet. Dreimal gehen die Atamers dann in die Teegärten, um mit großen Scheren die weichen Teestrauchspitzen abzuschneiden. Das Abpflücken der obersten zwei Blätter mit der Hand, wie es im indischen Darjeeling-Gebiet noch hier und da praktiziert wird, wäre viel zu arbeits- und kostenintensiv. Die Atamers verkaufen ihren Tee an die staatliche Fabrik Çaykur, die in diesem bedeutenden Anbaugebiet überall ihre Sammelstellen für das Alltagsgetränk der Türken unterhält.
Wenn ihre Eltern Harun und Firdevs und ihre Tanten Sedriye und Zeynep in die Gärten gehen, bleibt Assime Atamer meist zu Hause. Sie ist die Köchin der Familie und kann am besten Linsensuppe und süße Crêpes, Helva und Tschorotsch zubereiten. Tschorotsch, ein gefülltes Maisbrot, und Helva, eine einfache Nachspeise aus Butter, Zuckerwasser und Mehl, gehören zu den Grundpfeilern der Küche in dieser abgelegenen Region. (17:45-18:15 • arte)
Volk ohne Land
Dokumentation -Die Roma in Südosteuropa – Film von Thomas Morawski, ARD-Studio Wien PHOENIX 2011. Sie sind ein uraltes Volk, ihre Probleme sind hochaktuell: die Roma in Europa.
In den Mitgliedsstaaten der EU leben über zehn Millionen Sinti und Roma, sie sind die größte ethnische Minderheit. Zahlenmäßig sind es meist so viele, dass man kaum noch von einer Minderheit sprechen kann. Ihre Heldenmärchen, in ihrer Sprache „Paramisa“, schildern eine Welt, die es schon sehr lange nicht mehr gibt. Das Märchen von der friedlichen Integration bleibt oft ein Traum. (21:45-22:30 • PHOENIX)
Alles Walzer
Ballnächte, Skandale und Skandälchen – „Alles Walzer“ gibt Einblick in die Welt der Wiener Tanzbälle. Die unterschiedlichen Balltraditionen spiegeln die kulturelle, soziale und politische Vielfalt der österreichischen Gesellschaft wider.
Zumal dieser einzigartige Brauch in ständiger Entwicklung begriffen ist. Die Dokumentation zeigt die Protagonisten verschiedener Bälle bei ihren Vorbereitungen, während und nach den Tanzevents und offenbart damit einige originelle Facetten der Alpenrepublik.
Mitte des 18. Jahrhunderts, als das Bürgertum in Frankreich die Revolution vorbereitete, protestierte man in Wien auf ganz eigene Art. Ein neuer Tanz begeisterte das Volk. Beim Walzer wandten Herr und Dame erstmals einander zu, berührten sich gar. Lange Tanzstunden waren nicht nötig – der Walzerschritt war schnell gelernt, und schon ging’s in wilden Wirbeln über die Tanzfläche. Der Walzer entstand als Reaktion auf die strenge Politik der Kaiserin Maria-Theresia. Die erste Habsburgerin auf dem Wiener Thron hatte die traditionellen Faschingszüge verboten. Doch die feier- und tanzfreudigen Wiener erfanden den Ballsaal und veranstalteten hinter verschlossenen Türen die ersten Tanzbälle. Bis heute hat sich eine vielfältige Ballkultur in der österreichischen Hauptstadt erhalten.
Da ist der Wiener Opernball, die sicher berühmteste Tanzveranstaltung des Landes. Am letzten Faschingsdonnerstag finden sich lokale und internationale Berühmtheiten in der Wiener Staatsoper ein. Das österreichische Staatsfernsehen überträgt live. Und jeder ist gespannt, welchen Star oder welches Sternchen Baulöwe Richard Lugner an seiner Seite hat – ein gefundenes Fressen für die Boulevardpresse.
Der Rosenball, das offizielle Ballevent der Wiener Homosexuellenszene, hat auch eine politische Dimension. Mit der Veranstaltung will Organisator Holger Thor die Öffentlichkeit auf die Forderungen der Schwulen und Lesben in Österreich aufmerksam machen.
Der Philharmonikerball ist für alle, die den Geschmack am Opernball verloren haben. Im Musikverein treffen sich anspruchsvolle Tänzer und wahre Kenner, die die Angeberallüren des Opernballs leid sind, zum elegantesten Ball der Tanzsaison.
Wien ist nicht nur die Hauptstadt der Musik, sondern mit Sachertorte und Apfelstrudel auch ein wahres Mekka für Feinschmecker. Natürlich hat die Konditorzunft ihre eigene Tanzveranstaltung, den ZuckerBäckerball, der nicht nur von Konditoren besucht wird. Jedes Jahr kommt auch eine französische Schulklasse im Rahmen eines pädagogischen Projektes.
Die Einnahmen des Flüchtlingsballs kommen dem Wiener Integrationshaus zugute und man besucht ihn in Begleitung eines Wiener Immigranten. Die Veranstaltung gehört seit 15 Jahren fest zur österreichischen Faschingstradition. Das Societyevent soll die Öffentlichkeit auf die immer schwierigere Situation der Flüchtlinge in Österreich aufmerksam machen. (22:30 – 00:00 • arte)
Clerks 2 – Die Abhänger
Spielfilm – Regisseur und Autor Kevin Smith nimmt in der ebenso vulgären wie absurd-komischen Fortsetzung seiner Kultkomödie „Clerks – Die Ladenhüter“ den ziellos-entspannten „Way of Life“ antriebsloser Berufsjugendlicher aufs Korn.
13 Jahre lang betrieben die Busenfreunde Randal Graves (Jeff Anderson) und Dante Hicks (Brian O’Holloran) ihren kleinen Gemischtwarenladen „Quick Stop“ in New Jersey. Eines Morgens nun steht das Geschäft lichterloh in Flammen. Randal vermutet einen terroristischen Anschlag, doch tatsächlich hat er wieder einmal die Kaffeemaschine nicht abgeschaltet. Im Schnellrestaurant „Mooby’s“ finden die beiden liebenswürdigen Versager neue Billigjobs. Während sie in der Hamburger-Bude stoisch ihr Tagewerk verrichten, bleibt nach wie vor genug Zeit für Randals Hauptbeschäftigung: das ausgiebige Quasseln über Fantasy-Filme und Sex. Mit seinen aberwitzigen Zoten gelingt es ihm immer wieder, den naiven jungen Kollegen Elias (Trevor Fehrman) nachhaltig zu schockieren. Komplettiert wird die seltsame Gesellschaft in und um den Fast-Food-Laden von zwei alten Bekannten, beziehen doch der Kleindealer Jay (Jason Mewes) und dessen schweigsamer Kumpel Silent Bob (Kevin Smith) mit ihrem Ghettoblaster am Hinterausgang Posten. Und so bleibt alles beim Alten. Doch der Schein trügt: Der phlegmatische Dante will sich tatsächlich verändern und mit seiner attraktiven Verlobten Emma (Jennifer Schwalbach Smith) in Florida eine Autowaschanlage eröffnen. Insgeheim aber ist er in Becky (Rosario Dawson) verliebt, die ungezwungene Chefin von „Mooby’s“, mit der er einen One-Night-Stand hatte und die, wie Dante jetzt erst erfährt, schwanger von ihm ist. Und als sei das noch nicht genug der Aufregung, bereitet Randal für seinen Freund eine große Abschiedsfete vor, mit einer „artübergreifenden Erotikshow“ als Höhepunkt!
Das eingespielte Darsteller-Ensemble, zu dem auch wieder Smith selbst in seiner Paraderolle als (fast) stummer „Silent Bob“ gehört, demonstriert lang geübte Nichtsnutzigkeit und lässt inmitten des Gelabers voller „Four-Letter-Words“ manch unerwarteten Geistesblitz aufscheinen. Wenn die Jungs zu den Themen Rassismus, Behinderte und Fundi-Christen ihren Senf abgeben, fallen wunderbare Pointen jenseits aller politischen Korrektheit. Eine Hommage mit Humor und Herz an die Popkultur und das Nicht-erwachsen-Werden. (23:55 – 01:25 • SWR BW) TV-Tipps
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