Leos Wochenrückblick

Burka, Dänen, österreichische Muslime, Rechtspopulisten, Kopftücher

Grüne contra Burka, Dänen pro Grenzkontrollen, 18% Deutsche pro Rechtspopulismus, Augstein gibt contra, österreichische Muslime pro Integration, Türken pro und contra Kopftuch

Von Leo Brux Montag, 16.05.2011, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 18.05.2011, 1:38 Uhr Lesedauer: 7 Minuten  |  

Burkaverbot im Öffentlichen Dienst
Den Vorwurf, nun selber populistisch zu agieren, hat sich die Landtagsfraktion der Grünen Niedersachsen eingehandelt, als sie einen Beschluss gefasst hat, das Burkaverbot für den Öffentlichen Dienst zu unterstützen.

Den Fall findet man dargestellt im MiGAZIN, im Kommentaranhang darunter die hervorragend differenzierende Argumentation pro und contra des MiGAZIN-Lesers NDM. Am Ende schreibt er:

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Das bedeutet nun einmal auch, dass der Staat, also auch der öffentliche Dienst, nicht religionsbetont auftreten sollte. Das ist beim Gesichtsschleier in stärkstem Maße der Fall, aber nicht auf diesen beschränkt.

Ich hätte mir von den niedersächsischen Grünen daher gewünscht (und das würde ihnen entsprechen), dass die Unterstützung eines solchen Vorhabens an die Bedingung geknüpft wird, dass öffentliche Einrichtungen unterschiedslos von der Benutzung sämtlicher religiöser Symbole Abstand nehmen. Ganz oder gar nicht.

Ich stimme zu. Aber ich möchte NDM fragen:

Muss man auch das Kruzifix im Klassenzimmer, das Habit des katholischen Priesters, das sichtbare Kreuz vor der Brust des Lehrers, die Zeichen des orthodoxen Juden, das Kopftuch der muslimischen Frau, die gelbe Krawatte des FDPlers und den offenen Hemdknopf des Alternativen auf diese Stufe stellen und die „negative Religions- und Weltanschauungsfreiheit“ auch hier fordern?

Irgendwo wird man eine Grenze ziehen müssen. Aber wo? Und wie begründet man sie?

Dänemark und die Wiedereinführung der Grenzkontrollen?
Es ist wohl den Dänen selbst noch nicht ganz klar, was sie jetzt an den Grenzen machen werden – wie die „Zollkontrollen“ (die ja doch eigentlich die vom Schengener Vertrag abgeschafften Personenkontrollen bedeuten) nun durchgeführt werden können, so dass Dänemark nicht aus dem Schengener Abkommen fliegt und wieder Visumsland wird.

Spiegel Online gibt einen guten Überblick über den Stand der Dinge.

Der Standpunkt der Regierung in Kopenhagen lautet: Es liegt kein Verstoß gegen Schengen vor, weil es sich nicht um Polizei-, sondern um Zollkontrollen handelt. „Es wird keine Pass- oder Personenkontrollen geben“, sagte der dänische Minister für Integration, Sören Pind. „Wir haben viele Probleme mit grenzüberschreitender Kriminalität und wir denken, dass wir durch strengere Zollkontrollen innerhalb von Schengen in der Lage sein werden, einige dieser Probleme zu lösen.“ Ein Beispiel hat Pind auch parat: Etwa „wenn eine merkwürdige Anzahl von Menschen an Bord eines merkwürdig aussehenden Fahrzeugs“ auffalle.

Meines Wissens läuft das ohnehin auf allen wichtigen Straßen, in Deutschland jedenfalls – auch ohne Grenzkontrollen. Hat eigentlich in Dänemark in den letzten Jahren die Kriminalität zugenommen? Vermutlich nicht.

Grünen-Europaparlamentarier Daniel Cohn-Bendit sagt: „Man kann nicht durch irgendwelche absurden symbolischen Aktionen Gesetze umgehen.“ Die Dänen müssten sich jetzt entscheiden. „Machen sie Ernst mit den Grenzkontrollen, müssen sie raus aus dem Schengen-Raum. Dann brauchen sie selbst aber auch wieder Visa, wenn sie durch Europa reisen. Für jeden europäischen Staat eins.“

Möglicherweise braucht eine Hälfte der Europäischen Bürger aber erst einmal Anschauungsunterricht darüber, was sie verlieren würden, würde man Europa preisgeben.

Wie rechtspopulistisch sind wir?
Der Freitag hat eine Studie in Auftrag gegeben, die in Zahlen (PDF) deutlich machen soll, wie stark der Rechtspopulismus in Deutschland ist.

Hier in Prozent das Ja und das Nein zu den vier „rechtspopulistischen“ Positionen:

1. Deutschland gibt insgesamt zu viel Geld nach Europa: 70:26
2. Die Zuwanderung nach Deutschland sollte drastisch reduziert werden: 49:49
3. Der Islam ist mit unserem westlichen Lebensstil unvereinbar und eine Bedrohung unserer Werte: 38:59
4. Wir brauchen ein unabhängiges Deutschland ohne den Euro, in das keine Europäische Union hineinregiert: 30:68

Mir scheint, dass man hier zwei Einschränkungen machen sollte:
Die Formulierung der Positionen ist gemäßigt. Man kann auch unter Vorbehalt zustimmen – was viele tun, ohne in den rechtspopulistischen Fanatismus zu verfallen. Als rechtspopulistisch sollte man deshalb nur bezeichnen, wer der Aussage „voll und ganz“ zustimmt – und wer außerdem allen vier Aussagen zusammen zustimmt – erst in ihrer Kombination ergeben sie eine politisch identifizierbare Haltung.

Voll und ganz stimmen den vier Aussagen (in der obigen Reihenfolge) zu: 44% – 25% – 18% – 18%

Daraus schließe ich: Es sind dieser Studie gemäß nur maximal 18 Prozent, die in die Kategorie „rechtspopulistisch“ fallen.

Rechtspopulismus
Jakob Augstein stellt dennoch – angesichts der obigen Studie und dem rechtspopulistischen Trend in Europa – zurecht fest:

Die Parteien kommen ihrem Erziehungsauftrag nicht nach, den ihnen das Grundgesetz gibt: Mitwirkung an der politischen Willensbildung bedeutet auch, den Bürgern unbequeme Wahrheiten zu sagen. Auf Druck der Wirtschaft setzen sich Politik und Medien mit erstaunlicher Mühe für den Euro ein. Nicht weniger wichtig aber wäre aus polit-kulturellen Gründen ein ausgeglichenes Verhältnis zum Islam und aus demographischen Gründen eine tatkräftige Zuwanderungspolitik.

Bei beidem versagen zu viele Politiker und Medien aus Angst vor dem Ressentiment der Bevölkerung.

Die Deutschen haben sich in den vergangenen Jahren an ein positives Selbstbild gewöhnt. Frei von den Schatten der Vergangenheit. Sie haben dabei die Gefahren der Gegenwart übersehen. Irgendeine Immunität gegen rechts hat ihnen die Nazizeit nicht eingebracht. Man braucht keinen verworfenen deutschen Volkscharakter unterstellen, um sich über deutsche Anfälligkeit für rechtes Gedankengut zu sorgen.

Es ist schon schlimm genug, wenn die Deutschen hier keinen Deut besser sind als ihre Nachbarn.

Praktizierende Muslime in Österreich
Die Presse berichtet über eine Langzeitstudie in Österreich, deren Ergebnisse man vielleicht auch auf Deutschland übertragen kann.

48% der Muslime in Österreich praktizieren ihre Religion voll und ganz. Diejenigen der ersten Generation zu 54%, diejenigen der zweiten aber nur noch zu 29%.

48% der Österreicher neigen zu autoritärer Unterwerfung, 75% der 1. Generation der muslimischen Einwanderer, 50% der zweiten. Wieder zeigt sich der Integrationsprozess.

Eine treibende Kraft bei dieser Modernisierungsbewegung sind die Frauen. Sie haben eine deutlich geringere Unterwerfungsbereitschaft als Männer. Und sie entwickeln ihr Selbstverständnis schneller weg von traditionellen Rollenbildern. Aber auch bei den Männern der zweiten Generation deutet sich zunehmend ein moderneres Weltbild an. Insgesamt liegt der Anteil der „Modernen“ bei den Muslimen zweiter Generation in Zulehners Studie sogar höher als der österreichische Durchschnitt.

Den letzten Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Islamisierung in der Türkei?
Etwas von der Widersprüchlichkeit der türkischen Entwicklung fängt – unfreiwillig? – ein Artikel der WELT ein. Religion spiele in der Politik eine wachsende Rolle,

denn das Volk empfindet immer islamischer. Erdogans AKP ist Produkt und Motor dieser Entwicklung, sie hat eine Art kulturelle Revolution losgetreten. Wer den Propheten nicht ehrt, kann in der Türkei keine Wahlen mehr gewinnen.

Aber dann kommen diese verwirrenden Beobachtungen:

Eine der letzten Bastionen, die die AKP noch erobern könnte, wäre der Einzug Kopftuch tragender Frauen ins Parlament. Das ist laut Kleiderordnung in staatlichen Einrichtungen verboten – ein Verbot, das die AKP bislang nur für Studentinnen an Universitäten lockern konnte.

Nun aber lässt sie offenbar einen politischen Testballon steigen: Unter den 78 AKP-Kandidatinnen für das Hohe Haus ist auch eine Kopftuchträgerin. Sie hat bislang nicht erklärt, ob sie das Kopftuch denn auch tatsächlich im Parlament tragen würde, wenn sie gewählt wird.

Schützenhilfe und Widerstand kommt von unerwarteten Seiten: Liberale Feministinnen unterstützen eine Kampagne mit dem Namen „Keine Stimme ohne Kopftuch“. Das Ziel ist es, Kopftuchträgerinnen ins Parlament zu bringen.

Und Kritik kommt ausgerechnet aus der regierungsnahen, islamisch gesinnten Presse der Gülen-Anhänger, offenbar gerade deswegen, weil die Kampagne von Feministinnen gefördert wird. Kolumnist Ali Bulac schrieb, so werde das Kopftuch seiner religiösen Bedeutung beraubt und verkomme zu Frauenrechtlertum.

Dem Kopftuch ist da wohl keine große Zukunft vorherzusagen.

Man sehe sich zum Beispiel auch die Werbung in der Türkei an – die verrät, womit die türkische Frau von heute sich identifiziert.

Oder diese Episode (Quelle: Deutschlandfunk): In Istanbul arbeiten viele zurück in die Türkei gewanderte Deutschtürken in Callcentern für Deutschland. Eine der Deutschtürkinnen berichtet, sie habe in Istanbul Arbeit gesucht und keine gefunden – weil sie Kopftuch trägt. Sie wolle sich aber nicht vorschreiben lassen, was sie anzieht! So war sie froh, Arbeit im deutschen Callcenter zu bekommen. Da sei das Kopftuch kein Problem, da werde es locker akzeptiert. Aktuell Meinung

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  1. Sonata sagt:

    Ach Leo Brux. Ich muss immer lächeln, wenn einzelne Personen für alles, was ihnen nicht gefällt oder was sie nicht verstehen den Begriff „rechtspopulistisch“ verwenden müssen. Im Grunde zeigen sie durch die Verwendung solcher Kampfbegriffe nur, argumentativ können sie diesen Positionen nicht kommen.

    Kein Deutscher würde auf die Idee kommen, in der Türkei oder in anderen islamischen Ländern eine Forderung auf Verzicht alles islamischen Symbole zu stellen. Schade eigentlich, die Reaktion der Türkei könnte einigen die sicher die Augen öffnen. Dazu sind wir Deutsche aber einfach zu tolerant.

    Auch verständlich für die meisten Menschen, die Deutschen begreifen Symbole der Christen schon lange nicht mehr religiöses Zeichen, sondern einfach als folkloristisches Element unserer Geschichte. Und diese Geschichte möchten sie natürlich bewahren. Ein Kopftuch oder sogar ein Burka ist aber ganz klar ein religiöses Symbol und eben keine Element der deutschen Geschichte. Das haben sogar inzwischen die Grünen begriffen, möglicherweise können auch sie diesen Sachverhalt irgendwie oder irgendwann richtig begreifen.

  2. Sonata sagt:

    Lieber Leo Brux,
    sie wissen schon, dass alle meine Antworten auf ihre Texte hier zensiert werden? Hoffentlich ist diese Zensur nicht ihr Wunsch, um sich vor unliebsamen Kritiken zu schützen.

    Sonst würde ich schon gern vom Migazin wissen, warum meine Beiträge zu Herr Leo Brux nicht veröffentlicht werden, die Email-Adresse steht ja oben.

    • Leo Brux sagt:

      Sonata,
      sind Sie schon mal bezüglich meiner Texte hier zensiert worden? (Ich hab schon tausend posts von Ihnen bemerkt. Nicht gelesen … Es ist ja immer dasselbe.)

      Es dauert nur manchmal ein bisschen, bis ein Text freigeschaltet wird – es sitzt nicht ständig jemand am Computer, der prüfen kann.

      Zu dem, was Sie schreiben:
      Es gibt schon eine praktische Definition von „rechtspopulistisch“. Genauso von linkspopulistisch, von konservativ, von rechtsextrem etcetera.

      Die Hetze gegen unserer Muslime nenne ich rechts – weil hier soziale Probleme ethnisiert werden, weil eine Minderheit stigmatisiert und ausgegrenzt wird. Das hat es oft in der Geschichte der letzten 150 Jahre gegeben, also seit es einigermaßen demokratische Parteien gibt, die man nach dem Muster rechts, mitte, links unterscheiden kann.
      Populistisch ist diese Hetze, weil sie bei den Menschen auf einen Reflex drückt und dann sozusagen automatisch, ohne viel Besinnung, stark emotionale Reaktionen hervorruft. Populistisch sind zum Beispiel auch Kampagnen zur Verschärfung des Strafrechts, wenn mal wieder irgend was besonders Erregendes passiert. Um uns vor allzu viel Populismus zu schützen, haben unsere Verfassungsväter ein Grundgesetz gegeben, das die Launen immer erst ein bisschen abkühlt, bevor politisch praktisch etwas gemacht werden kann.

      Wenn Sie nicht rechtspopulistisch sein wollen, dann könnten Sie sich ja mal anschauen, wie jemand ist, der konservativ ist, zum Beispiel. Eher besonnen, eher skeptisch – grad auch skeptisch gegen die emotionalen Aufwallungen der Bürger …

      Nicht ganz verstanden habe ich die Stelle, wo Sie schreiben, wir Deutsche seien einfach zu tolerant.

      Ihre Argumentation im letzten Absatz ist religionsfeindlich. Die katholische und die evangelische Kirche haben schon verstanden, dass es gegen Religion überhaupt geht, wenn Leute wie Sie gegen Muslime hetzen. Glauben Sie denn nicht, dass religiöse Menschen ihre Symbole ernst nehmen? Und ernst nehmen dürfen? Glauben Sie, dass dafür kein Platz in unserer Gesellschaft sein darf?

      Ihr missionarischer Atheismus in Ehren, aber so geht das nicht im Rahmen unserer Verfassung. Wir sind ein pluralistisches Land, ich darf mich auch öffentlich zu meiner Religion und zu meiner Partei und zu meinem Verein und zu meinem Modegeschmack bekennen.

      Warum wollen Sie unbedingt anderen Leuten verbieten, sie selber zu sein? – Diesen Typus Mensch habe ich immer als besonder unangenehm empfunden. Nörgelt ständig an anderen Menschen herum. Jetzt hat dieser Typus mal ein gemeinsames Objekt gefunden, wie es scheint.

      Wieso stört Sie das Kopftuch? Mich interessiert der Kopf darunter, und ich hab sehr positive Erfahrungen damit gemacht.

  3. Gerhard Ochwat sagt:

    „, so dass Dänemark nicht aus dem Schengener Abkommen fliegt und wieder Visumsland wird.“

    “ Die Dänen müssten sich jetzt entscheiden. “Machen sie Ernst mit den Grenzkontrollen, müssen sie raus aus dem Schengen-Raum. Dann brauchen sie selbst aber auch wieder Visa, wenn sie durch Europa reisen. Für jeden europäischen Staat eins.”

    Auch vor dem Inkrafttreten des Schengener Abkommen konnten sich z.B. auch Dänen innerhalb dem größten Teil Europas ohne Visum frei bewegen. Man benötigte bis auf wenige Ausnahmen nicht mal nen Reisepass, der Personalausweis war völlig ausreichend. Also mit oder ohne Schengen, die Dänen werden auch weiterhin kein Visum beantragen müssen, zumindest nicht für europäische Staaten.

    • Leo Brux sagt:

      Herr Ochwat,
      ich denke, die Dänen werden überhaupt vermeiden, aus dem Schengen-Abkommen rauszufliegen. Werden die Bedürfnisse der Rechtspopulisten voll erfüllt, wird das Ergebnis tatsächlich sein, dass man für fast jede Grenzüberschreitung ein Visum braucht. Zu diesem Ergebnis würde auch gehören, dass die deutschen Exporte sich halbieren und sich die Preise aller Importgüter deutlich erhöhen.

      Vor Schengen gab es schon unter vielen Ländern eine Annäherung an die Reisefreiheit. Kehren wir das Prinzip jetzt um, den Abschottungsbedürfnissen der Hysteriker folgend, landen wir am Ende nicht bloß beim Personalausweis, sondern beim Pass und schließlich beim Visum. Es ist ja wie bei Junkies. Man muss steigern. Der erreichte Zustand befriedigt nur kurz. Schließlich wird es immer mal irgend welche grenzüberschreitende Kriminalität geben, die das weitere Anziehen der Schraube zu rechtfertigen scheint.

  4. Gerhard Ochwat sagt:

    Herr Brux, wenn Dänemark aus dem Schengen-Abkommen heist das noch lange nicht das dann z.B. Franzosen ein Visum benötigen um in Dänemark einreisen zu dürfen, oder umgekehrt. Dänemark will sich keineswegs von Euröpäern abschotten, es geht um einige NonEU-Ausländer.
    Ich als deutscher Staatsbürger brauch für die Türkei kein Visum, umgekehrt schon. Warum wohl?

    „Vor Schengen gab es schon unter vielen Ländern eine Annäherung an die Reisefreiheit. Kehren wir das Prinzip jetzt um, den Abschottungsbedürfnissen der Hysteriker folgend, landen wir am Ende nicht bloß beim Personalausweis, sondern beim Pass und schließlich beim Visum. Es ist ja wie bei Junkies. Man muss steigern. Der erreichte Zustand befriedigt nur kurz. Schließlich wird es immer mal irgend welche grenzüberschreitende Kriminalität geben, die das weitere Anziehen der Schraube zu rechtfertigen scheint.“

    Merken Sie eigentlich nicht was für einen Unsinn Sie schreiben. Logik scheint Ihnen fremd und auch die Fähigkeit Zusammenhänge zu verstehen.

    • Leo Brux sagt:

      Herr Ochwat,
      mit dem ersten Absatz haben Sie schon recht – vorerst.
      Mit dem letzten Absatz wohl nicht – aber klären Sie mich doch bitte auf, worin die Unlogik bestehen könnte!

  5. Gerhard Ochwat sagt:

    “Vor Schengen gab es schon unter vielen Ländern eine Annäherung an die Reisefreiheit.“

    In Europa gab es diese Reisefreiheit für Staatsangehörige Europäischer Länder nicht nur annähernd sondern in vollem Umfang. Das einzige Hindernis war oft die Warterei an der Grenze. Mit dem Personalausweis konnte ich vor Schengen auch durch ganz Europa reisen. Einzige Ausnahme waren Juguslawien und Griechenland. In Juguslawien war ein Visa (on arrival) notig, das hat man aber ruckzuck am Grenzübergang für ein par Dinar ausgestellt bekommen und für Griechenland war ein Reisepass notwendig, da brauchte nur das mitgebrachte Fahrzeug eine Art Visum damit man es auch wieder ausführt und es nicht steuerfrei einem Griechen überlässt.

    „Kehren wir das Prinzip jetzt um, den Abschottungsbedürfnissen der Hysteriker folgend, landen wir am Ende nicht bloß beim Personalausweis, sondern beim Pass und schließlich beim Visum. Es ist ja wie bei Junkies. Man muss steigern. Der erreichte Zustand befriedigt nur kurz.“

    Nochmal, Dänemark (übrigens spielen andere EU-Staaten mit demselben Gedanken wieder Grenzkontrollen einzuführen) will sich nicht gegenüber Personen abschotten die ihnen Geld bringen, sondern gegen Personen die ihrem Sozialsystem zur Last fallen und die Kriminalstatistik ungünstig beeinflussen. Das Sie anhand von Personenkontrollen an der Grenze Rückschlusse auf den Export ziehen ist allein schon nicht logisch. Der ( relativ ) freie Warenverkehr innerhalb der EU und dem Rest der Welt bleibt doch davon unberührt. Thailänder z.B. haben es ganz schwer ein Schengen-Visum auch bei der dänischen Botschaft zu bekommen. Trotzdem finde ich in thailändischen Supermärkten vor allem im Lebensmittelbereich zahlreiche Produkte aus Dänemark.

    Für mich steht einwandfrei fest wer hier eine Phobie hat und hysterisch reagiert. Wer wohl?
    Das Beispiel mit den Junkies leuchtet mir ein. Beziehen Sie es mal auf sich selbst, Herr Brux.

    • Leo Brux sagt:

      Herr Ochwat,
      um Personen zu finden, die vielleicht was Unpassendes im Schilde führen, muss man erst einmal ALLE verdächtigen. Auf das läuft es hinaus – Schritt für Schritt natürlich nur. Erst ein kleiner Schritt, dann der nächste … Bisher hatten wir Schritte in die richtige Richtung: mehr Freiheit. Jetzt geht es in die andere Richtung. Und warum? Doch wohl nicht wirklich wegen der Kriminalität, oder?

      Die Schritte zurück in Richtung Abschottung werden sich akkumulieren. Ein Schritt zieht den nächsten nach sich, wenn man sich mal auf die Logik der Angst und der Abschottung als Antwort eingelassen hat. Immer gibt es noch was, das man per Abschottung meint, besser regeln zu können.

      Das ist die Logik. Wehret den Anfängen!

  6. Sonata sagt:

    Ach Herr Leo Brux. Vielleicht darf ich ihnen heute mal antworten, tatsächlich ist bis jetzt praktisch jede meiner Antworten auf eins ihrer Postings zensiert worden. Zensieren sie?

    Auch bei meinem letzten Beitrag gab es die Veröffentlichung erst nach meinem Hinweis. Davor waren ja schon eine Menge anderer Beiträge mit jüngerem Datum veröffentlicht worden. Allerdings habe ich natürlich keine „tausende von Beiträgen“ geschrieben, wie sie hier unterstellen. Es sind wohl kaum mehr als 20 oder 30. Und mir ist auch aufgefallen, dass sie die Beiträge üblicherweise wirklich nicht lesen. Sonst könnten wohl ihre Antworten kaum so populistisch ausfallen. Im Gegenzug dazu lese ich ihre Beiträge sehr gründlich.

    Aber schauen wir uns mal ihre Antwort an. Sie behaupten es würde eine Definition von „rechtspopulistisch“ geben, diese Aussage ist falsch. Bitte überzeugen sie sich doch einfach mal in der Literatur, diese müssen sie allerdings dann auch wirklich lesen. Tatsächlich handelt es sich dabei lediglich um einen polemischen Kampfbegriff, der in bestimmten Medien und bestimmten Autoren aufgrund argumentativer Schwächen benutzt wird. Dieser Begriff dient lediglich zur Abwertung unerwünschter demokratischer Meinung, häufig sogar der Mehrheitsmeinungen. Interessant daran, ein Element enthält der Begriff „Rechtspopulistisch“ doch (laut Wiki):
    „Bestimmend ist eine Identitätspolitik, in der eine bedrohte Gemeinschaft konstruiert wird.“
    Und huch, merken sie es? Ist aus ihrer Sicht nicht die Gemeinschaft der Muslime bedroht?? Tja, so einfach geht es.

    Erschrocken bin ich über ihre Aussage, sie hätten folgende Stelle nicht verstanden: „Deutsche sind tolerant“.
    Aber lieber Herr Leo Brux, was ist denn das für eine stark emotionale Reaktion? Sie urteilen hier völlig pauschal über die Minderheit der Deutschen in Europa, sind sie etwa Germanophob?? Mit der obigen Definition des Rechtspopulismus bewegen sie sich schnell eine bestimmte politische Ecke.

    Tja, was bleibt denn noch in ihrem Posting? Ich könnte ja jetzt mal fragen, wo ich mich gegen religiöse Symbole in der Öffentlichkeit ausspreche? Ganz im Gegenteil habe ich mich gerade für religiöse Symbole im In- und Ausland eingesetzt, offensichtlich haben sie mein Posting wirklich nicht gelesen. Das erklärt wohl auch, warum sie denken ich sei missionarischer Atheist. Typische plumpe Unterstellung, allerdings kann man damit dann doch keine fehlenden Argumente ersetzen.

    Kommen wir zum letzten Teil ihres Postings. Sie unterstellen dort, ich wolle unbedingt anderen Leuten verbieten, sie selber zu sein. Auch das findet man natürlich nicht in meinem Posting. Denn auch ich möchte immer ich selber sein. Und deshalb lade ich sie mal dazu ein. Lassen sie uns nackt in eine Moschee mit einem Hackepeterbrötchen in der Hand uns selber sein. Denn dazu hat jeder Mensch nun wirklich das Recht.

    • Leo Brux sagt:

      Sonata,
      ich hab Ihnen schon gesagt: Diejenigen, die freischalten, sitzen nicht die ganze Zeit vor dem Computer. Es dauert halt manchmal ein bisschen. Im übrigen ist das MiGAZIN voll mit Ihren posts, oder? Wenn es noch nicht tausend sind, dann doch wohl beinahe schon. Aber möglicherweise vergessen Sie ja immer schnell, was Sie schon alles geschrieben haben.

      Sie haben nicht geschrieben, dass Deutsche tolerant sind, sondern dass sie zu tolerant sind. Darauf bezieht sich meine Nachfrage. Inwiefern sind die Deutschen toleranter, als sie es sein sollten?

      Populismus ist immer eine Tendenz der Mehrheit bzw. eine, die auf die Mehrheit zielt. Eine bedrängte Minderheit ist nicht populistisch; die Juden waren vor 1933 eine bedrängte Minderheit, aber doch wohl nicht populistisch. Homosexuelle haben es heute freier, aber früher waren sie eine bedrängte Minderheit – die schlecht populistisch sein kann. Da haben Sie also den Satz aus Wikipedia missverstanden:

      “Bestimmend ist eine Identitätspolitik, in der eine bedrohte Gemeinschaft konstruiert wird.”

      Der ist schon richtig, aber er bezieht sich zum Beispiel auf die deutsche Mehrheitsgesellschaft, die sich als bedroht konstruiert und eine Identitätspolitik betreibt, bei der sie Konflikte ethnisiert und eine Minderheit stigmatisiert und ausgrenzt.

      Sie setzen sich für religiöse Symbole ein, und dass man sie im öffentlichen Raum offen präsentieren kann? – So hab ich Ihre posts allerdings nicht verstanden. Dann sind Sie also doch dafür, dass man das Kopftuch im öffentlichen Raum respektieren kann, genauso wie äußerliche jüdische oder christliche Zeichen. Oder das Gewand eines buddhistischen Mönchs. Das würde mich natürlich freuen, aber ich glaube nicht recht, dass das Ihre Position ist.

      Den Vorschlag, nackt mit Hackepeterbrötchen in eine Moschee zu gehen, würde ich gerne abwandeln: Machen wir das in der Münchner Frauenkirche. Aber ich fürchte, Frau Sonata, dass das erstens nicht gut gehen würde, weil es als Erregung öffentlichen Ärgernisses rechtlich unangenehme Folgen für uns beide hätte, und zweitens scheint mir, dass Sie missverstehen, was es heißt, man selber zu sein. Da gehören die Kleider, die man wählt, durchaus mit dazu. Auch die Rücksicht auf seine Mitmenschen.

  7. Realist sagt:

    „Irgendwo wird man eine Grenze ziehen müssen. Aber wo? Und wie begründet man sie?“

    Sie stellen sich aber echt mal an: In Italien gibt es ein Vermummungsverbot und das müsste man ganz einfach nur Europaweit einführen und dann wäre die blöde Diskussion um ein zu gross geratenes Stück Stoff vorbei. Und jetzt mal ganz im ernst: Diese Menschen (also Burkaträgerinnen) können uns doch komplett egal sein. Diese Menschen sind nicht Teil unserer Gesellschaft und wollen das auch nicht sein, deshalb gibt es keinen Grund diese Menschen in irgendeiner Weise zu unterstützen buw. rücksicht zu nehmen und wie bereits erwähnt gibt es sowieso nur eine sehr begrenzte Zahl an Burkaträgerinnen.

    Europa soll kein Zufluchtsort für pervertierte Religionen werden! WIR (die Mehrheit) müssen und dürfen festsetzen was und gefällt und was nicht.

    • Leo Brux sagt:

      Realist,
      auch die Mehrheit darf nicht alles. Ich nehme an, Sie kennen unserer Verfassung, das Grundgesetz, nicht.

      Auch für Burka-Trägerinnen gilt der Schutz des Grundgesetzes. Generell für alle diejenigen, die von der Gesellschaft ausgestoßen werden.

      Bezüglich des Kopftuchs: Ich finde eher Ihre Position zum Kopftuch pervers.
      Wer bestimmt jetzt, was pervers ist, Sie oder ich?

  8. Realist sagt:

    „Eine der Deutschtürkinnen berichtet, sie habe in Istanbul Arbeit gesucht und keine gefunden – weil sie Kopftuch trägt. Sie wolle sich aber nicht vorschreiben lassen, was sie anzieht! So war sie froh, Arbeit im deutschen Callcenter zu bekommen. Da sei das Kopftuch kein Problem, da werde es locker akzeptiert.“

    Na da habe ich ja noch eine Bestätigung, dass Europa nur ein noch ein Zufluchtsort für religiöse Perversionen für Muslime ist.

  9. NDM sagt:

    „Muss man auch das Kruzifix im Klassenzimmer, das Habit des katholischen Priesters, das sichtbare Kreuz vor der Brust des Lehrers, die Zeichen des orthodoxen Juden, das Kopftuch der muslimischen Frau, die gelbe Krawatte des FDPlers und den offenen Hemdknopf des Alternativen auf diese Stufe stellen und die „negative Religions- und Weltanschauungsfreiheit“ auch hier fordern?“

    Wenn man konsequent sein will, dann Ja.

    Prinzipiell ist der Staat ein dienstleistender Apparat, und kein identitäts- oder religionsvermittelndes Konstrukt. Das gilt in ganz besonderem Maße für Schulen, in denen es darum geht, den Kindern die Welt zu erklären. Durch das staatlich verordnete Aufhängen eines Kruzifix im Klassenraum oder die (Selbst-)Ausstattung der Autoritätspersonen mit religiösen Symbolen wird Kindern durch die Hand des Staates der Erstkontakt mit der Religion vermittelt, der ihnen dann natürlich erklärt werden muss, und erklärt wird. Hierin kann eine Form der Missionierung gesehen werden, und entsprechend geneigte Staatsbedienstete werden es wohl auch genau so sehen. Außerhalb des Religionsunterrichts oder der bekenntnisorientierten Schulen ist dies kritisch zu betrachten. Besonders subtil wird Missionierung dann, wenn religiöse Symbole und „religiöse Wahrheiten“ umdefiniert werden, um ihren inhaltlichen Bedeutungsgehalt über den sphärenbereich der Religion hinaus auszuweiten. Das geschieht häufig im Rahmen der Rechtfertigung vorhandener oder geforderter Privilegien.

    Bei Weltanschaulichen(es sind wohl Politische gemeint) Ansichten sieht es meiner persönlichen Erfahrung nach so aus, dass viele Lehrer ihre politischen Ansichten und parteipolitischen Präferenzen sehr freimütig offenbaren. Während des Unterrichts, nicht in den Pausen. Das halte ich bereits für sehr fragwürdig.

    Gelbe Krawatten und offene Hemdkragen sind da wieder etwas anders gelagert – das sind Symbole, denen man eindeutige Aussagen nicht zuordnen kann. Anders verhält es sich freilich mit Kleidung oder Schmuck, die/der mit einschlägiger Schrift und/oder Symbolik versehen ist.

    „Irgendwo wird man eine Grenze ziehen müssen. Aber wo? Und wie begründet man sie?“

    Die Grenze ist wohl genau dort überschritten, wo die Exekutive gegenüber dem Bürger Präferenzen religiöser oder parteipolitischer Art artikuliert. Gemeint sind nicht nur Bauten und Wände, sondern eben auch Einzelpersonen, die im Kontakt mit Bürgern stehen.

    Zusammen mit der Bewertung des Extremismus entsteht hier allerdings ein Spannungsfeld, für das eine vernünftige Balance nötig ist, denn natürlich ist beispielsweise auch der Verfassungsschutz ein sinnvoller Teil der Exekutive, und mit seinen Berichten teilt er sich den Bürgern mit.