Studie

Ohne Zuwanderung drohen Konsequenzen für Sozialsysteme

Bis 2025 fehlen bis zu 6,5 Millionen Arbeitskräfte, darunter rund 2,4 Millionen Akademiker. Ohne Zuwanderung ist diese Lücke kaum zu schließen. Die Vorausseztungen dafür sind: gesellschaftlicher Sinneswandel und Willkommenskultur.

Freitag, 06.05.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Der demografische Wandel wird den Wettbewerb um Fachkräfte in Deutschland spürbar verschärfen. Bis 2025 fehlen bis zu 6,5 Millionen Arbeitskräfte, darunter rund 2,4 Millionen Akademiker. Ohne Zuwanderung ist diese Lücke kaum zu schließen. Das geht aus der neuen McKinsey-Studie „Wettbewerbsfaktor Fachkräfte – Strategien für Deutschlands Unternehmen“ hervor, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen: „Uns geht nicht die Arbeit aus, sondern die Arbeitskräfte. Die Herausforderung des Fachkräftemangels ist gewaltig, aber Deutschland kann es schaffen, wenn Staat und Unternehmen in ihren Bereichen jetzt die richtigen Weichen stellen. Wir müssen systematisch an die bisher brachliegenden Millionenpotenziale für unseren Arbeitsmarkt rangehen. Zentrale Gruppen für das Schließen der Fachkräftelücke sind Frauen, Ältere und junge Menschen mit schlechten Startchancen. Qualifizierte Zuwanderung kann zusätzlich helfen, die Lücken zu schließen.“

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Konsequenzen für Sozialsysteme
Denn „ohne Zuwanderung müssten die Deutschen sich damit abfinden, langfristig in einer alternden Gesellschaft mit schrumpfender Bevölkerungszahl zu leben – mit allen Konsequenzen für Wirtschafts- und Sozialsysteme“, so die Autoren der Studie.

In Deutschland wird das Erwerbspersonenpotenzial nach Prognosen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ohne Zuwanderung und bei konstanter Erwerbsquote von heute rund 45 Mio. auf knapp 27 Mio. Personen 2050 sinken. Diese Entwicklung verläuft nicht linear: Bis 2020 schrumpft das Erwerbspersonenpotenzial noch moderat um 3,6 Millionen auf 41, bis zum Jahr 2025 aber schon um 6,5 Millionen auf dann nur noch gut 38 Millionen Personen.

Positive Effekte für das Steuersystem
Dennoch werde das Thema Zuwanderung kontrovers diskutiert – leider oft wenig rational und ohne Kenntnis der Fakten. Allerdings scheine sich immer mehr die Erkenntnis durchzusetzen, dass Zuwanderung nicht nur wirtschaftlich notwendig, sondern auch gesellschaftlich wünschenswert sein könne. Zur Vermeidung des drohenden Fachkräftemangels könnte laut Studie eine gesteuerte Zuwanderung jedenfalls einen deutlichen Beitrag leisten – mit bis zu 800.000 Fachkräften bis 2025. Zudem seien positive Effekte für Erwerbspersonenpotenzial, Geburtenzahlen und das Steuer- und Sozialsystem zu erwarten.

Allerdings ist es keineswegs so, dass Fachkräfte in großer Zahl darauf warten, nach Deutschland gerufen zu werden. Im Jahr 2009 sind laut Bundesagentur für Arbeit nur etwa 17.000 Fachkräfte nach Deutschland gekommen. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung kommt hierzulande nur ein qualifizierter Zuwanderer auf fast 5.000 Einwohner – in Kanada sind es dagegen fast sechs.

Sinneswandel und Willkommenskultur
Gemäß einer aktuellen Studie des Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung und Bertelsmann Stiftung steht Deutschland auch im europäischen Wettbewerb um die besten Köpfe nur im Mittelfeld. Schweden, Österreich, Großbritannien und Belgien sind vorbeigezogen und konnten relativ zur Bevölkerung mehr Hochqualifizierte für sich gewinnen.

Download: Die Studie Wettbewerbsfaktor Fachkräfte – Strategien für Deutschlands Unternehmenfinden kann auf mckinsey.de kostenlos heruntergeladen werden.

Die Experten führen weiter aus: „Wenn Deutschland im Kampf gegen den drohenden Fachkräftemangel auf gesteuerte Zuwanderung setzen will, gilt es, die Zuwanderungspolitik entsprechend zu gestalten. Das Land muss für qualifizierte Fachkräfte, attraktiver werden – u.a. durch Abbau rechtlicher und bürokratischer Hürden. Doch administrative Maßnahmen allein reichen nicht: Deutschland muss klar signalisieren, dass qualifizierte Zuwanderung erwünscht ist, und daran arbeiten, als attraktives Zielland wahrgenommen zu werden.“

Denkbare Initiativen wären eine internationale Image- und Werbekampagne, die Beschäftigung von Anwerbungsbeauftragten an allen Außenhandelskammern und die Ausweitung fremdsprachiger Kinderbetreuungsangebote – die Mehrausgaben würden 200 bis 400 Mio. EUR pro Jahr betragen. „So naheliegend derartige Ansätze sind – ihre Wirkung ist kaum prognostizierbar, denn eine Willkommenskultur lässt sich weder verordnen noch monetär beziffern, sondern verlangt einen gesellschaftlichen Sinneswandel. Neue rechtlich-politische Rahmenbedingungen können dazu einen wichtigen Impuls geben“, resümieren die Autoren. (nis) Studien Wirtschaft

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MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. Haha sagt:

    Na, das hätten sie gerne, 6.5 Millionen Zuwanderer samt Familien.

    Das hält keine Gesellschaft aus. Keine. Das machen die Bindekräfte innerhalb einer Gesellschaft nicht mit, das fliegt auseinander.

    Manche sollten sich sich mal ernsthaft fragen, was sie fordern und ob sie nicht selber an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen.

    Man kann übrigens auch schrumpfen, davon geht die Welt nicht unter.

  2. Fikret sagt:

    Es ist nicht mein Problem. Deutschland hat damit zu leben. What you see, is what you get. So einfach ist das. Ausländerfeinde sollen dorthin , wo der Pfeffer wächst :-)

  3. Fritz sagt:

    Gibt´s irgendwelche Zahlen darüber, wie hoch der Anteil an Fachkräften in gesuchten Berufen unter den Migranten ist?

    Ansonsten hat der Artikel recht, es ist höchste Zeit, ein vernünftiges Einwanderungsgesetz für Leute, die wirklich gebraucht werden, zu schaffen und die unkontrollierte Zuwanderung durch Asyl und Familiennachzug zu stoppen.

  4. Karl Willemsen sagt:

    @Haha

    aber nicht doch – NIEMAND hat die Absicht den Sozialstaat durch unvorteilhafte Zuwanderung zu belasten! i.G., unsere Politiker & Integrationsbeauftragten™ wollen doch nur die Besten der Besten ins Land locken – so wie sie es schon mit allergrösstem Erfolg seit 1973 tun…

    http://www.bild.de/news/inland/asylrecht/abschiebe-skandal-17748880.bild.html

  5. schwarzes_schaf sagt:

    Welche Glaskugel hat den der Autor des Artikels und die Forscher der Studie? So eine möchte ich auch haben!!!!

    Niemand kann heute sagen was sich bis 2025 entwickelt. Ich höre solche Nachrichten weder aus Österreich, Dänemark, Singapur oder Spanien. Überhaupt wenn ich hier schon Spanien erwähne dort gibt es eine hohe Jugendarbeitslosigkeit genauso wie in Frankreich.

    Auch tut man nie Automation und EDV in solche Berechnungen reinfließen diese Zweige zerstören unaufhaltsam Arbeitsplätze (Fluch & Segen zugleich).

    Es werden auch nicht die Entwicklungen der Nordamerikanischen (CA, US, MX) Staaten, ASEAN und BRICS (Südafrika gehört jetzt ja auch dazu) Staaten berücksichtigt.

    Man kann die Studie auch Propaganda nennen.

  6. Rek.Trik sagt:

    Zunächst sollte man mal die Abschlüsse der hier lebenden Einwanderer anerkennen …

  7. Jos. Blatter sagt:

    Zunächst einmal wird das deutsche Volk befragt, wie in der Schweiz, ob es weiterhin Zuwanderer aus kulturfernen Welten haben will. Die Antwort wird klar sein, Schweiz. Dann werden gesetzgeberische Maßnahmen einvernehmliche Lösungen herbeiführen, um der Überschrift dieses Artikels Rechnung zu tragen:
    „Ohne Zuwanderung drohen Konsequenzen für Sozialsysteme.“
    Die Zuwanderung wird an den Sozialsystemen ausgerichtet. Gut für Deutschland. Schlecht für den Islam.

  8. Fikret sagt:

    @ Karl Willemsen ( und andewe Gleichgesinnte) – Einfach Falsch. Das ist eine unzulässige Verallgemeinerung- Nur ein Drittel der Deutschen lehnen nach representativen Studien eine „Vielfaltigkeit= diversity „ab. Also Sie sind in Minderheit. Als ein Arzt bezahle ich in die deutsche Sozialkassen wahrscheinlich mehr als Sie. Und etwa 12 % der Ärzte in Deutschland sind Migrant/Innen. Deutschland ist bereits von einer Ärztemangel bedroht. Behaupten Sie nicht was Sie nicht wissen. Mit leeren Sprüchen wird es auch nicht besser. Man wird durch Bildung vieleich besser, nicht durch Abwärtung anderer Menschen. Bremsen Sie sich,sonst werden Sie eines Tages gebremst. Man kann Durch Mehrheitsentscheidungen z.B. nicht bestimmen ab man fremde Menschen als Sklaven behandeln will oder vergasen soll. Es gibt eine gewisse Zivilisation in diesem Land. Das ist gut so.

  9. Manfred O. sagt:

    @ Fikret

    A. Bitte nennen Sie mir den Link, wo ich Ihre Behauptung zum Punkt „Ablehnung von Diversity“ finden und überprüfen kann.

    B. Wenn in einer solchen Studie die Fragestellung eine Zustimmung/Ablehnung des Islam möglich wäre, was glauben Sie, welche Prozentzahlen da kämen ? Und fragen Sie sich gleich einmal, WARUM, das so wäre.

    Sie und andere hier machen immer wieder den Fehler, wenn es „Positives“ zum Islam zu vermelden gibt, von „DEM ISLAM“ und „ALLE MUSLIME“ zu sprechen, bei „Negativem“ wird dann gerne von „EINER DER STRÖMUNGEN DES ISLAM“ oder von „EINZELFÄLLEN“ gesprochen.

    Es steht nun einmal fest, das es die größten Probleme bei der Intregration bei einem großen Teil (NICHT ALLEN) der Menschen mit islamischen Kulturhintergrund gibt.

  10. Fikret sagt:

    @ Manfred O. Der Link, here You are: in dem Buch ,Diversity , Transkulturelle Kompetenz in klinischen und sozialen Arbeitsfelder(Hrsg) Kueuk, Ghaderi, Joksivomic, David, Kohklhammer Verlag, da mit Literaturangaben – Über Ärztemangel KVWL = Kassenärzliche Vereinigung in WL, u. Veröffentlichugen der Ärztekammer
    Die Zahlen stammen zum Teil von Bielefelder Universität.- satisfied?

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