Beobachtungen

Lebhafte Gedanken zu Deutschen in Spanien

Berta Ruiz kam vergangenen Sommer als Studentin der Medienwissenschaften nach Deutschland ins Ruhrgebiet. Mitten hinein in die heiße Debatte um Integration. Rasch bemerkte sie, dass sie zwar Ausländerin ist, aber ganz andere Voraussetzungen und Bedingungen erlebt als die „normalen” imigrantes.

Von Berta Ruiz Montag, 18.04.2011, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 20.04.2011, 2:06 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Berta Ruiz hat mit Kommilitonen das Thema Integration diskutiert, deutsche Zeitungen ausgewertet und Straßeninterviews mit „Migranten“ und „Deutschen“ geführt – ganz wohl war ihr dabei nicht, Menschen auf der Straße nach den Kriterien „Ausländer“ und „Deutscher“ zu sortieren. Ihre Beobachtungen:

Die Debatte um die Integration von Migranten ist in den Medien ein Hauptthema, interessanterweise fühlten sich aber die von mir befragten „einfachen“ Leute, egal ob sie Deutsche oder Ausländer waren, nur wenig davon betroffen. Eine erfolgreiche Integrationspolitik sollte das Zusammenleben von Menschen verschiedener Religionen und Kulturen gestalten und auf einer „Willkommenskultur“ basieren, die eine Chancengleichheit zu entwickeln hilft. So knapp könnte man die Diskussion zusammenfassen, wären da nicht die Forderungen und Schuldzuweisungen an die Adresse der Einwanderer. Die Einwanderer sollen aktiv ihre Integration vorantreiben und die deutsche Sprache anständig beherrschen. Der Schlüsselsatz lautet: ,,Eine Politik des Förderns und Forderns”.

___STEADY_PAYWALL___

Messen mit zweierlei Maß
Als Absolventin eines deutschen Gymnasiums in Málaga komme ich nicht umhin, diesen Maßstab anzulegen an die deutschen Eltern meiner Mitschüler. Ein Hauch boshafter Gedanken über das Gehabe des Förderns und Forderns steigt auf, beobachtet man die deutsche Immigration.

Spanien ist seit den 60er Jahre nicht nur ein Reiseziel für Ausländer, sondern auch Anziehungspunkt für ein dauerhaftes Leben. Das Wetter, das Essen und die Sitten erweckten bei vielen Touristen das Begehren, dazubleiben, aber auch von vornherein deutsche Gemeinschaften zu gründen. Dies geschah vor allem auf Mallorca und auf den kanarischen Inseln, aber ebenso an der Costa del Sol (Málaga) in Südspanien.

Málaga ist die Provinz mit dem größten Anteil wohlhabender Ausländer in ganz Spanien. Der Grund dafür sind die Rentenempfänger, die die Costa del Sol als Zweitwohnsitz verwenden. Insgesamt gibt es 142.400 europäische Einwanderer an der Costa del Sol, von denen 16.337 eine deutsche Staatsangehörigkeit haben.

Deutsche Einwanderer, die etwa 4000 Euro Schulgeld im Jahr aufbringen können, haben die Möglichkeit, ihre Kinder in einer deutschen Schule unterrichten zu lassen, ohne dass sie sich Debatten um Integrationsverweigerung ausgesetzt sehen. Sie kaufen Sülze und Kassler in der deutschen Metzgerei und versorgen sich mit ihrem Graubrot in ihrer Bäckerei. Bei meinen deutschen Mitschülerinnen liefen ganz selbstverständlich deutsche Nachrichten, es wurden deutsche Zeitungen gelesen, ohne dass der negative Einfluss dieser Medien auf die Integrationsfähigkeit ihrer Konsumenten heraufbeschworen wurde.

Oktoberfest 2010 in Malaga
Es gibt sogar ein Oktoberfest, um eine der berühmtesten „Fiestas” Deutschlands nicht zu vergessen.

Sicherlich gibt es auch deutsche Migranten der ersten Generation, die Spanisch sprechen, doch viele leben zwar auf der Halbinsel, aber eben in einer deutschen Gemeinde. Als Versager nimmt sie keiner wahr.

Ganz natürlich hat die zweite Generation mehr Anreize, mehr Neugier, die engen Grenzen der deutschen Gemeinde zu verlassen und „spanisch“ zu werden, sie tun es, wie die nachfolgenden Generationen der Migranten in Deutschland auch. Der Unterschied ist, dass ihre Eltern nicht als „Integrationsverweigerer“ stigmatisiert und dass sie selbst relativ bald mit einem spanischen Pass ausgestattet werden. Aktuell Meinung

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. Miro sagt:

    Ob man in Spanien die Redewendung „Äpfel mit Birner vergleichen“ kennt, hm. Schon lustig wie der wohlhabende deutsche Rentner, der deutsches Geld in die spanische Wirtschaft trägt und damit Arbeitsplätze schafft, der konzentriert in 3 Regionen Spaniens, davon 2 Inseln, lebt und der dann mit den hiesigen Migrantengruppen, von denen viele in die Sozialkassen eingewandert sind, verglichen wird. Die einen sind gekommen, weil sie das Land, Leute und das Wetter schätzen und sich ein ruhigen Lebensabend machen wollen, die anderen weil sie sich ein besseres Einkommen erhoffen, egal ob durchs Amt oder durch Arbeit.
    Das diese deutschen Rentner dann schulpflichte Kinder mitbringen ist doch eher selten, aber es gibt ganz sicher auch klassiche deutsche Einwanderer in Spanien. Vergessen sollte man aber nicht die Deutschen die temporär begrenzt in Spanien leben, zb. weil sie Botschafts – oder Konsultatsmitarbeiter sind, oder weil deutsche Unternehmen zeitweise Mitarbeiter für Geschäfte nach Spanien entsenden. Das diese Leute ihre Kinder in Spanien in eine selbsfinanzierte, teure, deutsche Schule schicken ist nicht verwunderlich, denn sie werden nach einigen Jahren nach Deutschland zurückkehren. Offenbar scheinen diese deutschen Schulen in Spanien einen ganz guten Ruf zu genießen, denn sonst wäre Frau Ruiz nicht auf einer solchen gewesen. Eine differenzierte Betrachtung der Einwanderergruppe der Deutschen in Spanien ist angebracht.
    Umgekehrt gibt es sowas übrigens auch in Deutschland, wenn ich da z.B. an Düsseldorf und die Japaner denke, da wird sogar einmal im Jahr gemeinsam mit viel Begeisterung der Japantag gefeiert. Jetzt würde ich mich freuen wenn die nächste wissenschaftliche Betrachtung von Frau Ruiz sich mit der Frage beschäftigt warum die Situation der Japaner in Deutschland und mit den Deutschen so problemlos und ruhig verläuft und warum es speziell mit Türken und Arabern so viele Probleme gibt.
    Ich kann Frau Ruiz jetzt schon versichern, das es nicht nur an der unterschiedlich hohen Anzahl der Einwanderergruppen liegt.
    Fazit, dieser Artikel ist wissenschaftlich ziemlich überflüssig, den wie bereits erwähnt, er vergleicht Migrantengruppen und Einwanderungsgruppen die nicht vergleichbar sind, was Äpfel und Birnen gleichkommt. Und all das nur um Deutschen ein schlechtes Gewissen zu machen und mit dem Finger auf sie zu zeigen und zu sagen, schaut ihr seid ja auch nicht besser. Sehr durchsichtig, falsch und nicht hilfreich um die hiesigen Integrationsproblem zu lösen.

  2. Karl Willemsen sagt:

    Wieviele deutschstämmige Sozialhilfeempfänger liegen dem spanischen Steuerzahler auf der Tasche?

    Antwort: 0 (in Worten: null) !

    Von den gigantischen EU-Milliardenspritzen, für die wir uns nun auch noch mit einem Rettungsschirm™ bedanken müssen, will erst gar nicht anfangen… ansonsten hat mein Vorredner schon das Wesentliche genannt.

    Erwähnenswert wäre vielleicht noch zu bemerken, dass alle deutschen Oktoberfest-Dienstleister™ bei der Erteilung von Lizenzen und der Kontrolle durch span. Ordnungs- und Finanzämter unter allerhärtesten Auflagen an kürzester Leine gehalten und bekanntlich besonders massiv geschröpft werden… ich möchte nicht wissen, wieviele türk. Dönerbuden, Import/Exportbuden, etc. in D unter „spanischen“ Bedingungen schon längst hätten dicht machen müssen.

  3. Karl Willemsen sagt:

    Nachtrag: Es gab in Spanien, welches – ums vorsichtig zu formulieren – sicherlich nicht zu den ausländerfreundlichsten Ländern der Welt zählt (wie zb. Deutschland!), schon häufiger Initiativen gegen die Überfremdung durch die unbeliebten deutschen Eindringlinge.

    Spanische Politiker insbes. Bürgermeister konnten jedoch meistens die Wogen glätten, ABER NICHT etwa durch gutmenschliches Gefasel vonwegen Willkommenskultur™, Vielfalt™ und kultureller Bereicherung™ – sondern indem sie ihren Bürgern schlicht vorgerechnet haben welchen dramatischen, unmittelbaren finanziellen Verlust das für ihre jeweiligen Gemeinden bedeuten würde!

  4. Mika sagt:

    Das ist ja schon fast witzig, dass obige Herrschaften die Migranten der Ausbeutung des Sozialstaats bezichtigen. Aber sicher doch, ALLE Migranten bereichern sich hier! Und neeeein, auf keinen Fall gibt es sogenannte DEUTSCHE Parallelgesellschaften in Spanien oder in den USA oder sonstwo auf der Welt! Man sieht auch nicht im Fernsehen, dass manch ein Auswanderer die jeweilige Landessprache nicht beherrscht (wo man doch wenigstens Englisch können sollte). Neeeeeeein, das tun nur Migranten! Die Ursprungsdeutschen würden das doch niemals aber auch niemals tun!
    „Ironie off“

  5. Boli sagt:

    Erstens mal spricht der Artikel von Migration innerhalb der EU. Das sollte wohl einiges erlauben und auch dies das man eben nicht auf den jeweiligen Pass des Staates angewiesen zu sein in das man „eingewandert“ ist. Ich sehe die Innereuropäische Migration keineswegs als Überfremdungsgefahr. Viel mehr als Verwandtschaftsbesuch nach dem Motto Mir san mir. Also was solls. Und wie die Vorschreiber schon gesagt haben. Es gibt keine Einwanderung ins Sozialsystem. Das ist es was zählt. Oder wieso glaubt hier irgendjemand wieso die Europäer so „zuvorkommend“ in Antalya, Alanya von den türkischen Behörden hofiert werden? Es kommt Geld rein und das nicht zu knapp. Also immer schön die Bälle flach halten!!

  6. Mika sagt:

    @Boli
    Wo kommt bitte Geld rein? Die mickrigen Renten? Das sind doch keine vermögenden Rentner. Die können es sich ja nur leisten, weil die Lebenshaltungskosten entsprechend geringer ausfallen. Abgesehen davon müssen sie ja in ihrer deutschen Parallelgesellschaft auf nichts verzichten. Allein in Antalya werden vier deutschsprachige Zeitungen herausgebracht! Und zu einem Integrationskurs mit Türkischpflicht zwingt sie auch keiner! Das nenne ich Toleranz!

  7. Miro sagt:

    @Mika
    Mir scheint die Redewendung mit den Äpfeln und Birnen ist in vielen Kulturkreisen unbekannt.
    Nochmal, ein deutscher Rentner, egal ob in Spanien oder sonst wo, trägt Geld ins Land und schafft damit indirekt Arbeitsplätze vor Ort. Gleichzeitig wird aber auch keinem autochthonen Bewohner ein Arbeitsplatz weggenommen. Dazu kommt das die Leute alt sind, d.h. sie bekommen keine Kinder mehr und werden auch wenig bis keine zusätzliche Kriminalität produzieren. Und vielleicht das Beste von allem, sie werden in einem überschaubaren Zeitraum wegsterben.
    Wäre aussschließlich die gleiche Kategorie Ausländer in Deutschland anzutreffen gäbe es hier ganz sicher auch keine Integrationskurse mit Deutschpflicht. Da das aber nicht so ist, vergleichen sie Äpfel mit Birnen.
    Soweit ich weiß werden auch in Deutschland Ausländer im Rentenalter nicht mehr zu Integrationskursen „gezwungen“.
    Dann noch eine Frage. Wie viele Deutsche leben in der Türkei und wie viele Türken oder Türkischstämmige leben im Vergleich in Deutschland?

  8. Karl Willemsen sagt:

    @Mika

    Allein in Antalya werden vier deutschsprachige Zeitungen herausgebracht!

    Und jetzt erzählen Sie uns bitte noch, dass die alle durch Spenden von türkischen Wohlfahrtsverbänden bezahlt werden und an bedürftige, arme deutsche Rentner aus Gründen der Willkommenskultur™ gratis verteilt werden…

  9. schneider sagt:

    Hallo Mika,

    „Allein in Antalya werden vier deutschsprachige Zeitungen herausgebracht! Und zu einem Integrationskurs mit Türkischpflicht zwingt sie auch keiner! Das nenne ich Toleranz!“

    Wer bringt die Zeitungen raus? Richtig, Deutsche. Selbstfinanziert.
    Wer kümmert sich um die Lebenshaltungskosten der deutschen Rentner? Richtig, die Rentner selbst, zu 100%.

    Würden nun unsere 4 Millionen Hartz4ler nach Anataly auswandern, und sich dort mit Imbissbuden, Nebenjobs, Schwarzarbeit oder Bettelei über Wasser halten, meinen Sie ehrlich, die Türken dort wären begeistert? Und meinen Sie auch, dass die Türken das großzügig finanziell unterstützen würden? Meinen Sie, die Türken würden sich bemühen, diese Leute möglichst gut in die türkische Gesellschaft zu integrieren? Meinen Sie das wirklich? Ist die türkische Toleranz wirklich so groß? Hand aufs Herz!

    Ein paar tausende türkischer Rentner, die irgendwo in den Alpen ihren Lebensabend geniessen wollten, würden höchstens lokal für Unmut sorgen. Darum geht es doch gar nicht, man sollte schon in der Lage sein, die Dimensionen zu vergleichen.

  10. Gerhard Ochwat sagt:

    Na Mika, kommen Sie mal wieder runter. Die Türkei ist doch heutzutage noch ein drittes Welt-Land. Ohne die deutschen Rentner und deutsche Touristen wäre die Türkei doch noch viel schlimmer dran. Deutsche die in die Türkei gehen bringen Geld. Türken die nach Deutschland kommen brauchen Geld. Verstehen Sie den Unterschied nicht? Ein Deutscher der Geld bringt hat es nicht nötig die jeweilige Landessprache zu beherrschen. Ein Türke der hier in D. Sozialhilfe kassieren möchte sollte sich aber schon auf deutsch ein bisschen verständigen können. Dolmetscher kosten den deutschen Steuerzahler Millionen im Jahr. Beantragen Deutsche wegen ihrer mickrigen Rente Sozialhilfe in der Türkei?
    […]

    Küsschen

    Gerhard