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50 Jahre Anwerbeabkommen

Die Migrationsgeschichte aus der Türkei nach Deutschland ist jedoch viel älter. Vor 50 Jahren wurden die ersten Gastarbeiter aus der Türkei angeworben. Vor allem dies wird dieses Jahr in Deutschland ein Thema sein. Ich möchte jedoch auf eine Migrationsgeschichte eingehen, die vielen unbekannt ist:

Von Freitag, 14.01.2011, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 18.01.2011, 4:26 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Weit vor dem Anwerbeabkommen gab es eine beidseitige Migration zwischen dem Osmanischen- und dem Deutschen Reich.

Im 19. Jahrhundert zogen die ersten Deutschen in das Osmanische Reich. Es waren hauptsächlich Handwerker, Geschäftsleute und Militärberater. Sie gründeten in Istanbul ein deutsches Krankenhaus (1852) und eine deutsche Schule (1868), die es heute noch gibt. Etwa zur gleichen Zeit wuchs das Interesse deutscher Archäologen an den Küstenregionen des Osmanischen Reiches. Viele von ihnen ließen sich dort nieder, wodurch Dadurch die ersten deutschen Gemeinden in Alsaslı und Bademli (in der Nähe des heutigen Izmir) entstanden.

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Die Osmanen waren mit den Einwanderern sehr zufrieden und verabschiedeten im Jahr 1857 ein Einwanderungsgesetz, um die Einwanderung von qualifizierten Deutschen zu erhöhen. Besonders bemerkenswert ist, dass dieses Einwanderungsgesetz bereits die Religionsfreiheit schützte und das Recht auf Einbürgerung gewährte. Nach Verkündung des Gesetzes beriet die Allgemeine Zeitung (die führende deutsche Tageszeitung in der ersten Hälfte des 19. Jh) in einem Artikel potenzielle Auswanderer über die Einwanderung in das Osmanische Reich. Auch wenn das Einwanderungsgesetz nicht viele in das Osmanische Reich geführt hat, so kamen doch einige, darunter auch ein sehr bekannter Verfechter des christlichen Sozialismus (Quelle: Latif Çelik, Türkische Spuren in Deutschland , 2009).

Während des Nationalsozialismus in Deutschland erfolgte eine weitere große Einwanderungswelle in die Türkei. Ein erfolgreiches deutsch-türkisches Beispiel ist der in Istanbul geborene Kemal Dervis, der Sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters. Er ist wahrscheinlich der erfolgreichste türkische Politiker mit deutschem Migrationshintergrund.

Die Einwanderung von der Türkei nach Deutschland ist natürlich nicht nur auf die letzten 50 Jahre begrenzt. Es gibt sogar eine Familie aus dem heutigen türkischen Gebiet, die seit 7 Jahrhunderten hier lebt. Bei den Kreuzzügen wurde ein Offizier der Seldschuken, Mehmet Sadık Selim, als Gefangener mitgebracht. So weit reichen die Wurzeln der Familie Soldan (Sultan) zurück.

Eine weitere interessante Geschichte ist die des Ali Haydar. 1686 wurde er nach der preußischen Eroberung der Festung Ofen, dem heutigen Budapest, nach Berlin gebracht und sollte am Hofe des Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg der Frau des Fürsten dienen. 10 Jahre später wurde er zwangsweise getauft und erhielt den Namen Friedrich Aly. Seine Nachfahren haben alle als zweiten Vornamen den Namen Haydar erhalten, wie der 1947 in Heidelberg geborene Prof. Götz Haydar Aly. Die Entwicklung der dieser Familie ist bemerkenswert – vom Hofdiener zum hoch angesehenen Professor. (Quelle: Götz Aly, Berliner Zeitung, 30. Oktober 2001)
Die gleiche Entwicklung kann man auch bei vielen Gastarbeitern aus den 60ern sehen, die als Arbeitskräfte nach Deutschland gekommen sind. Heute findet man in der zweiten und dritten Generation der Gastarbeiter auch Professoren, Lehrer, Ärzte und Rechtsanwälte. Die Bildung ist der Generalschlüssel zum sozialen Aufstieg. Aktuell Meinung

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  1. Thomas sagt:

    Was will uns der Autor damit sagen ?
    Völkerwanderungen gab´s schon vor urzeiten…

  2. Danko sagt:

    Verdienste z.B. der deutschen Militärmission vor dem 1. Weltkrieg interessieren doch heute in der Türkei niemanden mehr. Der Sieg von Galipolli wurde allein durch türkischen Heldenmut errungen und den Armeniermord gab es gar nicht.

  3. Pingback: Presseschau: Inland V – Memet Kilic - Memet Kilic - ist im Bundestag