Integrationsdebatte

Die Integrationspastete

Die Debatte um Integration, Zuwanderung und den Islam reißt nicht ab. Immer mehr Politiker, Medienmacher und Bürger melden sich zu Wort und lassen die Diskussion nicht ruhen. Wie wohltuend und bereichernd ist die Konzertreihe „Alla turca – ein kultureller Dialog“ in der Berliner Philharmonie. Hier wird regelmäßig auf der Bühne das gelebt, was vielen unmöglich erscheint.

Von Gülseren Ölcüm Mittwoch, 27.10.2010, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 29.10.2010, 2:17 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Wie immer ist der Kammermusiksaal bei den „Alla turca – ein kultureller Dialog“ Konzerten leider nicht voll. Zu wenig Interesse zu wenig Öffentlichkeitsarbeit? Möglicherweise beides, und das ist schade. Denn was einem schnell klar wird an diesem Abend: Integration muss gar nicht so schwer sein. Man staunt über eine harmonische Kombination aus Händel, Lessing, Haydn und türkischen Sufigedichten. Im musikalischen Bereich nennt man das Pasticcio, zu deutsch etwa Pastete. Die Kunst hierbei ist es, verschiedene Werke unterschiedlicher Komponisten zu einem neuen Stück zusammen zu fügen.

Das Bühnenensemble, bestehend aus dem Pera Ensemble und dem Ensemble l`arte del mondo, der kolumbianischen Opernsängerin Juanita Lascarro, dem aus Rumänien stammenden Opernsänger Florin Cezar Ouatu und dem Solisten Ahmet Özhan, bietet seinem Publikum eine leidenschaftliche und pulsierende Liebesgeschichte.

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„Nicht neben- sondern miteinander“
Dem Ensemble ist es gelungen, dass die verschiedenen Musik- und Stilrichtungen nicht neben- sondern vielmehr miteinander spielen. Darauf haben besonders Mehmet C. Yesilcay, Gründer und musikalischer Leiter des Pera Ensemble, und Werner Ehrhardt, Dirigent, wert gelegt.

„Wir gingen von der historischen Situation im 17. und 18. Jahrhundert aus, als die Gesandtschaften der verschiedenen Länder bei ihren Zusammenkünften auch ihre Musiker mitbrachten, die dann eben auch zusammen musiziert haben.“ so Ehrhardt.

„Interreligöses Happyend“
Eine Begegnung Armidas, der Tochter eines Derwischs und Rinaldos, der sich der Heerfahrt gegen den Islam anschließt, kann nichts Gutes verheißen. Dennoch verlieben sich die beiden ineinander. So nimmt die Geschichte ihren mal dramatischen, mal melancholischen und mal freudigen Lauf. Das Paar trotzt allen Widrigkeiten und Schwierigkeiten: ein „interreligiöses Happyend“ also.

Soviel gelebter und gefühlter Integration kann sich nicht einmal das sonst gediegenere Philharmoniepublikum entziehen. Standing ovations und tosender Beifall, kraftvoll im Takt sind das Ergebnis. Die Pastete der Integration wird miteinander genossen, nicht gegeneinander. Chapeau! Aktuell Feuilleton

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