Partiziano
Revier – Zurück zu uns
Wären Aufenthaltstitel nicht nur Urkunden, sondern Anleihen wie beispielsweise Bundesschatzbriefe, könnte man bei deren Laufzeitende den vorher vereinbarten Beitrag zur Integration gegen Vorlage dieses Dokuments einfordern.
Von Marcello Buzzanca Donnerstag, 07.10.2010, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 12.01.2011, 23:52 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Mit Revier bezeichnet die Verhaltensforschung jene Fläche, die ein Tier gegen Eindringlinge jedweder Natur verteidigt, mit Klauen und Zähnen selbstverständlich, bisweilen reichen aber auch Drohgebärden und andere Arten der Grenzabfertigung, um klar zu machen, wer hier Herr im Hause ist. Im Ergänzung des Reviers kennt die Verhaltensforschung dann noch den Aktionsraum, der seinerseits den Lebensraum bezeichnet, den ein Tier tatsächlich nutzt.
Um Tiere daran zu hindern, ihren Aktionsraum in jenen der Menschen zu verlegen, gibt es Zäune. Diese Manifeste der Abgrenzung dienen bisweilen auch dazu andere Menschen davon abzuhalten, es sich im Revier und Aktionsraum etablierter Gruppen gemütlich zu machen.
Dabei können diese Zäune auch in Form verschlungener Pfade bürokr(o)atischer Ausprägung angelegt sein, zu finden unter A wie Ablage oder aber auch Aufenthaltstitel. Ja, man möchte es nicht glauben, aber der Ausländer in Deutschland bekommt einen Titel verliehen, der ihn oder sie berechtigt, auf andere Ausländer/innen hinab- oder herauf blicken zu können. Mein kroatischer Kumpel ist gut einen Kopf größer als ich und als wir letztens in seiner Küche saßen, forderte ich ihn zum Titelvergleich auf: Dabei zückte er seine Aufenthaltsgenehmigung, die auch noch formschön in seinen Reisepass eingearbeitet war. Ich hingegen konnte nur meine Aufenthaltserlaubnis nachschieben – scheußliches, amtsdeutschgrünes Papier mit einem Foto von mit, als ich 16 und VoKuHiLa noch angesagt war. Ein Relikt sozusagen, welches andererseits die angehende Vereinheitlichung der Aufenthaltstitel überlebt hat. Eine Aufenthaltserlaubnis ist sozusagen das Fegefeuer des Ausländergesetzes nach 2005. Übersteht man es und gilt als gefestigt, wird man mit der Aufenthaltsgenehmigung (unbefristet) belohnt, was dem Paradies sehr nahe kommt. Diese Tatsache kratze enorm an meinem Italo-Ego, wollte mir doch einfach nicht einleuchten, warum ich im Jahre 1988 als noch nicht gefestigt galt und sich die Behörden auch danach taub stellten, was ein Upgrade meines Aufenthaltstitels anging.
Sie zogen also einen Nicht-EU-Ausländer mir, dem Italo-Deutschen, vor. Gott sei Dank konnte ich noch ein As aus dem Ärmel zaubern. So hatte mir nämlich die Ausländerbehörde Arnsberg (also da, wo ich jetzt wohne) eine Freizügigkeitsbescheinigung ausgestellt. Hintergrund war, dass mein Umzug von Frankfurt nach Arnsberg zeitlich mit dem Auslaufen meines italienischen Reisepasses kollidierte. Ich meinerseits hatte mich mittlerweile für einen italienischen Personalausweis entschieden, einfach aus dem Grund, weil dieser alle Anforderungen erfüllt, die auch ein Reisepass hat und außerdem nur 10 % des Ausstellungspreises eines Reisepasses kostet. Da sich also diese ganzen Ereignisse wie die verschiedenen Schichten einer hausgemachten Lasagne überlagerten, war ich praktisch einige Wochen illegal in Deutschland, also ohne Berechtigung in meinem Geburtsland. Die Ausländerbehörde in Arnsberg wurde demnach sofort eingeschaltet und forderte einen Ausweis von mir. Ich meinerseits konnte ihnen Wochen später nur meinen italienischen Personalausweis vorlegen, worauf ich einen Brief samt Freizügigkeitsbescheinigung erhielt, welche EU-Ausländern verliehen wird, die mindestens 5 Jahre ununterbrochen in Deutschland leben. Dass dieser Ausweis als Geburts- und Wohnort Frankfurt ausweist, interessierte wohl niemanden noch schien es zu Nachforschungen bezüglich meines aktuellen Aufenthaltstitels anzuregen.
In jedem Fall konnte ich an diesem Abend gegenüber meinem kroatischen Freund mein Gesicht wahren und hatte zwar keine bella, aber auch keine brutta figura gemacht, auch weil er mir diese Nacht Asyl gewährte, was auch einem Aufenthaltstitel entspricht. Vielleicht hatte ich aber auch eher eine Aufenthaltserlaubnis, da ich mich frei in seiner Wohnung bewegen und an seinem Kühlschrank bedienen konnte. Was ich auch konnte, war schließlich das Mystische an begehbaren Labyrinthen zu verstehen, deren Eingang meist in Richtung Westen zeigt, weil die Kelten (als Germanen) davon ausgingen, dass böse Geister aus der Unterwelt aus dem Westen kommen und sich dann im Labyrinth verirren. Aktuell Meinung
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