Westergaard Ehrung

Merkel verspielt Vertrauen bei den Muslimen

Die Würdigung des Mohammed-Karikaturisten Kurt Westergaard durch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stößt nicht nur bei muslimischen Verbänden auf Kritik. Selbst der Stimmen aus der FDP findet mahnende Worte.

Montag, 13.09.2010, 8:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 17.09.2010, 2:50 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Bei der Verleihung des M100 Medienpreises vergangene Woche ehrte Bundeskanzlerin Angela Merkel den dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard, der mit seinen Mohammed-Karikaturen in der islamischen Welt für große Aufregung sorgte.

Benzin auf Feuer gegossen
Vertreter muslimischer Religionsgemeinschaften brachten daraufhin ihr Missfallen zum Ausdruck. So mahnte der Vorsitzende des islamischen Zentrums, Ayyub Axel Köhler, die Bundeskanzlerin mit den Worten: „Hier wird Benzin auf Feuer gegossen. Merkel ermutigt Feinde des Islams.“ Für Generalsekräter Ayman Mazyek hat Merkel einem Karikaturisten gratuliert, „der vor unseren Augen unseren Propheten mit Füßen getreten hat“.

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Auch Ali Kizilkaya, Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, in der die vier größten islamischen Verbände vertreten sind, zeigte sich nicht erfreut. Mit der Ehrung Westergaards habe Merkel Muslime in Deutschland verletzt und traurig gestimmt. Diese Haltung zeige, dass die Bundesregierung keine konsequente Integrationspolitik betreibe.

Gefühle verletzt
Ähnlich sieht es der integrationspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Serkan Tören. Mit der demonstrativen Ehrung durch die Kanzlerin im Fastenmonat Ramadan und im Umfeld der Sarrazin-Debatte, „haben sich die Menschen muslimischen Glaubens verletzt gefühlt“, sagte Tören der „Rheinpfalz am Sonntag“. Das hätte die Kanzlerin berücksichtigen müssen.

Für Kenan Kolat, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD) hätte die Bundeskanzlerin noch einen weiteren Punkt bedenken müssen. „Ziel der Politik sollte sein, Vorurteile gegen Muslime abzubauen“, sagte Kolat und fügte hinzu, dass die Ehrung „viele Muslime als Affront“ empfinden.

Gezielte Provokation
Schärfere Töne fand Christine Buchholz (Die Linke) und bezeichnete die Rede Merkels während der Preisverleihung als „gezielte Provokation“. Laut Buchholz springt die Kanzlerin damit auf den islamfeindlichen Zug von Thilo Sarrazin auf. Westergaard unterstelle mit seinen Karikaturen der islamischen Religion und damit allen Muslimen Gewalttätigkeit. Er habe den Islam als terroristisch und reaktionär verunglimpft. „Wo eine Religion oder eine Kultur pauschal verurteilt wird, hört Pressefreiheit auf und fängt Rassismus an“, so die Linkspolitikerin.

Unterdessen brachte Thilo Sarrazin, der zuvor von Angela Merkel aufgrund seiner herablassenden Äußerungen gegenüber Muslimen kritisiert worden war, in Berlin seine Verwunderung über die Ehrung Westergaards zum Ausdruck. Nun werde er darauf warten, dass Merkel in fünf oder sechs Jahren ihm einen Preis für Meinungsfreiheit überreiche. Politik

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  1. Anne sagt:

    Gezielte Provokation passte. Aber nicht nur Merkel, auch die Naumann-Stiftung.
    Man gibt sich offensichtlich Mühe, den Muslimen in Deutschland klar zu machen, dass sie völlig egal sind – und das habe ich jetzt noch aufgehübscht formuliert.

  2. Lars sagt:

    Vielen Dank für diesen Artikel. Man musste schon genau hinsehen, um kritische Beiträge über die Preisverleihung zu finden. Dabei wurde Westergaard 2005 doch noch arg kritisiert von Teilen der Medien, die in nun im Namen der Meinungsfreiheit haben hochleben lassen.
    Zudem bin ich nach wie vor der Meinung, das Westergaards satirische Zeichnung ihr Ziel verfehlt haben. Satire darf alles, stimmmt muss eingeschränkt werden: Gute Satire darf alles. Die Mohammed-Karikaturen gehören leider nicht dazu. Merkel hätte nicht an der Verleihung teilnehmen dürfen.

  3. Asma sagt:

    Der Name des Autors fehlt. Bitte nachreichen.

  4. Loewe sagt:

    Ich muss Angela Merkel verteidigen.

    Sie hat einerseits Sarrazin deutlich die Meinung gesagt – dem Extremisten, der die Integrationsarbeit untergräbt und Öl ins Feuer der Ressentiments gießt.

    Sie hat andererseits klar gemacht, dass wir in unserer Kultur es nicht dulden, wenn die Meinungsfreiheit von Extremisten angegriffen wird, und das ist in der Tat durch einige muslimische Extremisten passiert.

    Frau Merkel wahrt also die Balance.

    Die Karikaturen waren geschmacklos, beleidigend, ärgerlich. Meinungsfreiheit bedeuet, dass sie das sein dürfen. Wer dagegen gewalttätig vorgeht, greift mehr an als nur die Schmutzfinken, die das beleidigende Produkt zu verantworten haben – er greift die Meinungsfreiheit an. Es war insofern richtig von Frau Merkel, ein Zeichen zu setzen.

    Bei allem Verständnis für die Gefühle der Muslime, die beleidigt worden und darum erbittert sind – mit solchen Schweinereien muss man in einer freien Gesellschaft leben.

    Religionen dürfen der Meinungsfreiheit die Grenzen nicht vorschreiben.

  5. felix sagt:

    Von welchem Islam sprechen wir denn: der wo Ehebrecherinnen gesteinigt werden, wo Töchter Zwangsverheiratet werden und Männer Ehrenmode begehen, wo Kindern die Schule verweigert wird und mittelalterliche Züchtigungen zum Erziehungsprogramm gehören…und wo 150 Menschen sterben mußten wegen einem Cartoon? Mich stört, dass es diese faschistoide Grundhaltung bei den Muslimen gibt. Sie befinden sich da, wo die Christen schon waren: im Mittelalter!
    Deshalb bin ich froh, dass es noch ein paar mutige Zeichner gibt und auch viele gemäßigte Moslems, die den Cartoon als das nehmen was es ist: eine Satire gegenüber Brandstiftern, die den Namen Mohammeds für ihre politischen Zwecke mißbrauchen!

  6. Rocketer sagt:

    Koran und Bibel enthalten beide „scharfe“ Stellen, die aus heutiger Sicht inhuman und menschenverachtend sind. Beispiel: Steinigung.

    Der Unterschied ist jedoch: Steinigungen gibt es in christlichen Ländern seit tausenden Jahren nicht mehr – in islamischen Ländern jedoch schon!

    Und was die Integration von Muslimen in Deutschland angeht, hat Thilo Sarrazin völlig Recht. Da können die Linken geifern, wie Sie wollen. Wahrheit bleibt wahr, auch wenn man sie eine Lüge nennt.

  7. Hüso sagt:

    Ich Lebe seit 34 Jahren in Deutschland und spreche besser Deutsch als meine eigene Muttersprache. Ich Integriere mich seit 34 Jahren und frage mich, wann fangen wir an uns gegenseitig zu Integrieren??!! Immer wieder heißt es Moslem hier oder Moslem da.. Beide Religionen ähneln sich so sehr, aber eine wird auf der ganzen Welt nie akzeptiert und das ist der Islam!
    Habt Ihr gefragt warum?! Ich finde jede Religion muss der anderen auch eine Religions oder Meinungsfreiheit ermöglichen. Diese wird den Moslems doch hier in Deutschland zum Teil gar nicht ermöglicht! Also von welcher Meinungsfreiheit sprechen wir?? Ich spreche besser Deutsch, als einige Freunde von mir, die selbst Deutsche sind. Was haben die dann falsch gemacht?? Man hätte die Integration hinterfragen müssen, wo die Ausländer nach Deutschland gekommen sind um Deutschland auf die Beine zu helfen.

    Hinterfragt das System in Deutschland und die Religionsfreiheit, die einem gegeben, statt irgendwelche Preise an irgendwelche Rassisten zu verleihen!!

    Na ja hoffe man hat mich verstanden!!

  8. Einspruch sagt:

    @Hüso

    Wenn Sie fragen wieso der Islam in der Tat auf der ganzen Welt ausser natürlich in islamischen Ländern so dermassen unbeliebt ist sollten Sie das warum stellen und sich selbst ehrlich antworten.

    Was die Integration oder die Einwanderung von Ausländern nach Deutschland zur Zeit des Wirtschaftswunders angeht. Aufnahmegesellschaft und Einwanderer sind doch über Jahre hinweg nicht davon ausgegangen das der Aufenthalt in Deutschland eine längere Sache wird. Und richtig. Die Ausländer haben mitgeholfen Deutschland mit auf zu bauen. Sie haben aber von der Arbeit die sie bekommen haben auch faktisch profitiert da sie in den Herkunftsländern vor dem nichts gestanden waren. Und vergessen Sie auch nicht das mittlerweile seit Jahren milliarden an D-Mark bzw. Euro vor allem in die Türkei an Verwandte etc. überwiesen wurden damit auch diese Leute leben konnten. Ich gehe sogar so weit das ohne dieses Geld die Türkei heute immer noch nicht da wäre wo sie mittlerweile ist. Es war also letztlich ein Geschäft auf Gegenseitigkeit mit dem vorherrschendem Gefühl einer vertraglichen Befristung in stillschweigendem einvernehmen.

  9. Cengiz5 sagt:

    ich lebe seit 40 jahren in deutschland und habe in den letzten jahren seit dem die CDU regiert in internetforen noch nie so viel „anti-türken/islam-propaganda“ erlebt wie heute.
    ((abgesehen von der kooperation von faschistischen medien mit merkel in D sind menschen mit migrantenhintergrund (nicht eu-bürger oder deutsche mit nichtdeutschem namen) beim jobcenter arbeitslose 3. klasse, egal wie gut sie qualifiziert sind.))
    wenn das meinungsfreiheit sein soll, stimmt hier etwas mit der „demoktratie“ in deutschland nicht mehr.
    der user „XY“ hat recht:
    CDU wäre POLITISCHER SELBSTMORD für menschen mit migrantenhintergrund.