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Türkeireise

Merkel sagt ‚Ja‘ zu türkischen Schulen und ‚Nein‘ zur Assimilation

Nach einem Gespräch mit dem türkischen Premier Erdogan lenkt Angela Merkel ein und teilt mit, dass sie sich türkische Schulen in Deutschland vorstellen kann. Für Sevim Dagdelen ist Merkel an der Türkei nur als Absatzmarkt für die deutsche Rüstungsindustrie interessiert.

Dienstag, 30.03.2010, 8:04 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 28.08.2010, 0:09 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Gestern ist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit einer Friedenstaube als Geschenk für den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan im Gepäck zu einer zweitägigen Türkeireise aufgebrochen. Nach der Ankunft in Ankara fuhr die Bundeskanzlerin Montagmittag zunächst zum Atatürk Mausoleum, wo sie einen Kranz niederlegte. Anschließend führte sie politische Gespräche mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Dabei standen die bilateralen Beziehungen, europapolitische und wirtschaftliche Themen im Mittelpunkt.

Merkel doch für türkische Gymnasien
Aber auch über mögliche türkische Schulen in Deutschland wurde gesprochen. „Wenn Deutschland Auslandsschulen in anderen Ländern hat, zum Beispiel in der Türkei, (…), dann kann es natürlich auch die Türkei sein, die Schulen in Deutschland hat“, sagte Merkel in Ankara nach dem Treffen mit Erdogan. Dies dürfe laut Merkel aber nicht zu einer Ausrede für in Deutschland lebende Türken führen, nicht die deutsche Sprache zu lernen, fügte die CDU-Chefin hinzu. Außerdem gebe es bereits eine Vielzahl deutsch-türkischer Schulen in Deutschland und türkische Lehrer, die die türkische Sprache unterrichteten.

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Merkel gehe es darum, dass man ohne die deutsche Sprache zu können, nicht in Deutschland leben sollte. Beide Sprachen sollten erlernt werden. Dies sei die Voraussetzung für gute Integration. Auch gehe es der Bundeskanzlerin nicht um Assimilation. Jeder solle seine Wurzeln und seinen Glauben behalten. Zuvor hatte sich Merkel gegen die Forderung Erdogans ausgesprochen, türkische Gymnasien in Deutschland zu errichten.

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Türkei als Absatzmarkt für die Rüstungsindustrie
Während des Treffens mit Erdogan kamen auch internationale Fragen zur Sprache, insbesondere die Lage in der Region. Diesbezüglich erntete die Bundeskanzlerin heftige Kritik von Sevim Dagdelen (Die Linke), die die Kanzlerin im Rahmen einer Abgeordnetendelegation bei ihrem zweitägigen Besuch in der Türkei begleitet. „Die Debatte um die Frage EU-Beitritt oder ‚privilegierte Partnerschaft‘ ist heuchlerisch. Die Frage des EU-Beitritts wird ganz offensichtlich als Faustpfand eingesetzt, um die Türkei zum Einschwenken auf den Konfrontationskurs der EU und USA gegen den Iran zu bewegen“, so die Linkspolitikerin.

Statt die Türkei in ihrem Anliegen eines atomwaffenfreien Nahen und Mittleren Osten zu unterstützen, wolle die Bundeskanzlerin die Türkei nur für ein härteres Vorgehen gegen den Iran gewinnen. „Der Bundesregierung geht es allein um eine Türkei als großen Absatzmarkt für deutsche Produkte. Und das ist vor allem bei Rüstungsgütern der Fall. Die Türkei ist mit 15 Prozent bereits jetzt schon Hauptabnehmer deutscher Rüstungsprodukte. Das soll offenbar noch gesteigert werden. Dafür spricht insbesondere die Tatsache, dass auch Vertreter der deutschen Rüstungsindustrie die Kanzlerin auf ihrer Reise begleiten“, so Dagdelen.

Vor diesem Hintergrund sei es bezeichnend, dass im Programm der Kanzlerin keinerlei Gespräche mit Menschenrechtsorganisationen oder Gewerkschaften geplant seien. Politik

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  1. Yakamoz sagt:

    Es ist doch auch bezeichnend, daß nach Aussage von Vural Öger (heute morgen im Interview mit der Deutschen Welle) kein einziger deutsch-türkischer Unternehmer eingeladen wurde, Frau Merkel zu begleiten; er wäre ansonsten gerne mitgefahren…!

  2. Johanna sagt:

    Hier ging es um einen Staatsbesuch.

    Ob dabei Unternehmer (türkische oder deutsche) sein sollten, glaube ich nicht

  3. delice sagt:

    Was der breiten deutschen Öffentlichkeit völlig vorbei gehr oder sie es nicht wahrhaben will, erkannte die Kanzlerin Merkel. Wir haben in Deutschland viele Kindergärten, Grundschulen und Gymnasien und auch so genannte „High-Schools“. In Nürnberg gibt es ein griechisches Gymnasium und auch eine Internationale Schule, die z.B. ausländische Mitarbeiter von namhaften Firmen wie Siemens, Adidas, Puma und anderen kostenlos Unterricht erhalten, und zwar überwiegend nur auf Griechisch oder eben dann auch Englisch. Und in Düsseldorf wird das ganze Schulsystem in Japanisch präsentiert. Die Liste ließe sich also leicht noch verlängern. Keiner von den Absolventen dieser Schulen hat dadurch ein Nachsehen in Deutschland zu erwarten. Warum also dann die Aufregung so groß wird, wenn es um türkische Schule geht, ist schon fraglich, wenngleich auch leicht durchschaubar. Für viele ist es ein weiterer Zuruf. Für diese Menschen ist die Situation der hier schon von Geburt an lebenden jungen Menschen mit diesem Hintergrund aus der Türkei doch völlig egal.

    Kein Mensch will mit dieser neuen Offerte zu einem besseren Schulabschluss deren Zukunft verbauen. Sie sollen lediglich und zumindest die gleichen Chancen erhalten, wie die deutschen eben halt auch inne haben. Ohnehin, wollen doch deutsche Eltern in Berlin gar keine türkischen Gymnasiasten neben ihren eigenen Balg haben, wie wir doch alle schon hier lesen konnten. Warum also dann die Entrüstung beim Stichwort Türke und Türkei? Steckt vielleicht dann doch die Angst einer späteren und noch aufkommenden ernsthaften Konkurrenz. Denn bisher konnte die Mehrheit durch z.B. das Fach Deutsch bereits weit unten fein säuberlich heraus selektiert werden, nämlich in unerreichbare Bildungsgefilde, wie Hauptschule und Sonderschule; und mit viel Goodwill auf eine Wirtschaftsschule oder Realschule. Schnell haben wohl deutsche Elite-Eltern erkannt, dass die extrem dicke und beinahe schon undurchlässige Membranfunktion des deutschen Bildungssystems damit an diesen Orten kippen könnte. Selbst wenn diese zukünftigen Bildung-Parvenüs nicht die gleichen Netzwerke hätten, wären sie aber dennoch eine Bedrohung als zukünftige Akademiker.

    Eine türkische Schule mit einem angeschlossenen Gymnasium wäre ein idealer Ort um zukünftige Vorbilder heranzubilden. Denn sie hätten zum ersten Male auch die reelle und realistische Chance endlich aus diesem Teufelskreis herauszubrechen. Das über sie schwenkende Damoklesschwert des der deutschen Schriftsprache würde von ihnen weichen. Denn nur wer seine eigene ursprüngliche Sprache besser sprechen und schrieben kann, der wird auch viel leichter die deutsche Sprache erlernen.

    Es obliegt den Fachleuten das dann genauer zu gestalten und hernach zu bestimmen. Den billigen Populismus können wir uns hier in Deutschland wirklich alle ersparen! Es geht einfach um die Zukunft unserer aller Kinder! Wer ernsthaft interessiert ist an eine gelungene Integration der hier in Deutschland leben türkischen Staatsbürger ist, der darf so etwas nicht hinterfragen oder auch hintertreiben. Nur durch eine ausgewogene und sehr gute schulische Bildung und eine berufliche Ausbildung hat dann auch eine gute Chance in Deutschland, aber auch in der Türkei nicht mehr den Buhmann zu spielen. Und im Endeffekt könnte es doch auch sein, dass so manch einer dann mit derlei Bildung genau das macht, was sich doch ziemlich viele Deutsche wünschen, er tritt den Weg der Heimreise an. Insoweit kann es auch ein Rückführungsprogramm sein. Ist doch toll! – Oder?

    Denn nur mit einer wirklichen beruflichen Perspektive in der Türkei oder in einem anderen Land, werden unsere Leute wohl viel leichter und wesentlich noch schneller Deutschland verlassen (können).

    Als sein „Mädchen“ vom ehemaligen Bundeskanzler Kohl, ist sie seinem Duktus und seiner Tradition verpflichtet, denn schnell hat sie das wahre Potential einer besseren Bildung als eine verspätete Rückführung erfasst. Gut auch, dass man ihr eine deutsche Schule in Istanbul gezeigt, was noch mehr umschwenken ließ! Denn es ist auch eine große Chance für Deutschland schließlich zukünftig weniger Menschen aus der Türkei hier zu haben! Damit ist es aber auch eine gewisse Entwicklungshilfe für die Türkei, wofür Deutschland ohnehin sich nie große Mühe gab.