Deutsches Studentenwerk

Höhere Gebühren für ausländische Studenten ist absurd

Deutsches Studentenwerk hält nichts von Überlegungen der Wissenschaftsminister Pinkwart (FDP) und Zöllner (SPD), höhere Studiengebühren von vermögenden Nicht-EU-Ausländern zu fordern - 77% der ausländischen Studierenden kommen aus Entwicklungs- und Schwellenländern.

Dienstag, 02.03.2010, 8:02 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 05.09.2010, 2:30 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Das Deutsche Studentenwerk (DSW) hält nichts von den Überlegungen der Wissenschaftsminister von Nordrhein-Westfalen, Andreas Pinkwart (FDP), und von Berlin, Jürgen Zöllner (SDP), von ausländischen Studierenden aus Nicht-EU-Ländern höhere Studiengebühren zu erheben (wir berichteten). Am Beispiel Australiens, das von ausländischen Studierenden teilweise horrende Studiengebühren fordert, zitiert die Wochenzeitung „Die Zeit“ in ihrer aktuellen Ausgabe die beiden Politiker in diese Richtung.

Absurd
DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde hält dem entgegen: „Jetzt wollen sich offenbar die Länder an einer kleinen Gruppe von ausländischen Studierenden schadlos halten, anstatt endlich ihre Hochschulen ausreichend zu finanzieren. Das ist absurd und widerspricht zudem der Marktlogik. Die Zahl der internationalen Studierenden in Deutschland geht zurück – nun soll eine Preiserhöhung die Nachfrage nach Studienplätzen stimulieren?“

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Meyer auf der Heyde kritisiert: „Mit einem derartigen Vorschlag werden alle Anstrengungen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Europäischen Hochschulraums konterkariert. Internationale Studien belegen, dass mobile Studierende wegen der Studienangebote und der erheblich besser ausgestatteten Serviceangebote nach Australien gehen, ebenso in die USA, wo sie sich zusätzlich noch bessere Beschäftigungsmöglichkeiten versprechen.“

77% kommen aus Entwicklungsländern
Der DSW-Generalsekretär erinnert an die soziale und finanzielle Lage der rund 190.000 ausländischen Studierenden in Deutschland. 77% von ihnen kommen aus Entwicklungs- oder Schwellenländern. Mehr als die Hälfte ist erwerbstätig, die zwei weiteren wichtigsten Finanzierungsquellen sind die Unterstützung durch die Eltern sowie Stipendien. Mit 645 Euro im Monat haben sie deutlich geringere Einnahmen als ihre deutschen Kommilitoninnen und Kommilitonen, die im Schnitt 770 Euro im Monat zur Verfügung haben.

Meyer auf der Heyde weiter: „Vor allem Studierende aus Entwicklungs- und Schwellenländer kommen wegen der fehlenden oder geringen Studiengebühren zu uns. Keine Studiengebühren, weder für Deutsche noch für Ausländer – das ist der richtige Weg!“

„Anstatt Planspiele mit einer kleinen Teilgruppe der ausländischen Studierenden zu veranstalten, sollten die Länder vielmehr alle Anstrengungen darauf richten, ausreichend Studienplätze, gute Lehrbedingungen auch für Bachelor/Master und eine gute soziale Infrastruktur für ihre Studierenden zu schaffen – egal, woher sie kommen. Und man muss die restriktiven Zugangsbarrieren zum deutschen Arbeitsmarkt angehen“, resümiert Meyer auf der Heyde. Gesellschaft

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  1. Homini Emerito sagt:

    Ich selbst bin auch ein Nicht-EU ausländischer Student, studiere in 2 MINT-Fächer an einer „Elite-Universität“, bin DAAD- und Max-Weber-Programm-Stipendiat, also nicht der Student, der hier kommt, um soziale Leistungen zu beziehen, oder während der Vorlesung schläft… und es ist sehr traurig einige Meinungen lesen zu müssen, die wiederum zeigen, wie viele Vorurteile gegenüber Ausländern herrschen.

    Nicht-EU Ausländer haben in der Regel kaum Geld. Ich auch kenne keinen, der besser gestellt als ein Deutscher ist oder sogar der wie ein deutscher Student lebt. Nicht-Eu Ausländer haben es wirklich schwer hier. Wie erwähnt, darf man kaum arbeiten, außerdem habe ich gemerkt, dass es gewisse Vorurteile bei den Arbeitgebern herrschen, die es wiederum erschweren, eine Werkstudent-Stelle zu finden.
    Weiterhin muss man bei der Ausländerbehörde ausreichende finanzielle Mittel nachweisen, das maximale BAFÖG-Satz für ein Jahr (über 8000 Euro) muss in einem gesperrten Sparbuch eingezahlt sein und monatlich darf man nur 650 Euro ausheben. Woher bekommt man diese 8000 Euro? Viele Nicht-EU Studentinnen heiraten mit Deutschen, die für sie bürgern. Bei den Männern ist ein bisschen komplizierter, einige treten bei Studentenverbindungen, die Ihnen das Geld ausleihnen oder die Familie muss sich verschulden. In meinem Fall musste meine Familie viel aufopfern, damit ich hier studieren darf.

    Außerdem müssen Nicht-EU Studenten in der Regel ein Studienkolleg besuchen, bevor sie überhaupt studieren dürfen und noch dazu braucht man gute Deutschkenntnisse, also mindestens 2 Jahre gehen weg, bevor man Fuß an der Uni faßen darf. Wenn man alles addiert (2 Jahre „Vorbereitung“ + 3-4 Jahre Bachelor) hat man 5 Jahre seines Lebens in einem Bachelor gesteckt, wenn alles gut klappt, allerdings das Studienkolleg ist auf ein konkretes Studienbereich beschränkt, wenn man sich während des Studiums entscheidet, etwas ganz anders zu studieren, muss man noch mal das Studienkolleg besuchen und ein weiteres Jahr verlieren.

    Als kleine Geschicht, um zu erleuchtern, wie schwer ein Studium für uns Ausländer ist: Aus meinem Studienkolleg Jahrgang waren wir 20 Ausländer (das war schon vor 4 Jahre), nur 2 haben ihr Studium abgeschlossen, 4 mehr studieren noch und der Rest ist wieder in ihrer Heimat. Also 3/4 haben es nicht geschafft oder wurden nicht mal an der Uni aufgenommen. Wir alle waren ziemlich intelligent. Das Studienkolleg war sehr hart, einige mussten es sogar wiederholen. Ohne eine gute Note am Studienkolleg kann man ein Studium im Deutschland vergessen.

    Die Ausländerbehörde sind sehr anstrengend und einmal, dass man exmatrikuliert wurde, muss man innerhalb von einem Monat das Land wieder verlassen, sonst wird man ausgewiesen. Man hat nur 3 Versuche, um eine Klausur zu bestehen. Meine Erfahrung war, dass sogar bei richtigen Antworten ich Punktabzüge bekommen habe, weil ich kein „universitäres Deutsch“ verwendet habe. In meiner Heimat war ich immer der Beste in meiner Klasse, hier bin ich mit wirklich viel Aufwand unter dem Top 15%, aber nach einer Klausur habe ich nie die Gewissheit, ob ich sie wirklich bestanden habe oder nicht.

    Selbst bei Elite-Unis bekommt man kaum Unterstützung von den Unis. Die Professoren haben sehr schlechte Skripte in der Regel. Ich habe zum Glück Zugang zu englischer Literatur, daher lerne ich immer aus amerikanischen Büchern (bei einem MINT-Fach ist es kein Problem), aber sonst hätte ich es noch schwieriger.

    Wenn es so schwer ist, warum überhaupt nach Deutschland zu kommen? Ehrlich gesagt, außer, dass es „billig“ ist, weiß ich nicht, ich glaube, dass keiner dir die Probleme über ein Studium in Deutschland sagt, DAAD und die Uni reden nur tolles über das Studium hier und es gibt kaum Erfahrungsberichte über ein komplettes Studium. Nun habe ich es angefangen und muss ich es zur Ende bringen, allerdings, wenn ich wieder die Chance hätte, wäre ich nach Kanada oder woanders gegangen. Es gibt natürlich tolle Sachen hier, aber für jemanden, der das Geld hat, sich sein Studienort aussuchen zu können, gibt es nichts wirkliches in Deutschland, was das Studium besser als in den englischsprachigen Ländern macht.

    Warum gehen dann die Ausländer in die USA, Kanada, UK oder Australien? Weil es auf Englisch ist, muss man keine neue Sprache lernen. USA und Australien haben schönes Wetter, schöne Strände. Das Niveau ist einfacher, denn man hat regelmäßige Klausuren und Übungen, dagegen in Deutschland wird alles in einer großen Klausur an einem Tag entschieden und man ist näher von zu Hause und hat man einen kulturellen Bezug oder sogar Familie vor Ort (USA und Kanada für Lateinamerika, Kanada, Australien für Asien und UK für Afrika).

    Ein anderer Plus ist das Organisatorische und das Unileben. In USA und Australien gibt es so viele außeruniversitäre Angebote. Die Unis sind den ganzen Tag voll mit Studenten. In Deutschland ab 16-17 Uhr findet man kaum einen Student an der Uni, alles ist tot. Also der Aufenthalt ist viel bereichender dort. Ich selber habe Familie in den USA und wenn ich vergleiche, alles was mein Cousin an seiner Uni erlebt (er zahlt die gleiche Gebühren wie ein Amerikaner und hat ein Stipendium) und was ich erlebe, wündert es mich nicht, warum USA das nachgefragteste Land zum Studieren überhaupt ist.

    Alles im allen ist ein Studium in Deutschland voll geladen mit Ungewissheit und mit der Frage, ob man es überhaupt schafft.

    Vielleicht wären höhere Gebühren für komplette Englisch-Studiengänge OK, aber für das klasische Angebot, wäre es nicht optimal.

    Wenn ihr das echte Bild von ausländischen Studenten sehen möchtet, empfehle ich euch einem Tag an einem ausländischen Behörden zu verbringen, da wird es euch sofort auffallen (selbst bei der äußerlichen Erscheinung der Leute), wie sie sich ein Nicht-EU-Ausländer sogar die 500Euro-Gebühren leisten kann.

    Fazit: Die deutschen Politiker müssen zuerst die Bedingungen für alle (Deutsche und Nicht-Deutsche) verbessern, bevor sie mehr Geld verlangen können.