Vergleichende Studie
Mischung aus Fördern und Fordern ist gut für Integration
Eine ausgewogene Mischung aus Fördern und Fordern erweist sich als günstig für die Integration von Zuwanderern. Zu diesem Ergebnis kommen die Migrationsforscher Ruud Koopmans und Evelyn Ersanilli vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung am Beispiel der Türken.
Dienstag, 15.12.2009, 8:10 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 21.02.2023, 8:48 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Kurz gefasst: Eine Studie über türkische Immigranten in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden zeigt, dass die soziokulturelle Integration in diesen Ländern unterschiedlich verläuft, abhängig von deren Gestaltung. Es zeigt sich, dass die Ausstattung mit inklusiven Bürgerrechten die Orientierung an und Identifizierung mit der Kultur im Gastland stimuliert. Multikulturelle Integrationsstrategien scheinen auf der anderen Seite einen negativen Einfluss darauf zu haben, wie gut sich Zuwanderer an die einheimische Kultur – abgesehen von der Identifikation – anpassen.
Für die Studie wurden insgesamt 1 000 Türkischstämmige befragt, die in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich geboren oder vor 1976 eingewandert sind. So war es möglich zu vergleichen, wie sich die Integrationspolitik in diesen Ländern auf die Integration türkischer Einwanderer ausgewirkt hat.
Sprachkenntnisse in Frankreich am besten
In Bezug auf den Spracherwerb zeige der Vergleich die besten Ergebnisse für Frankreich mit seiner liberalen Einbürgerungspolitik und einer gewissen kulturellen Anpassungserwartung. „Dies hat dazu geführt, dass dort die Sprachkenntnisse und die soziale Integration im Alltag im Vergleich am besten sind“, so Koopmans und Ersanilli.
So würden in Deutschland türkischstämmige Migranten mit Eltern, Kindern, Partnern und Freunden viel seltener die Sprache der neuen Heimat sprechen als türkische Migranten in Frankreich untereinander.
Einbürgerung und kulturelle Anpassung
Das direkte Knüpfen des Einbürgerungsangebots an die Bedingung kultureller Anpassung, wie sie in Deutschland oft befürwortet wird, führe dagegen nicht unbedingt zu einem guten Ergebnis. In Deutschland fühlten sich die türkischen Einwanderer nicht wirklich als Bürger willkommen geheißen, etwa durch die Einbürgerungspraxis, die deutlich restriktiver sei als in Frankreich.
Bekenntnis zum Türkentum und Islam
Unwesentliche Unterschiede gibt es in den Ländern aber bei der ethnischen Abkoppelung. So lag die Bekenntnis bei Türken zum eigenen Türkentum auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) im Schnitt bei 4,5. Bei durchschnittlich 2,6 lag hingegen die Identifikation mit dem Einwanderungsland.
Die Identifikation mit dem Islam liegt durchschnittlich bei 4,7 und weist größere Unterschieden in den jeweiligen Ländern auf. So bekannt sich Türken in den Niederlanden stärker zum Islam als die in Frankreich und Deutschland.
Eine ausführliche Zusammenfassung ist auf der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift WZB-Mitteilungen in englischer Sprache zu finden. Weitere Studien rund um Integration und Migration gibt es im MiGAZIN-Dossier.
Multikulturelle Politik
Der multikulturellen Politik der Niederlande teilen die Forscher allerdings eine Absage. Die weitgehende kulturelle und religiöse Anerkennung der Herkunftskultur und eine liberale Einbürgerungspolitik führe nicht in jeder Hinsicht zu einer gelungenen Integration: „Die holländischen Sprachkenntnisse der Zugewanderten sind relativ schlecht, und vor allem die zweite Generation orientiert sich stark am eigenen sozialen Umfeld“, so die Koopmans und Ersanilli.
Allerdings wirke sich eine multikulturelle Politik offensichtlich dazu, dass sich türkischstämmige Migranten eher mit dem Land identifizieren können als in Ländern, in den beiden anderen Ländern. Gesellschaft Studien
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„In Bezug auf den Spracherwerb zeige der Vergleich die besten Ergebnisse für Frankreich mit seiner liberalen Einbürgerungspolitik und einer gewissen kulturellen Anpassungserwartung. „Dies hat dazu geführt, dass dort die Sprachkenntnisse und die soziale Integration im Alltag im Vergleich am besten sind“, so Koopmans und Ersanilli.“
Das ist dochBlödsinn. Die meisten Migranten Frankreichs konnten doch schon aus dem Sprachgebrauch ihres Heimatlandes Französich. Das ist doch mit den anderen Ländern gar nicht vergleicchbar.
das ist in dem vergleich berücksichtigt. Die in Frankreich zahlreich vertreten Marokkaner sprechen kein französisch, sondern Berbersprachen.
So würden in Deutschland türkischstämmige Migranten mit Eltern, Kindern, Partnern und Freunden viel seltener die Sprache der neuen Heimat sprechen als türkische Migranten in Frankreich untereinander.
Einbürgerung und kulturelle Anpassung
Das direkte Knüpfen des Einbürgerungsangebots an die Bedingung kultureller Anpassung, wie sie in Deutschland oft befürwortet wird, führe dagegen nicht unbedingt zu einem guten Ergebnis. In Deutschland fühlten sich die türkischen Einwanderer nicht wirklich als Bürger willkommen geheißen, etwa durch die Einbürgerungspraxis, die deutlich restriktiver sei als in Frankreich.
Bekenntnis zum Türkentum und Islam
Unwesentliche Unterschiede gibt es in den Ländern aber bei der ethnischen Abkoppelung. So lag die Bekenntnis bei Türken zum eigenen Türkentum auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) im Schnitt bei 4,5. Bei durchschnittlich 2,6 lag hingegen die Identifikation mit dem Einwanderungsland.
Die Identifikation mit dem Islam liegt durchschnittlich bei 4,7 und weist größere Unterschieden in den jeweiligen Ländern auf. So bekannt sich Türken in den Niederlanden stärker zum Islam als die in Frankreich und Deutschland.
Das sind doch aber keine wirklich guten Nachrichten oder?
Was ich hier besonders in Bezug auf die Einbürgerungspraxen dieser Länder rauslese ist folgendes: „In Bezug auf den Spracherwerb zeige der Vergleich die besten Ergebnisse für Frankreich mit seiner liberalen Einbürgerungspolitik und einer gewissen kulturellen Anpassungserwartung.“ und bei den Niederlanden auch „eine liberale Einbürgerungspolitik“.
Kein Wunder, weder Frankreich noch die Niederlande verlangen von ihren Einbürgerungswilligen eine Lossagung von der Herkunftsstaatsbürgerschaft und damit Ihrer Identität. Sie erlauben die doppelte Staatsbürgerschaft, wie fast überall in Europa. Hier muss die Politik ansetzen, da die Zeiten des Blutrechts vorbei sind.
Alle Länder haben eine ius sanguinis-Komponente, es ist nur die Frage, ob sie durch ius soli ergänzt ist. Deutschland erlaubt in 52,7% der Fälle (Stand 2007) auch die doppelte Staatsbürgerschaft, nur eben nicht generell.
Ich meinte ja auch weder den Erwerb durch Abstammung noch den Erwerb durch Geburtsort, sondern den Erwerb der Staatsangehörigkeit durch Einbürgerung.
Des Weiteren, wie kann man von einer generellen Vermeidung von Mehrstaatigkeit sprechen, wenn durch die Ausnahmen mehr als die Hälfte die doppelte Staatsangehörigkeit bekommen. Dann ist diese Vermeidung keine Regel mehr, ganz klar und einfach, was den Menschen allerdings „anders“ verkauft wird…
In Europa sind die Franzosen, Briten und teilweise auch die Holländer schon viel weiter bezüglich des Aufbauens einer neuen modernen Identität. Franzose und Brite ist der, der in Frankreich und Großbritanien geboren ist und nicht nur der, der von ihnen abstammt. Bei uns redet man im Volksmund immer noch von Ausländern, Türken, Italienern, usw.
Diese veraltete Identitätsaufassung in Deutschland hat große negative Effekte bei der Schaffung eines neues “Wir-Empfindens”. Selbst zweifelsfrei vorbildlich integrierte Deutsche mit Migrationshintergrund werden als ausländisch wahr genommen, weil sie einen ausländischen Namen tragen, muslimischen Glaubens sind oder einfach nicht “deutschstämmig” aussehen. Der Gesellschaft muss einfach vermittelt werden, dass der “Neue Deutsche” auch andere Eigenschaften haben kann als der Alte vor 50 Jahren. Diese Auffassung existiert in Frankreich und Großbritanien bereits.
Ebenso sind die Bezeichungen für Deutsche mit Migrationshintergrund sehr desintegrativ. Türkischstämmige, italienischstämmige und polnischstämmige Deutsche bleiben Deutsch-TÜRKEN, Deutsch-ITALIENER und Deutsch-POLEN. Allerdings werden parallel italienischstämmige und deutschstämmige Amerikaner als Italo-Amerikaner und Deutsch-Amerikaner bezeichnet. So bleiben die Deutschen mit Zuwanderungsgeschichte weiterhin “Ausländer”. Spontane Beispiele für bessere Bezeichnungen wären z.B. Türkisch-Deutsche, Italienisch-Deutsche oder Polnisch-Deutsche.
Diese Änderungen sind meines Erachtens absolut wichtig und konstruktiv in Bezug auf Identitäsbildung sowohl bei Merhheits- als Minderheitsgesellschaft im Prozess der Integration. Dies wird häufig außer Acht gelassen, weil es vielen entweder nicht auffällt oder sie es als viel zu unwichtig einstufen, was ein großer Fehler ist.