Migrationsbericht 2009

Maria Böhmer möchte auch hochqualifizierte Fachkräfte integrieren

Maria Böhmer setzt auch bei hochqualifizierten Fachkräften auf Integration. Gleichzeitig möchte sie die Auswanderung von türkischen Akademikern verhindern. Für Aydan Özoguz und Memet Kilic, sind es die Unionsparteien, die dafür sorgen, dass Deutschland das Rennen um die besten Köpfe verliert.

Donnerstag, 20.01.2011, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 19.07.2011, 3:48 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Anlässlich des am Mittwoch vorgelegten Migrationsberichts 2009 hat Maria Böhmer (CDU) gefordert, bei der notwendigen Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften und Akademikern auch deren Integration in den Blick zu nehmen.

Man dürfe nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Zuwanderung und Integration gehören für die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), zusammen. „Eine intensive Begleitung der Zuwanderer ist nicht nur im Rahmen des Familiennachzugs oder bei Zuwanderung aus humanitären Gründen notwendig. Um den Zusammenhalt in unserem Land auf Dauer zu sichern, dürfen auch gut ausgebildete Fachkräfte und ihre Familien nicht allein gelassen werden. Integration ist kein Selbstläufer“, so Böhmer.

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Der Fachkräftemangel sei in vielen Branchen und Regionen immer stärker spürbar. Umso mehr sei Deutschland darauf angewiesen, die vorhandenen Potenziale besser zu nutzen. „Dazu gehören die Fähigkeiten von Frauen, von Älteren und von Migranten. Zugleich gilt es, unser Land für kluge Köpfe aus aller Welt attraktiver zu machen. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, belegt der hohe Anteil ausländischer Studenten in Deutschland“, so die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung.

Mit der restriktiven Behördenpraxis in den Auslandsvertretungen konterte allerdings der integrationspolitische Sprecher der Grünen, Memet Kilic: „Unsere Kleine Anfrage anlässlich der Visumsverweigerung für ausländische Studierende hat gezeigt, dass die deutschen Botschaften im Auftrag dieser Regierung mit aberwitzigen Argumenten den Zuzug von klugen Köpfen regelrecht bekämpfen.“

Erneut negativer Wanderungssaldo
Auch sei der Wanderungssaldo weiter negativ „Wir haben zum zweiten Mal in Folge einen negativen Gesamtwanderungssaldo. Knapp 1,5 Millionen Menschen sind in den vergangenen beiden Jahren ausgewandert. Die Bemühungen der Regierung, diese Zahlen positiv zu deuten, sind lächerlich“, so Kilic.

Damit das deutsche Sozialsystem nicht zusammenbreche und der Fachkräftebedarf gedeckt werden könne, sei Deutschland auf Einwanderung angewiesen. In der Einwanderungspolitik sehe man aber, wer die „Dagegen-Parteien“ seien. „Die Union ist gegen eine Punktesystem, sie ist gegen eine Senkung der Einkommensgrenze für ausländische Fachkräfte und sie ist gegen eine bessere aufenthaltsrechtliche Perspektive für Einwanderer“, so der Grünen-Politiker.

Tatsächlich war 2009 wie bereits im Vorjahr die Abwanderung aus Deutschland größer als die Zuwanderung. 2009 betrug der Saldo 12.800 Personen, 2008 waren es noch mehr (56.000). „Dass die Bundesregierung mit ihrer restriktiven Einstellung bei der Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte wenig erreicht hat, zeigen auch die Zuzugszahlen im Bereich der Arbeitsmigration“, so Aydan Özoguz, integrationspolitische Sprecherin der SPD.

Denn auch dort sind keine Zeichen für eine verstärkte Zuwanderung von Fachkräften zu sehen: So sank 2009 die Zahl der an ausländische Fachkräfte erteilten Aufenthaltstitel zur Ausübung einer Beschäftigung. Ganze 2.465 ausländische Fachkräfte der Informations- und Kommunikationstechnologie bekamen einen Aufenthaltstitel zur Ausübung einer Beschäftigung. „Das ist auf diesem niedrigen Niveau noch einmal ein Einbruch um ein Drittel. Hochspezialisierte Fachkräfte gehen eben lieber in die USA, nach Kanada oder Australien – und nicht nach Deutschland. Ob dann die Debatte über misslungene Integration rund um das Buch von Herrn Sarrazin dazu beiträgt, unser Land in der Außenwahrnehmung attraktiver zu machen, sei dahingestellt“, so die SPD Politikerin.

Türken wandern im vierten Jahr in Folge aus
Hauptherkunftsland der Zuwanderung ist unverändert Polen: Es liegt auf Platz 1 der Statistik mit 123.000 Zuzügen (17% aller Zuwanderer), gefolgt von Rumänien (8%) und den USA (4%). Danach folgt die Türkei, in die aber im vierten Jahr in Folge mehr Menschen aus Deutschland abwanderten als von dort nach Deutschland kamen. Böhmer: „Aus Studien wissen wir, dass insbesondere in Deutschland ausgebildete junge Menschen mit türkischen Wurzeln in ihr Herkunftsland zurückkehren, weil sie sich dort bessere berufliche Chancen ausrechnen. Unser Ziel muss es sein, ihnen und allen anderen qualifizierten Migranten in Deutschland eine erfolgsversprechende Perspektive zu bieten. Wir müssen den Brain-Drain stoppen!“

Unerwähnt ließ Böhmer allerdings, dass türkische Akademiker Deutschland nicht nur aufgrund der besseren Job-Chancen Deutschland in Richtung Türkei verlassen. Maßgeblich ist auch deren Benachteiligung am Arbeitsmarkt und das Gefühl, in Deutschland nicht willkommen zu sein. Studien belegen, dass türkische Bewerber sich deutlich häufiger auf eine Stelle bewerben müssen, ehe sie eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bekommen. (eb)
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  1. JeanJean sagt:

    Mehr als 4000 deutsche Unternehmen, darunter auch die “ Großen“ haben sich in det Türkei in den letzten Jahren angesiedelt und beleben den türkischen Arbeitsmarkt.
    Selbstverständlich werden dort vielfältige Positionen für Bewerber aus Deutschland die eine Verbindung zur türkischen Kultur und Sprache haben angeboten.
    Die Entscheidung für ein deutsches, gut geführtes Unternehmen in der Türkei zu arbeiten die viele junge deutsch Türken in den letzten Jahren getroffen haben ist den Aufstiegschancen geschuldet und kein Zeichen für Ausgrenzung oder gar Rassismus durch die deutsche Gesellschaft, die jeden bildungswilligen türkischen Migranten geradezu fanatisch bejubelt.