Türkische Presse Europa

24.07.2009 – EU, DITIB, Diskriminierung, Jugendamt

Die Europaausgaben der türkischen Zeitungen gehen heute unter anderem der Frage nach, was das religiöse Erbe der Europäischen Union ist. Die Bezeichnung religiöses Erbe sei so unkonkret, dass sie nichts ausschließt und alles einschließt. Weitere Themen sind die Ernennung des neuen Vorstandes der DITIB, der Selbstmord einer jungen Türkin in Obhut des Jugendamts und der Lehrermangel in Deutschland.

Sonntag, 26.07.2009, 0:17 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 24.08.2010, 19:55 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Was ist das religiöse Erben der Europäischen Union?
Die TÜRKIYE geht in seiner heutigen Ausgabe der Frage nach, was das religiöse Erbe der Europäischen Union ist. Der Völkerrechtler Professor Bernhard Kempen von der Universität Köln habe dazu erklärt, dass eine Gemeinschaft ohne Gott für ihn so nicht vorstellbar sei. Die Europäische Union müsse selbstverständlich einen transzendenten Bezug in dieser Gemeinschaft pflegen, sonst breche sie innerlich auseinander. Der Gottesbegriff werde zwar in der europäischen Verfassung nicht erwähnt. Dafür einigte man sich aber auf die Erwähnung des religiösen Erbes Europas, aus dem die Staatenunion neben dem kulturellen und dem humanistischen Erbe schöpfen solle. Die Bezeichnung religiöses Erbe sei so unkonkret, dass sie nichts ausschließt und alles einschließt: den römischen Katholizismus, die Kirchen der Reformation, jüdische Einflüsse und den Islam.

Der Kirchenrechtler Professor Stefan Muckel von der Kölner Universität räume ein, dass die Präambel des neuen europäischen Vertrags nicht mehr ausdrücklich das enthält, was man sich aus christlicher Sicht erhofft habe. Andererseits müsse man auch erkennen, dass es vielfältige Bestimmungen im neuen Europarecht nach Lissabon gebe, die den Rechtsstatus von Kirchen und Religionsgemeinschaften sehr umfassend schützen. Der katholische Theologe Christof Mandry von der Universität Erfurt vertrete die Ansicht, dass die Frage nach dem religiösen Erbe Europas nicht nur eine historische Frage sei. Es sei vor allem auch eine politische Frage, was zu Europa alles hinzugehören soll. Auf diese Weise könne man die Integration der hier lebenden Muslime verbessern. Das religiöse Erbe, das die Präambel des Lissabon-Vertrages nennt, sei also offen für die weitere Entwicklung der Union. Das europäische Haus stehe somit auf einem beweglichen Fundament.

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Dr. Ali Dere wird neuer Vorsitzender von DITIB
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) hat einen neuen Vorsitzenden. Dr. Ali Dere, bisher Leiter der Abteilung für Auslandsbeziehungen im Amt für Religiöse Angelegenheiten, wurde zum Vorsitzenden ernannte, berichtet die HÜRRIYET. Dr. Dere spricht Deutsch und kennt sich aus in dem Land, für das er bisher muslimische Prediger ausgesucht hat. Er habe in Deutschland promoviert.

Pro Köln beruft Ratssitzung zum Moscheebau
Zwölf Minuten habe die Kölner Ratssitzung in der Sommerpause gedauert, die die rechtspopulistische pro Köln zum Moscheebau beantragt hatte, berichtet die ZAMAN. Pro Köln habe vorgetragen, dass die Finanzierung der Moschee nicht gesichert sei. Die Dezernentin Marlis Bredehorst habe betont, dass finanzielle Belange nicht Bestandteil der öffentlich rechtlichen Prüfung sei.

Jugendamtsskandal: 14-jährige Türkin begeht Selbstmord
Die ZAMAN berichtet von der 14-jährigen Türkin, die in einem Heim in München Selbstmord begangen hat. Die Unterbringung im Heim sei durch das Jugendamt angeordnet worden. Die Mitarbeiter des Jugendamts hätten das Mädchen in einem Zimmer eingesperrt, da das Mädchen immer wieder ausgebrochen sei. Das Mädchen habe angekündigt, sich das Leben zu nehmen, wenn man sie einsperre. Sie wurde offensichtlich nicht ernst genommen, kritisieren die Eltern.

Hamburger Ausländerbehörde stellt Diskriminierung ein
Die Ausländerbehörde in Hamburg habe seine Ermessensentscheidung, wonach ein Attest eines türkischstämmigen Arztes für einen türkischen Staatsbürger unbrauchbar sei, widerrufen. Damit sei eine Rechtsstreitigkeit, die über 19 Jahre andauerte, beendet, berichtet die HÜRRIYET. Politiker und Vertreter von Migrantenorganisationen hatten am Vortag die Praxis der Ausländerbehörde als Diskriminierung bezeichnet und die Aufhebung der Benachteiligung gefordert. Der Arzt habe die Angelegenheit ferner der Ärztekammer gemeldet.

Auswanderung aus Deutschland stark gestiegen
Die MILLIYET berichtet, dass Im Jahre 2008 738 000 Fortzüge aus Deutschland verzeichnet worden sind. Das seien rund 100 000 mehr als im Vorjahr. Die Zeitung beruft sich dabei auf Informationen des Statistischen Bundesamtes. Nach vorläufigen Ergebnissen sind im Jahr 2008 ferner rund 682 000 Menschen nach Deutschland zugezogen. Damit blieb die Zahl der Zuzüge im Vergleich zum Vorjahr (681 000) nahezu konstant.

Lehrermangel in Deutschland
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Krista Sager, glaubt, dass die Personalknappheit im deutschen Schulsystem durch die Anerkennung ausländischer Hochschulabschlüsse zu lösen ist. Um den Lehrermangel in Deutschland zu lindern, hatte Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) zuvor vorgeschlagen, Wissenschaftler aus Universitäten und Forschungseinrichtungen an die Schulen zu holen. Der Philologenverband hatte gewarnt, zum Schulbeginn im Herbst könnten bis zu 40.000 Lehrer fehlen. (TÜRKIYE, SABAH)

Türkischlehrer sollen in Deutschland ausgebildet werden
Die SABAH berichtet über die Forderung der Föderation türkischer Elternvereine in NRW e.V., an den Hochschulen ein Studienfach „Lehramt für Türkisch“ einzurichten. Die Türkischlehrer sollen künftig in Deutschland ausgebildet werden. Die in Deutschland sozialisierten Lehrpersonen hätten einen besseren Zugang zu den Migrantenkindern. Gestern hatte MILLIYET darüber berichtet.

Bischöfin setzt sich für interreligiösen Dialog ein
Die TÜRKIYE berichtet, dass die Bischöfin Maria Jepsen zum zehnjährigen Bestehen des Islamischen Gemeinschaftsrates die Centrum-Moschee in St. Georg besuchte .Die evangelische Bischöfin Jepsen habe ihre Solidarität mit den in Deutschland lebenden Muslimen bekräftigt. Türkische Presse Europa

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